Zeichnung eines prähistorsichen Pandas in Europa
So könnte er ausgesehen haben: Europas Riesen-Panda, der vor sechs Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Bulgariens lebte. Bildrechte: Velizar Simeonovski, Chicago

Paläontologie Riesen-Panda in Europa entdeckt – im Museum

01. August 2022, 12:49 Uhr

Wissenschaftler haben den vermutlich letzten in Europa lebenden Panda entdeckt. Er bewohnte die bewaldeten Feuchtgebiete des heutigen Bulgariens – im Miozän, vor rund sechs Millionen Jahren.

Zwei Zähne – mehr brauchten die Forscher nicht, um das Tier zu identifizieren. Ausgegraben wurden sie schon in den 1970er-Jahren. Die eigentliche Entdeckung geschah erst jetzt im Bulgarischen Nationalmuseum für Naturgeschichte. Denn dort lagerten der obere Fleischzahn und ein oberer Eckzahn. Sie wurden ursprünglich von dem Paläontologen Ivan Nikolov katalogisiert, nachdem sie im Nordwesten Bulgariens ausgegraben wurden und dann in die Sammlung des Museums an versteinerten Schätzen kamen.

"Sie hatten nur ein Etikett, das vage mit der Hand geschrieben war", erinnert sich Professor Nikolai Spassov vom Museum. "Ich habe viele Jahre gebraucht, um herauszufinden, wo die Art gefunden wurde und wie alt sie ist. Es dauerte dann auch lange, bis ich erkannte, dass es sich um einen unbekannten fossilen Riesen-Panda handelte."

Fraßen Pandas Bambus in Bulgarien?

Agriarctos nikolovi – wie die neue Art nach ihrem Finder benannt wurde – lebte vor rund sechs Millionen Jahren in bewaldeten, sumpfigen Gebieten. Bambus könnte dabei ein Teil seiner Nahrung gewesen sein, war allerdings zur damaligen Zeit, dem Spatmiozän vor etwa sechs Millionen Jahren, selten in diesem Gebiet. Auch die Spitzen der Zähne scheinen nicht stark genug, um die holzigen Stämme zu zerkleinern, heißt es im Bericht der Forscher. Vorwiegend weicheres Pflanzenmaterial war daher vermutlich die Hauptnahrung. Für die Spezialisierung auf vegetarische Ernährung sehen die Wissenschaftler einen klaren Grund. "Der wahrscheinliche Wettbewerb mit anderen Arten, insbesondere mit Fleischfressern und vermutlich anderen Bären, erklärt die stärkere Spezialisierung der Großen Pandas auf pflanzliche Nahrung in feuchten Wäldern", erklärt Professor Spassov.

Auch wenn die damaligen Riesen-Pandas nicht ganz so spezialisiert waren, wie es die heutigen Tiere mit ihrer Bambus-Ernährung sind, waren sie doch an feuchte, bewaldete Lebensräume gebunden. Wahrscheinlich war daher der Klimawandel im späten Miozän in Südeuropa, der zu einer Austrocknung führte, die Ursache für das Ende der Existenz des letzten europäischen Pandas.

Kam der Riesen-Panda aus Asien oder wanderte er dorthin aus?

Bei der Bestimmung der Panda-Art arbeiten die bulgarischen Forscher mit Qigao Jiangzuo von der Universität Peking, China, zusammen. Dadurch konnte die Identität des europäischen Riesen-Pandas als Teil der Ailuropodini zugeordnet werden – eines Stamms innerhalb der Bärenfamilie Ursidae. Zu dieser Gruppe gehört auch der heute noch lebende Große Panda.

Offen bleibt der Studie zufolge jedoch, wie es mit dem Riesen-Panda aus Bulgarien weiterging. Die Studie hat dazu zwei Hypothesen. Die erste: Agriarctos nikolovi kam aus Asien und endete in Europa. Die zweite: Die Gruppe entwickelte sich in Europa und wanderte dann nach Asien aus, und entwickelte sich zu dem modernen Panda, den wir heute so lieben.

Links/Studien

Die Studie "Discovery of a late Turolian giant panda in Bulgaria and the early evolution and dispersal of panda lineage" (Entdeckung eines spätturolianischen Riesenpandas in Bulgarien und die frühe Evolution und Ausbreitung des Panda-Stamms) erschien im Journal of Vertebrate Paleontology.

pm/gp

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