Asteroid 2000 QW7 Feuerball über Norddeutschland, neues Objekt im Anflug

13. September 2019, 17:26 Uhr

Am Donnerstagnachmittag gingen bei der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) und den norddeutschen Polizeizentralen dutzende Meldungen aus der Bevölkerung ein. Sie alle haben einen hellen oder feurigen Schweif am Himmel gesehen.

Die IMO (International Meteor Organization) verzeichnet auf ihrer Webseite am selbigen Tag fast 500 Meldungen über einen Feuerball. Die Sichtungen reichten dabei von Brandenburg, über Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, hin zu Dänemark, den Niederlanden, Belgien und sogar nach Sheerness in England.

Die Nutzerin Manuela W. aus Potsdam berichtet um 14:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit: "Anfangs war ein langer grüner Schweif zu beobachten, als die Kugel dann tiefer kam wurde es zu einem Feuerball mit Feuerschweif (kein grün mehr)." Für einen Nutzer aus Bremerhaven erschien die Himmelserscheinung nicht als gerader Schweif. Für ihn wirkte es wie ein Plasma, weshalb er vermutet, dass das Objekt zerfallen sei und dadurch für ihn breiter und verschwommener wirkte. Auch die Farbe nimmt dieser Nutzer anders als Manuela W. wahr. Er erkannte die Farben hellblau, gelb und weiß. Ein kleiner der Teil der Meldungen berichtete von einem Geräusch, das zeitgleich oder versetzt zum Ereignis zu hören war.

Es gibt auch einen Videozusammenschnitt von der American Meteor Society (AMS). Insgesamt sind zwei Videos zu sehen. Der erste Zusammenschnitt stammt aus dem niederländischen Borssele von Marchal v. und zeigt einen weißen Schweif, der im 45 Gradwinkel nach links unten saust. Das letzte Video wurde vom AMS Kameraoperator Jörg Strunk erfasst und zeigt einen senkrechten Schweif.

ESA klärt auf

Die Europäische Weltraumbehörde berichtet auf ihrem Twitter-Account ebenfalls über die Himmelssicherung und gibt Entwarnung. Bei dem Objekt "handelt es sich um ein natürliches Objekt, das in die Erdatmosphäre eintrat und verglühte".

Auf die Nachfrage von NDR 1 Radio MV vermutet der ESA-Missionsanalyst Rüdiger Jehn, dass es sich um verglühten Weltraummüll handeln könnte. Er fügt aber hinzu, "dass es ein Asteroid war, der in die Atmosphäre eingetreten und verglüht ist". Die Größe des Objekts schätzt er auf einen halben Meter bis Meter. Himmelskörper dieser Größenordnung treffen die Erde jedes Jahr und stellen keine große Gefahr da.

Eine Begründung, warum man von dem Eintritt des Objektes nicht vorher etwas wusste, liefert Jehn auf dem Twitter-Account der ESA: "Selbst die größten Teleskope würden das erst ganz kurz vorher sehen. Objekte dieser Größe richten keinen Schaden an."

Auf einer Infografik der Europäischen Raumfahragentur (ESA) sieht man die Häufigkeit von Asteroiden-Einschlägen nach Größe und deren Auswirkungen abgebildet.
Asteroiden und ihr Gefahrenpotential Bildrechte: ESA

Steht uns der grosse Knall noch bevor?

Anders sieht es mit dem Asteroiden 2000 QW7 aus, der am 15. September um 1:54 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Erde streifen wird. Dieser Asteroid hat einen Durchmesser von 300 bis 600 Metern und könnte somit eine höhere Einschlagskraft haben, als es die stärkste je gezündete Wasserstoffbombe (50 Megatonnen) hat. Glücklicherweise wird Asteroid 2000 QW7 die Erde um 4,8 Millionen Kilometer verfehlen – das entspricht sechs Hin- und Rückflügen zum Mond.

Trotzdem ist die Beobachtung eines solchen Objektes wichtig. "Es ist hundertprozentig sicher, dass wir getroffen werden, aber wir sind nicht hundertprozentig sicher, wann", erklärt Danica Remy, die Präsidentin der B612 Organisation. B612 untersucht und analysiert Asteroidendaten und möchte somit darauf hinarbeiten die Welt vor Asteroideneinschlägen zu schützen. Um zu verstehen, wie viele Asteroiden in unserem Sonnensystem herumschwirren, ist das nachfolgende Video von 2013 hilfreich:

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 30. Juni 2019 | 09:20 Uhr