Cesar Vasquez Sanchez (3.v.l), Gesundheitsminister von Peru, besucht das Nationale Institut für Neurologische Wissenschaften, in dem derzeit zwei Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom behandelt werden.
Cesar Vasquez Sanchez (3.v.l), Gesundheitsminister von Peru, besucht das Nationale Institut für Neurologische Wissenschaften, in dem derzeit zwei Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom behandelt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa/Minsa | -

Seltene Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom: Peru ruft Gesundheitsnotstand aus

11. Juli 2023, 11:17 Uhr

In Peru gibt es aktuell besonders viele Fälle der Nervenerkrankung "Guillain-Barré-Syndrom". Die Krankheit ist eigentlich sehr selten und die Ursache für die aktuelle Ausbruchswelle ist noch ungeklärt.

Wegen einer ungewöhnlichen Häufung von Fällen einer üblicherweise sehr seltenen Nervenerkrankung hat die Regierung Perus einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand erklärt. Seit Januar seien in dem südamerikanischen Land 182 Fälle des sogenannten Guillain-Barré-Syndroms erfasst worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Vier der Betroffenen seien gestorben. 31 Patienten seien noch im Krankenhaus, die restlichen 147 wieder entlassen worden.

Das Guillain-Barré-Syndrom kann zu Lähmungen führen

Das Guillain-Barré Syndrom (GBS) ist eine Auto-Immunerkrankung, also eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems auf den eigenen Körper. Sogenannte Autoantikörper beschädigen die Myelin-Schicht von Nervenbahnen und zerstören so die Übertragungsfähigkeit dieser Nerven. Die Folge davon sind Kribbeln, Taubheitsgefühle und später Lähmungen oder Muskelschwäche.

Dem GBS geht in der Regel eine Erkrankung der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts voraus, zum Beispiel eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Auch Dengue- und Zika-Virus können Auslöser sein. Meist bleibt es bei Einzelfällen, Ausbrüche sind selten.

Risiko stieg nach Corona-Impfung und Krankheit

Während der Corona-Pandemie wurde bei Menschen, die eine Astrazeneca-Impfung erhalten hatten, ein leicht erhöhtes (aber immer noch geringes) Risiko, am Guillain-Barré Syndrom zu erkranken festgestellt. Auch nach einem positiven Coronatest gab es ein erhöhtes Risiko für GBS, in diesem Fall sogar erheblich häufiger, als nach der Impfung. Damals schlussfolgerten die Forschenden, dass eine Infektion mit Corona ein deutliche höheres Risiko für die Nervenerkrankung darstellt, als die Impfung.

2019 gab es in Peru bereits eine GBS-Welle

In Peru wurde allerdings auch schon 2019 eine größere Welle erfasst. Im Zeitraum vom 20. Mai bis 27. Juli wurden 683 vermutete oder bestätigte GBS-Fälle festgestellt, wie es in einer 2020 im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" vorgestellten Analyse heißt. In Französisch-Polynesien folgte 2013/14 eine Häufung von GBS-Fällen auf eine Zika-Infektionswelle.

"Wir haben die Krankheit derzeit unter Kontrolle", sagte Perus Gesundheitsminister César Vásquez vor Journalisten. Da es in den vergangenen Wochen einen bedeutenden Anstieg von Fällen gegeben habe, sei es notwendig geworden zu handeln. Zu den Gründen für die Zunahme gab es zunächst keine Angaben. Für den großen Ausbruch 2019 galten Infektionen mit Campylobacter jejuni als wahrscheinlichste Ursache.

Proben sollen verstärkt analysiert werden

Mit der Notstandserklärung werde gewährleistet, dass ausreichend Medikamente zur Behandlung des Syndroms für die Krankenhäuser bereitgestellt würden, hieß es. Außerdem werden demnach die epidemiologische Überwachung intensiviert und die Referenzlabore zur Analyse von Proben verstärkt. Eine entsprechende Anordnung wurde im Amtsblatt des fast 34 Millionen Einwohner zählenden Landes veröffentlicht.

Links/Studien

Die Studie zu Corona-Impfstoffen, der Corona-Infektion und GBS mit dme Namen "Neurological complications after first dose of COVID-19 vaccines and SARS-CoV-2 infection" ist hier abrufbar.

dpa/iz

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