Wissen-News Forscher aus Dresden entdeckt mit seinem Team extrem seltene Riesenschildkröte in Indien

21. März 2024, 11:27 Uhr

Die Cantor-Riesenweichschildkröte gilt als extrem selten und ist vom Aussterben bedroht. Bislang konnte noch nie ein Tier in freier Wildbahn in ihrem Lebensraum in Indien nachgewiesen werden. Jetzt ist einem Wissenschaftler aus Dresden mit seinem internationalen Forschungsteam ein Clou gelungen.

Riesenschildkröte (Pelochelys cantorii), aufgenommen am Chandragiri-Fluss in Kerala, Indien.
Bildrechte: Ayushi Jain

Die asiatische Cantor-Riesenweichschildkröte (Pelochelys cantorii) zählt zu den seltensten Schildkrötenarten weltweit. Dem Dresdner Wissenschaftler Veerapan Deepak von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden ist es mit seinem Team nun gelungen, die seltene bis zu einem Meter große Süßwasserschildkröte in Indien aufzuspüren. Den Forschenden gelang es sogar, die Riesenschildkröten bei der Brut zu begleiten.

Nistendes Weibchen am Flusslauf

"Um das historische und aktuelle Vorkommen der Cantor-Riesenweichschildkröte zu untersuchen, haben wir Befragungen in den Gemeinden entlang des Chandragiri-Flusses in Kerala, Indien, durchgeführt", schreiben die Forscher. So habe man Standorte ermitteln können, an denen die Art vorkommt. Dorfbewohner hätten schließlich den entscheidenden Hinweis gegeben. Direkt am Fluss entdecken die Wissenschaftler ein nistendes Weibchen sowie Eier aus überfluteten Nestern. Die geschlüpften Jungtiere seien später wieder in den Chandragiri entlassen worden.

Vorkommen der Cantor-Riesenweichschildkröte in Indien
Die Wissenschaftler befragten in der gesamten Region im Bezirk Kasaragod in Kerala in Indien, einschließlich der sechs Panchayats entlang des Chandragiri-Flusses, Einwohner, um das historische und aktuelle Vorkommen der Cantor-Riesenweichschildkröte zu ermitteln. Bildrechte: Jain A, Akshay VA, Deepak V, et al.

Mit neuen Daten besserer Schutz möglich

"Unsere Ergebnisse verbessern das Wissen über die saisonalen und tageszeitlichen Aktivitätsmuster der Schildkröten. Ein Netzwerk von Schlüsselinformanten, das durch die Interviews ermittelt wurde, lieferte Informationen über Schildkrötenbeifänge, Sichtungen und Nistplätze", schreiben die Forscher. Bislang hätten nur unzureichende Daten vorgelegen, mit denen kein strategischer Schutz der Tiere möglich war. Das habe sich nun geändert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Informationen der Einwohner könnten jetzt für die fortlaufende Überwachung der Art genutzt werden und bei der Ausarbeitung von Schutzstrategien helfen. "Diese Methoden können auch für andere bedrohte Arten von Süßwasserschildkröten auf der ganzen Welt übernommen werden", hieß es.

Zwei Fotos: eine ausgewachsene Schildkröte (a) und eine junge Schildkröte (b) auf einem Handteller
Nachdem die jungen Riesenweichschildkröten (rechts) geschlüpft und ein wenig herangewachsen waren, entließen die Forschenden sie wieder in den Fluss. Bildrechte: Jain A, Akshay VA, Deepak V, et al.

Die Cantor-Riesenweichschildkröten sind in Flüssen Süd- und Südostasiens heimisch. Sie sind unter anderem infolge der Zerstörung ihres Lebensraums als "vom Aussterben bedroht" auf der Roten Liste bedrohter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) eingestuft. Demnach besteht ein extrem hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft. Über sein Forschungsprojekt hat das Team im Fachmagazin "Oryx" berichtet.

Links/Studien

Jain A, Akshay VA, Deepak V, et al. Using local ecological knowledge to determine the status of Cantor’s giant softshell turtle Pelochelys cantorii in Kerala, India. Oryx. Published online 2024:1-10. doi:10.1017/S0030605323001370

dpa/ (tomi)

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