Klimakrise Klimaanpassung: Wie wappnen wir uns für den Fall der Fälle?
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20. September 2024, 12:13 Uhr
Das aktuelle Hochwasser erinnert wieder eindringlich daran: Wir müssen uns auf das veränderte Klima mit mehr Extremwetterereignissen einstellen. Aber wie kann das gelingen? Klimaanpassung ist vor allem für die Kommunen eine große Herausforderung, die vielerorts eher zaghaft angegangen wird. Aber auch jeder Einzelne kann etwas beitragen, um unseren Lebensraum resilienter gegen die Folgen der Klimaveränderungen zu machen.
Das Hochwasser in Elbe und Neiße nach tagelangem Starkregen in Österreich und Tschechien kann angesichts der Klimaveränderung kaum mehr wundern. Dennoch scheinen die Zusammenhänge für viele Menschen noch immer nicht so richtig greifbar zu sein. Und so konnte man jüngst Klimaforscher Hermann Lotze-Campen, Leiter der Abteilung Klima-Resilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), im ZDF-Morgenmagazin dabei zusehen, wie er mit geradezu beeindruckender stoischer Ruhe erneut den Urschleim erklärt hat: Extremereignisse wie andauernder Starkregen und anschließende Hochwasser werden durch die Klimaerwärmung wahrscheinlicher und damit auch häufiger und stärker auftreten. Ja, das ist ein Effekt des Klimawandels und deshalb müssen die Gemeinden sich darauf vorbereiten. Genau dieser Vorbereitung widmet sich jedes Jahr die Woche der Klimaanpassung. Im Rahmen zahlreicher On- und Offline-Veranstaltungen gibt es in dieser Aktionswoche jede Menge Informationen und Anregungen – sowohl für die Entscheiderinnen und Entscheider in den Kommunen als auch für alle interessierten Privatpersonen.
Eine Anpassung an das sich verändernde Klima wird die Probleme, die auf uns zukommen, zwar nicht gänzlich lösen, wenn die rasante Erwärmung und der Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch reduziert wird, aber ohne Anpassung wird das gleich gar nichts. Frei nach dem Motto "lieber haben als brauchen" gehen deshalb Kommunen und Privatpersonen voran in Sachen Transformation.
Kommunen vor großer Herausforderung
Das Thema Klimaanpassung ist den Verantwortlichen in den meisten deutschen Kommunen natürlich nicht neu. Viele von ihnen haben bereits die Stelle eines Klimaanpassungsmanagers geschaffen. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, ein Klimaanpassungskonzept in der Kommune zu erstellen, zu koordinieren und umzusetzen. Doch deren Aufgabe ist hoch komplex: Was muss zuerst getan werden? Welche Bevölkerungsgruppe oder welche wichtigen Gebäude und Einrichtungen sind besonders gefährdet? Wie stark wirken sich die Klimaveränderungen aus?
Am Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen (FiW) e.V. forscht man deshalb an einer technologischen Unterstützung für die Kommunen: einem strategischen Entscheidungsunterstützungstool zur Anpassung an den Klimawandel. Die Projektbeteiligten René Kremer und Mark Braun haben den betroffenen Akteuren einiger Kommunen im Rahmen der Woche der Klimaanpassung einen Zwischenstand des Projektes "R2K-Klim+" vorgestellt – und einige offene Punkte mit ihnen diskutiert. Wie sind in der Risikoanalyse bspw. hohe monetäre Schäden oder die Unversehrtheit des Menschen im Vergleich zu bewerten? Welche Gebäude sind besonders wichtig und wie sollen Risikoobjekte wie Krankenhäuser besonders geschützt werden?
Dieses Feedback ist wichtig für die Forschenden, denn das Ziel des "R2K-Klim+"-Projekts sei, so erklärt es Kremer, ein Tool zu entwickeln, das die Akteure vor Ort bei der Bewertung von Klimasignalen und der Entscheidungsfindung im Rahmen der Klimaanpassungskonzepte unterstütze. Mithilfe mehrerer vernetzter Modelle können sie bereits Klimawirkungen abbilden. Konkret heißt das am Beispiel Hochwasser: Eine Karte zeigt die Projektstadt Duisburg. Darauf wird visualisiert, welche Gebiete bei welchem Wasserstand wie stark gefährdet sind. "Das kann man sich für Hochwasser anschauen, aber auch für andere Klimawirkungen wie Hitze oder Starkregen", erklärt Kremer. "Es ist ein System, das dabei helfen soll, gewisse Schwerpunkte oder Hotspots zu lokalisieren." Außerdem könnten die Klimaanpassungsmanagerinnen und –manager virtuell prüfen, welchen Nutzen eine bestimmte Maßnahme hätte und wie sich das auf die zu erwartenden Schäden auswirke.
Eine Stadt wie ein Schwamm
Das Entscheidungsunterstützungssystem der Aachener ist noch in der Entwicklung, anderes wird in den Kommunen bereits aktiv umgesetzt. Ein gutes Beispiel dafür findet sich in Dresden: Das Projekt "Biodiverse Schwammstadt Dresden" verbindet die Themen Regenwasserrückhalt, -speicherung und -nutzung mit dem Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt. Im Rahmen des Projekts wurden sechs Orte in Dresden ausgewählt, an denen erste Pilotprojekte entstanden sind. Einer dieser Orte ist in der Tannenstraße im Stadtteil Neustadt. Hier ist eine sogenannte Versickerungsmulde entstanden, die das Wasser von insgesamt fast 600 Quadratmeter Dachfläche aufnehmen soll. Hanna Witte betreut das Projekt für die Umweltorganisation BUND. Sie erklärt: "Schwammstadt bedeutet im Prinzip wieder den natürlichen Wasserkreislauf zu stärken und zu etablieren, also Niederschlagswasser in die Versickerung und in die Verdunstung zu bringen, anstatt es in die Kanalisation einzuleiten."
Eine Versickerungsmulde – also im Prinzip eine Senke im Zentrum eines begrünten und entsiegelten Innenhofs – sei eine ökologisch sinnvolle Lösung dafür, da sie größere Mengen Regen speichern könne, der dann nach und nach in den Boden versickere. Damit würden dann einige Pflanzen wie etwa Stauden oder Gräser bewässert, die eine Art Garten bilden und auch verschiedenen Tieren und Insekten Lebensraum bieten. BUND-Projektleiterin Witte merkt jedoch an, dass es deutlich mehr Unterstützung aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft brauche, um in größerem Umfang eine Schwammstadt zu realisieren. Hydrologin Lara Hähle, die sich für das Projekt eingesetzt hatte, ist aber auch schon über den ersten Schritt sehr froh: "Mit solchen kleinen Initial-Projekten wird im Endeffekt Sensitivität geschaffen", meint sie. "Es zeigt, dass kleine Maßnahmen auch etwas bringen können und dass im Endeffekt jeder Grundstückseigentümer oder auch Mieter sich dafür einsetzen kann und sollte, den Wasserhaushalt zu stärken."
Do it yourself: Einfach mal anfangen
Natürlich ist das Thema Klimaanpassung vor allem eines für die Verwaltung und Politik. Aber mit den kleinen Schritten hat die Dresdner Hydrologin einen guten Punkt: Wir alle können auch selbst etwas tun. Das lohne sich auf jeden Fall, meint auch Ines Gütt von der Klima-Initiative "Local Zero". "Ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass ihnen das total hilft. sich aktiv damit zu beschäftigen, was man machen kann und nicht mit so einer unterschwelligen Klima Angst zu leben."
"Local Zero" ist ein Netzwerk von Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Kommune vor Ort für Klimaneutralität einsetzen. "Das heißt, wir haben über 90 Teams in Städten und Gemeinden, die sich dafür einsetzen, dass ihre Kommune klimaneutral wird und das möglichst bis 2035 oder gerne auch noch ein bisschen früher", erklärt Gütt. Um mitzumachen muss man kein Experte sein: "Prinzipiell kann das jeder machen. Wir vermitteln Interessierten, was sie dazu brauchen und was ihre Kommune tun kann." Viele Teams fangen in ihren Kommunen mit einem sogenannten Klimaentscheid an, meint Gütt – also mit einer Entscheidung dafür, dass in der Kommune ein Plan erstellt wird, wie man klimaneutral werden will. In Dresden zum Beispiel habe das "Local Zero"-Team dafür extra einen Bürgerentscheid gemacht und 31.000 Unterschriften gesammelt. Inzwischen gibt es einen Klimaaktionsplan in Dresden und das Team verfolgt, wie gut der umgesetzt wird.
Tatsächlich gebe es aber im Osten Deutschlands noch gar nicht so viele "Local Zero"-Teams wie in den alten Bundesländern, bedauert Gütt. Das Klima-Netzwerk geht deshalb ganz bewusst genau hierhin: Dieses Jahr findet das große Bundestreffen des Netzwerks in Halle statt. Mit dabei sind nicht nur die Ehrenamtlichen, sondern auch einige Profis, die Einblicke in ihre Arbeit geben. "Der Schwerpunkt liegt darauf, dass Aktive sich miteinander austauschen, aber wir wissen auch, dass gerade Leute, die Lust haben, aktiv zu werden und die vielleicht noch nicht genau wissen, was ihr richtiger Platz ist, davon total profitieren", sagt Gütt. Deshalb sei das Treffen auch offen für Interessierte.
Jede grüne Oase hilft
Wem ehrenamtliches Engagement wie das der "Local Zero"-Gruppen zu viel ist, der kann auch einfach im eigenen Garten anfangen, Flächen zu entsiegeln und stattdessen auf Bepflanzung zu setzen. Oder aber auch auf dem Balkon: Dazu hat im Rahmen der Woche der Klimaanpassung etwa die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wertvolle Tipps für Anfängerinnen und Anfänger geliefert. Insbesondere in der Stadt helfen Pflanzen nämlich nicht nur dabei, Feinstaub aus der Luft zu filtern, sondern verbessern auch effektiv das Stadtklima, erklärte Expertin Annika Dobbers. "Gerade in Innenstädten, wo es immer häufiger im Sommer zu sogenannten Hitze Inseln kommt, ist eine Begrünung natürlich sehr wichtig." Denn durch ihre Verdunstung trügen die Pflanzen zu einer Kühlung bei. Außerdem könnten sie natürlich auch für Schatten sorgen und Niederschläge aufnehmen – insbesondere bei Starkregen, so Dobbers.
Mit dem Gärtnern auf Balkon oder Fensterbank kann eigentlich jeder sofort klein anfangen. "Der kleinste Garten ist ein Topf", sagt die Expertin und rät dazu, auf Töpfe oder Pflanzgefäße zurückzugreifen. Die allermeisten Pflanzen ließen sich darin gut ziehen, sogar der Anbau von Obst und Gemüse ist kein Problem. "Ich muss nicht unbedingt Gartenboden haben, sondern mit Töpfen ist eine ganze Menge möglich, gerade für Mieter", erklärt Dobbers. Sie empfiehlt, erst einmal mit einjährigen Saatgut-Mischungen oder Zwiebelblumen zu starten, wenn man sofort anfangen will. Auch Stauden seien gut geeignet für Pflanzgefäße. Die könnten auch gleich mehrere Jahre bleiben. Welche Pflanzen geeignet sind für Balkon oder Vorgarten hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in ihrem digitalen "Klimakoffer" zusammengefasst, in dem sich auch noch viel mehr wertvolle Tipps für mehr Grün am Haus finden.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. September 2024 | 17:40 Uhr
nasowasaberauch vor 3 Wochen
In den Städten das Wasser halten ist ein guter Ansatz. Den Flüssen mehr Raum geben und keine Bebauung in Flutflächen. Die DDR hatte keine Mittel für Flussbegradigungen, das Wasser kommt und geht langsamer, heute ist es ein Segen. Die Balance finden zwischen Umweltschutz und Wohlstand ohne Weltverbesserungsträumerei, weil wir in keiner Bubble leben.
prius vor 3 Wochen
Kein Gas Öl Kohle verbrennen weniger Fleisch Milch tierische Produkte essen mehr Moore anlegen damit lässt sich die Klimaerwärmung stoppen.einfach machen
Lili Marleen vor 3 Wochen
Was nützt es wenn wir demonstrieren
Aber unser Leben weiter leben wie bisher.
Da werden Dinge produziert die man nicht in den Mengen braucht.
Autos z.b.
Wer kauft die alle? Aber die deutschen haben ja nur noch Autoindustrie.
Alles andere wird ins Ausland ausgelagert und wird teuer importiert.
Wir jammern immer das die Ressourcen knapp werden.
Wir sollten wieder bescheidener werden.
Wir leben nur noch um zu arbeiten damit wir Häuser bauen und in Urlaub fahren können.
Selbst den kleinen Kindern wird schon beigebracht das in Urlaub fahren und mit Dr größten Kiste raumfahren das wichtigste ist.
Und wovon bezahlen wir das alles ?
Kredite ohne Ende
Aber wehe das Geldverdienen wird schwierig oder fällt weg.
Dann werden wir aggressiv.
Auch eine staatliche Förderung von Automobilen ist falsch . Das aendertam klimaproblem nichts .wir fahren zwar elektrisch
aber haben neue Probleme weil wir wieder andere Rohstoffe ausbeuten .
Aber das ist uns egal. Ist ja nicht bei uns.