Omikron-Modell auf einem Schachbrett mit Schachfiguren
Wie wird BA.5 das Infektionsgeschehen weiter beeinflussen? Die Zahl der neuen Ansteckungen geht aktuell zurück. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Covid-19 Omikron-Genesene haben wahrscheinlich etwas Schutz vor BA.5

25. Juli 2022, 15:13 Uhr

Aktuelle Daten aus Katar zeigen: Wer eine Infektion mit einer Omikron-Variante wie BA.1 oder BA.2 durchgemacht hat, ist besser vor einer erneuten Ansteckung geschützt als Genesene früherer Varianten.

Die Corona-Sommerwelle in Deutschland hält an. Trotzdem trifft es nicht alle Menschen gleichermaßen. Daten aus dem arabischen Emirat Katar zeigen jetzt: Wer bereits eine Infektion mit einer Omikron-Variante durchgemacht hat, könnte doch etwas besser geschützt sein vor einer Ansteckung mit BA.4 und BA.5. Allerdings ist nicht ganz klar, ob es die nahe Verwandtschaft der Virusvarianten ist, die den Schutzeffekt auslöst, oder der nahe zeitliche Abstand der Infektionen.

76,1 Prozent Schutz: Omikron Genesene infizieren sich seltener mit BA.4 oder BA.5

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 52 min
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Laith Abu-Raddad und Kollegen von der Katar Universität in Doha haben für ihre bislang nicht begutachtete Preprint-Studie Daten des Gesundheitssystems des Landes ausgewertet. Dabei interessierte sie, wer sich im Zeitraum 7. Mai bis 4. Juli mit Sars-CoV-2 infiziert hatte, also der Phase, in der BA.4 und BA.5 dominant wurden. Ob ein Patient mit den neuen Varianten angesteckt war, analysierten die Forscher mit der Methode "S-Gene Target Failure". Sie bestimmt, ob im Erbgut der Viren ein bestimmtes Eiweiß vorhanden ist, das BA.4 und BA.5 fehlt. Außerdem berücksichtigten die Forscher Alter, Geschlecht und Impfstatus einer Person.

Laut der Analyse hatten Menschen, die sich früher mit einer Vor-Omikron-Variante angesteckt hatten, eine 15,1 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, sich während der aktuellen Welle zu infizieren, als bislang gar nicht infizierte Personen. Wer bereits eine Omikron-Ansteckung durchgemacht hatte, genoss dagegen sogar 76,1 Prozent Schutz vor einer symptomatischen Ansteckung.

Zeitlicher Abstand oder Omikron-Infektion: Was löst den Schutz aus?

In einem Newsbericht des Magazins nature zweifeln allerdings einige Experten an, ob es wirklich die Verwandtschaft der Virusvarianten ist, die den Omikron-Genesenen Schutz verleiht, oder ob nicht der zeitlich enge Abstand zur vorangegangenen Infektion darüber entscheidet, ob eine Person noch immun ist. Bereits eine ganze Reihe von Studien hat gezeigt, dass etwa sechs Monate nach Infektion oder Impfung das Wiederansteckungsrisiko steigt. Solang liegt der Höhepunkt der ersten Omikronwelle noch nicht zurück. Zudem bezog die Studie nur solche Infektionen als Reinfektionen ein, deren zeitlicher Abstand mindestens 90 Tage zur vorherigen Infektion betrug.

Umgekehrt kommt den Forschenden allerdings zugute, dass Katar durch routinemäßige Tests kaum Infektionen übersieht. Etwa fünf Prozent der Einwohner des Landes werden pro Woche getestet, entweder mit einem Antigenschnelltest oder mit einem PCR-Test. Die meisten Infektionen würden durch diese Routine-Tests aufgedeckt, nicht durch solche, die aufgrund von Symptomen durchgeführt werden, schreiben die Autoren der Studie.

Omikron-Sommerwelle: Zahl neuer Ansteckungen ist rückläufig

Ob in Deutschland der Höhepunkt der BA.5-Welle bereits überschritten ist, ist zwar noch unklar. In der ersten Juliwoche waren laut RKI-Bericht BA.4 und BA.5 für 91,8 Prozent aller Infektionen verantwortlich (mit einem Anteil von 5,3 Prozent spielt BA.4 jedoch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle) und dürften damit BA.2 inzwischen vollständig verdrängt haben. Der R-Wert liegt seit einigen Tagen wieder bei unter 1, damit dürfte die Zahl neuer Ansteckungen nun wieder sinken. Gut möglich, dass die Immunität der bereits im Frühjahr durchgemachten Omikron-Infektionen dabei eine gewisse Rolle spielt.

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 41 min
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