Commodore CBM 8032 1982 im Einsatz in einer Mitfahrzentrale
1982: Momentaufnahme am Schalter einer Mitfahrzentrale Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Nachhaltiger Verkehr Dresdner Verkehrsforscher: Wenn das Geld stimmt, klappt es mit Mitfahrangeboten

02. Juni 2021, 08:44 Uhr

So banal es ist, so selten tun wir es: Zusammen fahren, obwohl es billiger und ökologisch sauberer wäre. Was würde uns dazu bringen, gemeinsam zu fahren, die freien Plätze im Auto einfach anzubieten? Ein Hebel ist der schnöde Mammon, sagt eine Dresdner Studie.

Kennen Sie noch Mitfahrzentralen? Man ging direkt hin, checkte die Aushänge, welche Angebote es an welchem Tag für eine Fahrt von A nach B gab. Oder man rief dort an, hinterließ ein Mitfahrangebot und wurde bei einem passendem Fahrgastwunsch zurückgerufen. Längst findet all das online statt und nicht mehr nur für lange Strecken wie von Magdeburg nach München, sondern auch für die kleinen Wege innerhalb einer Stadt.

Allerdings ist es nach wie vor nicht die Mehrheit der Menschen, die ihre Fahrten bündelt und zusammen mit Fremden innerstädtische Autofahrten von A nach B teilt. Wobei es sich durchaus auf das allgemeine Verkehrsaufkommen auswirken würde, wenn weniger Wagen mit mehr als einem Fahrgast unterwegs wären, bzw. insgesamt weniger Privatautos. Demnach unterschätzen Autobesitzer die Kosten für ihr Wägelchen um etwa 50 Prozent. Bei entsprechender Bildung und Wissen über die Kosten eines Autos würden sogar 37 Prozent das Privatauto abschaffen, besagte 2020 eine Studie, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde. Aber was ist mit denen, die statt ins Privatauto zu anderen in den Wagen steigen, warum entscheiden sich die einen für innerstädtische Mini-Mitfahrten und andere bewusst nicht? Was ist dabei das Zünglein an der Waage? Genau dieser Frage ist ein Forscherteam der TU Dresden nachgegangen.

Verkehr in New York
Die Daten der Forscher vstammen aus den USA. Bildrechte: imago images/TheNews2

Dazu haben die Studienautoren mit Daten von 2019 aus New York und Chicago gearbeitet und sie analysiert: 250 Millionen Fahrtanfragen in New York City, bei vier Mitfahrdiensten, und 110 Millionen Anfragen bei drei Anbietern in Chicago. Aber welche Faktoren beeinflussen Menschen, sich für oder gegen Sharing-Angebote zu entscheiden? Den Studienautoren zufolge gibt es drei Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen: Finanzielle Vorteile, die Ungewissheit über die Fahrtdauer mit eventuellen Umwegen und die Fahrt zusammen mit einem fremden Menschen. In ihre Modellrechnungen und Simulationen bezogen sie auch die Sichtweisen verschiedener Nutzungsgruppen mit ein, die Nachfragen aus einzelnen Stadtgebieten und Uhrzeit-bedingte Nutzungsmuster.

Dabei zeigte sich, dass bereits ein leicht gestiegener finanzieller Anreiz die Nutzung innerstädtischer Mitfahr-Angebote massiv erhöhen würde. Der finanzielle Nutzen müsse dabei hoch genug sein, um die Unannehmlichkeit eines Umwegs oder den fehlenden Komfort durch fremde Mitfahrerende im Auto aufzuwiegen, erklärt Mitautor Dr. Malte Schröder, Mobilitätsforscher an der TU Dresden, im Gespräch mit MDR WISSEN. Außerdem zeigte sich, dass in einkommensschwächeren Stadtteilen die Nutzung von Sharingangeboten höher ist, als in Stadtteilen, in den Menschen mit höheren Einkommen leben.

Die komplette Studie, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde, können Sie hier lesen.

(lfw)

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