Sucht Chronisch gestresste Jugendliche greifen öfter zur E-Zigarette
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17. September 2023, 06:45 Uhr
Fröhliches Design, unschuldiger Geschmack: So kommen E-Zigaretten daher und ziehen zunehmend auch Kinder und Jugendliche in ihren Bann. Die Zahl junger Konsumenten steigt rasant und damit auch die Gefahren für Körper und Seele, wie eine Studie aus Kanada zeigt.
Wer früh Verdampfer nutzt, steht meist chronisch unter Stress. Das ergaben die Untersuchungen von Teresa To und ihren Kollegen des Hospital for Sick Children (SickKids) im kanadischen Toronto. Sie hatten Daten der Canadian Health Measures Surveys ausgewertet. Unter den Teilnehmern dieser repräsentativen nationalen Umfrage waren auch 115 E-Zigarettenkonsumenten im Alter von 15 bis 30 Jahren. Viele von ihnen berichteten über extremen chronischen Stress, ihre abstinenten Altersgenossen hingegen waren davon weniger als halb so oft betroffen.
Chronischer Stress kann zu psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen führen.
Chronischer Stress erhöht das Risiko für Suchterkrankungen
Das Ergebnis überrascht nicht, denn Stress ebnet bekanntlich den Weg in die Sucht. Ein Grund mehr für Teresa To, Hilfe für Betroffene zu fordern. "Chronischer Stress kann zu psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen führen", warnt sie.
Daher sei frühzeitige Unterstützung wichtig, damit junge Menschen unter Druck gar nicht erst auf ungesunde Bewältigungsstrategien zurückgreifen. "E-Zigaretten sind kein wirksames Mittel zur Stressbewältigung, aber Stress und Ängste wiederum können Heißhunger auf Verdampfer auslösen und es dem Benutzer erschweren, mit dem Rauchen aufzuhören", so To.
Verusacht Dampfen den Stress - oder führt Stress zum Griff zur E-Zigarette?
Auch wenn die Studie zwar statistisch den Zusammenhang zwischen Stresslevel und Verdampferkonsum offenlegt, kann sie doch keine Aussage darüber treffen, ob der Stress darüber hinaus zu einem Anstieg des E-Zigarettenkonsums führt oder es genau andersherum ist: Dass das Dampfen das Stresserlebnis steigert.
Obwohl die jungen Konsumenten eine schlechtere Lebensqualität beschrieben als Gleichaltrige, die nicht rauchten, seien sie zum Zeitpunkt insgesamt in guter körperlicher Verfassung gewesen, schreiben die Autoren. Allerdings wisse man noch nicht nicht viel über längerfristige Auswirkungen von E-Zigaretten. Doch gesundheitliche Konsequenzen seien mit dem Wissen von heute bereits absehbar: "Es ist bekannt, dass Stress Entzündungen im Körper auslöst und diese eine wichtige Rolle bei der Entstehung chronischer Erkrankungen wie Asthma, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen", warnt sie.
Vapen statt Rauchen: Doppelt so viel Nikotin wie in herkömmlichen Zigaretten
Allein in Deutschland ist die Zahl der 14- bis 17-jährigen Dampferinnen und Dampfer innerhalb eines Jahres auf das Fünffache gestiegen, die der 18- bis 24-jährigen hat sich knapp verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt die Ende 2022 veröffentlichte Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra). Die große Auswahl an Designs und Geschmacksrichtungen macht´s möglich. Doch so unschuldig, wie der Dampf schmeckt, ist er nicht. Viele der angebotenen Flüssigkeiten (Liquids) enthalten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) doppelt so viel Nikotin wie herkömmliche Zigaretten. Das schadet nicht nur den Atemwegen und dem Herz-Kreislaufsystem, sondern macht auch schneller abhängig.
Gesundes Rauchen gibt es nicht
Elif Dağlı von der Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen fordert mehr Prävention: "Wir müssen auch das Bewusstsein für die Gefahren des Gebrauchs von E-Zigaretten schärfen und Unterstützung bieten, um jungen Menschen dabei zu helfen, das Dampfen zu vermeiden oder damit aufzuhören."
Australien zum Beispiel geht dabei einen konsequenten Weg. "Keine Kaugummi-Aromen mehr, keine rosa Einhörner oder E-Zigaretten, die als Textmarker getarnt sind, damit Kinder sie in ihren Federmäppchen verstecken können", begründet Gesundheitsminister Mark Butler das Verbot von Verpackungen und Geschmacksrichtungen, die Kinder und Jugendliche ansprechen.
Links/Studien
To et.al.: E-cigarette use and quality of life in young adults: a Canadian health measure survey study, Abstract for The ERS International Congress 2023, Pressemitteilung
krm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 04. August 0023 | 14:21 Uhr
rstal am 18.09.2023
Der Satz "Viele der angebotenen Flüssigkeiten (Liquids) enthalten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) doppelt so viel Nikotin wie herkömmliche Zigaretten" ist sachlich so nicht auf D zutreffend.
Die WHO betrachtet die zulässige Nikotinkonzentration weltweit.
So sind z.B. 50 mg/ml in den USA bei Fertigliquids (z. B. in der Juul) zulässig, aus China ist sogar annähernd reines Nikotin (dessen Besitz ohne besondere Genehmigung ist in D eine Straftat!) erhältlich!
In der EU ist die maximal zulässige Konzentration 20 mg/ml.
Nebenbei ist es bei reinem Nikotin (also ohne Verbrennungsprodukten von Tabak) noch immer nicht gelungen ein Suchtpotenzial beim Menschen nachzuweisen. Die WHO und interessenmäßig verbundene Organisationen verwenden hier den Konjunktiv (es könnte sein).
Nebenbei wäre es zielführender Kardiologen zum Thema E-Zigaretten zu befragen.
Pneumologen beziehen den größten Teil ihrer Kunden aus dem Kreis der Tabakraucher und sind daher aus ökonomischen Gründen voreingenommen.
Shantuma am 17.09.2023
Ursachenbekämpfung ist in der modernen Welt ein Fremdwort, denn es ist antikapitalistisch.
Also muss man auf Verbote gehen, obwohl diese nachweislich nicht viel bringen. Nicht umsonst gibt es den Spruch "Regeln sind dazu da gebrochen zu werden" und gerade Jugendliche sind rebellisch und überschreiten gerne Grenzen.
Achja, zu viel Logik, damit bin ich hier ja falsch. Mein Fehler.