Wissen-News Gruselige Strategie: Wiedehopf verfüttert jüngste Küken an Geschwister
Hauptinhalt
25. März 2024, 16:30 Uhr
Nach inniger Geschwisterliebe sucht man bei so mancher Tierart vergebens. Auf die Spitze treiben das junge Wiedehopfe: Ältere Küken fressen die unliebsame jüngere Konkurrenz einfach auf. Die Mutter helfe dabei sogar noch, hat ein Forschungsteam beobachtet.
Bei Wiedehopfen ist es äußerst riskant, zu den kleineren Geschwistern zu zählen: Die auch hierzulande vorkommenden Vögel verfüttern jüngere Küken häufig an ältere, um deren Überleben zu sichern, berichtet ein Forschungsteam. Die Kleinsten dienen demnach als eine Art lebende Speisekammer für ihre kannibalistischen Geschwister. Der Wiedehopf (Upupa epops) ist mit seinem pompösen, orangen Federkamm auf dem Kopf und dem langen, gebogenen Schnabel ein sehr auffälliger Vogel. Im 19. Jahrhundert noch gebietsweise häufig, gehört er heute zu den gefährdeten Arten in Deutschland.
Jeweils ab Anfang März ziehen Wiedehopfe aus Winterquartieren an der westlichen Mittelmeerküste und südlich der Sahara zu uns und suchen sich Höhlen zum Brüten. Während der Eiablage und anfangs auch während der Kükenaufzucht ist das Männchen allein für die Versorgung zuständig, das Weibchen verlässt dann nur selten und kurz das Nest. Von vielen Vogelarten ist bekannt, dass sich Geschwister gegenseitig umbringen, darunter bestimmte Adler, Pelikane und Blaufußtölpel. Kainismus wird diese Tötung eines jüngeren Geschwisters durch ein älteres genannt. Die unliebsame Konkurrenz im Nest wird dabei aber meist nur getötet, nicht gefressen. Das Zweitgeborene ist in solchen Fällen quasi eine biologische Sicherheitsreserve: Schwächelt oder stirbt der Erstling, kommt das jüngere Küken zum Zug; In sehr nahrungsreichen Jahren schaffen es mitunter auch beide Jungvögel, flügge zu werden.
Geschwister-Kannibalismus hingegen komme bei Vögeln nur selten vor, erläutert das Forschungsteam. Und selbst dann würden in der Regel nur aus anderen Gründen verendete Nestlinge gefressen. Wiedehopf-Mütter hingegen verfütterten häufig gezielt muntere junge Küken an deren ältere Geschwister. Die Forschenden um María Dolores Barón von der Versuchsstation für Trockenzonen EEZA in Almería hatten das Verhalten von Wiedehopfen in Südspanien untersucht. Nistkästen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: In der einen erhielt die Mutter während der Eiablage zusätzliche Nahrung in Form von 25 toten Grillen, in der anderen nicht.
Links/Studien
Die Studie "Extra Nestlings That Are Condemned to Die Increase Reproductive Success in Hoopoes" ist im Fachjournal "The American Naturalist" erschienen.
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 13. März 2024 | 15:30 Uhr