Balkonkraftwerk an einem Mehrfamilienhaus.
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Photovoltaik Boom bei Balkonkraftwerken: Sachsen deutschlandweit Spitze

15. März 2024, 14:01 Uhr

2023 war ein Rekordjahr für die sogenannten Balkonkraftwerke, also kleinere "steckerfertige" Solaranlagen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind nirgendwo in Deutschland so viele in Betrieb wie in Sachsen.

Mann mit Brille und Kopfhörern vor einem Mikrofon
Bildrechte: Robert Rönsch

Deutschland hat die Zahl seiner sogenannten Balkonkraftwerke im Jahr 2023 fast verfünffacht. Das zumindest geht aus Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur hervor, wo für das Jahr 2023 insgesamt 4,65-mal so viele "steckerfertige Anlagen" als in Betrieb genommen gemeldet wurden, wie es sie zuvor gegeben hatte.

In Relation zur Einwohnerzahl ist dabei Sachsen Spitzenreiter mit mehr als 5,19 neuen Anlagen je 1.000 Einwohner. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt bei 3,24. Damit hat sich Sachsen auch an die Spitze gesetzt, was die Gesamtzahl der registrierten Balkonkraftwerke betrifft, mit 6,18 Anlagen je 1.000 Einwohner. Auf Platz 2 liegt Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen leicht unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 4,13.

Photovoltaik: Bei größeren Hausanlagen hinkt Mitteldeutschland hinterher

Die Sachsen sind also gewissermaßen "Deutsche Meister der Kleinphotovoltaik". Ziemlich anders sehen die regionalen Trends allerdings bei anderen, meist deutlich größeren Solaranlagen an Häusern aus, die im Marktstammdatenregister als "Bauliche Anlagen (Hausdach, Gebäude und Fassade)" bezeichnet werden.

Hier bildet Sachsen das Schlusslicht der 13 Flächenländer, nur die "Stadtstaaten" Berlin, Hamburg und Bremen haben noch deutlich geringere Werte. Auch Mecklenburg-Vorpommern, bei den Balkonkraftwerken Nummer 2 hinter Sachsen, hat nur wenig mehr Anlagen vorzuweisen. Die Spitzenreiter bei den Haus-Solaranlagen sind im Süden zu finden. Bayern hat deutlich die meisten je 1.000 Einwohner, gefolgt von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die drei mitteldeutschen Länder liegen allesamt unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von rund 39 Anlagen je 1.000 Einwohner.

Solaranlagen: 2023 war Rekordjahr bei zugebauter Leistung, auch auf Freiflächen

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat sich die Daten des Marktstammdatenregisters für eine Kurzstudie ebenfalls angeschaut. Aus der wichtigsten Grafik der Studie gehen vor allem zwei Dinge hervor: Zum einen haben sich in Bezug auf die installierte Leistung die Anteile der Gebäudeanlagen zwischen 10 und 20 Kilowatt stark erhöht, nach drei Prozent im Jahr 2020 machten sie 2023 schon 22 Prozent der installierten Gesamtleistung aus. Und zum anderen ist die Anzahl der Balkon- und Minianlagen inzwischen so groß, dass ihre Gesamtleistung zumindest in der Grafik erkennbar ist. Es sind die grünen Balken ganz links bei den Jahren 2022 und 2023.

Jährliche Anteile Leistungszubau Solaranlagen
Bildrechte: Fraunhofer ISE

Ganz rechts in der Grafik sind außerdem die Werte für den jährlichen Gesamtzubau an Leistung zu sehen. Anlagen mit insgesamt fast 14,5 Gigawatt gingen 2023 also in Betrieb, das ist absoluter Rekord. Und da haben natürlich die großen Anlagen auf Freiflächen einen beträchtlichen Anteil. Auch bei ihnen war 2023 ein Rekordjahr mit 3,56 Gigawatt neu in Betrieb genommener Leistung.

Bei Solaranlagen auf Freiflächen sind Einwohnerzahlen keine sinnvolle Relation, wenn man die deutschen Bundesländer vergleichen will. Deshalb haben wir in der abschließenden Grafik die installierte Gesamtleistung von Freiflächen-Anlagen ins Verhältnis zur Gesamtfläche des jeweiligen Bundeslandes gesetzt. Und da sieht man, dass Brandenburg deutlicher Spitzenreiter ist. 125 Kilowatt sind dort durchschnittlich je Quadratkilometer auf Freiflächen installiert. Deutschlandweiter Durchschnitt sind 58,6 Kilowatt. Sachsen-Anhalt und Sachsen liegen über diesem Schnitt, Thüringen darunter.

17 Kommentare

Tom0815 vor 6 Wochen

@hinter-dem-Regenbogen
"Der Bürger dagegen, das hat ein jeder schon mitbekommen, zahlt um ein mehrfaches drauf, für etwas, was er niemals überprüfen kann"

Auf was zahlt man ein mehrfaches?
Klar, wenn ich mir ein BKW kaufe, dann zahle ich dafür quasi unendlich viel mehr, als wenn ich mir keines kaufen würde. Ist bei JEDEM Kauf so und liegt in der Natur der Sache.

Was kann ich nicht überprüfen? Das Strom erzeugt wird? Das ich für den erzeugten Strom nichts bezahle? Das mein vom meinem Anbieter bezogener Strom (bei gleichem Verbrauch) weniger wird und ich (bei gleichbleibendem Preis) somit auch weniger bezahle?
Da haben sie wohl den ein und anderen Fehler in Ihrer "Theorie".

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die wenigsten davon ausgehen, dass sie mit einer solchen Anlage die Welt retten. Ist eher ein klitzekleiner Beitrag zur CO2 Reduzierung. Das ist aber immer noch unendlich viel mehr, als aufgrund "wirrer Theorien" gar nichts zu machen. ;-)

Tom0815 vor 6 Wochen

@hinter-dem-Regenbogen
Ihr "Jetzt wäre auch mal die Möglichkeit gegeben, über den wirtschaftlichen Nutzen für den Erwerber von "Balkonkraftwerken", etwas zu schreiben. Aber da scheinen die Erfolgsmeldungen weniger üppig auszufallen." klingt, als wäre da irgendein riesiges Geheimnis, dessen Wahrheit uns vorenthalten wird.

Ich bin ja eher nicht so der Mystiker und verstehe die Idee eher einfach, ohne "Mächte im Hintergrund" und wie sie wohl auch gedacht ist:
- Ich kaufe mir (mit oder ohne Förderung) ein solches Balkonkraftwerk und installiere es (Anmeldung, Installation usw.)
- Durch die Sonne erzeugt das "Kraftwerk" Strom, den ich z.b. in meiner Wohnung selbst verbrauchen kann. Die Sonne stellt dafür keine Rechnung und ich bekomme den Strom somit umsonst (von Investitionskosten abgesehen)
- Da ich dann "kostenlosen" Strom zur Verfügung habe, muss ich weniger Strom von meinem Stromlieferanten beziehen, für den ich bezahlen müsste = wirtschaftlicher Nutzen. Eigentlich recht simpel, oder?

AlexLeipzig vor 6 Wochen

Die kleinen Anlagen erzeugen je nach Ausführung von 600 bis 1200 Watt. Das heißt beispielsweise bei einer 1000 Watt-Anlage bei 10 Sonnenstunden hat man 10 kWh selbst erzeugt. Bei einem Preis von rund 40 Cent pro kWh spart man an dem sonnigen Tag 4 Euro. Übers Jahr rechnet sich die Anlage schon, ab dem 2. Jahr spart man Geld. Und man tut was für die Umwelt. Die Sonne scheint doch eh, ob wir sie nutzen oder nicht ist unsere Entscheidung.

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