Erstmals bewiesen Vulkane auf der Venus immer noch aktiv

21. Juli 2020, 15:57 Uhr

Belege dafür, dass auf der Venus einst Vulkane aktiv waren, gab es schon länger. Beweise, dass der Gesteinsplanet noch immer geologisch aktiv ist, fehlten jedoch. Eine internationale Studie lieferte nun den Beweis: Mindestens 37 Venus-Vulkane sind nach wie vor "nicht tot".

Auf der Venus gibt es mindestens 37 Vulkane, die immer noch aktiv sind. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Studie von Forscherteams der University of Maryland in Baltimore und des Instituts für Geophysik der ETH Zürich. Das Studienergebnis, welches die Wissenschaftler aus den USA und der Schweiz in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlichten, liefert den bislang stichhaltigsten Beweis dafür, dass der Gesteinsplanet weiterhin geologisch aktiv ist.

Venus-Oberfläche jünger als bei Mars oder Merkur

3D-Darstellung von Koronen auf der Venus
3D-Darstellung von Koronen auf der Venus. Bildrechte: Laurent Montési

Schon seit einiger Zeit weiß man, dass die Oberfläche der Venus jünger als die der anderen erdähnlichen Planeten Mars oder Merkur ist, deren Inneres abgekühlt ist. Als Belege, dass das Innere der Venus immer noch warm sein muss, galten ringförmige Strukturen, die an der Oberfläche des Gesteinsplaneten entdeckt wurden. Diese sogenannten Coronae entstehen überall dort, wo heißes Gesteinsmaterial aus dem tieferen Planetenmantel nach oben steigt. Dort, wo diese in der Tiefe noch schlanken, schlauchartigen Mantel-"Plumes" die starre Erdkruste erreichen, verbreiten sie sich pilzförmig. Auf diese Weise sind übrigens auch die Hawaii-Inseln im Pazifik entstanden.

Bislang keine Beweise für aktuelle Aktivität

Bislang ging die Wissenschaft allerdings davon aus, dass die auf der Venus-Oberfläche entdeckten Coronae lediglich Anzeichen für frühere Vulkanaktivitäten waren. Ansonsten nahm man an, dass der Planet bereits soweit abgekühlt war, dass kein heißes Gesteinsmaterial mehr aus seinem Inneren durch die feste Kruste an die Oberfläche aufsteigen konnte.

Mithilfe numerischer Modelle der thermomechanischen Aktivität unter der Venusoberfläche gelang es den Forscherinnen und Forschern aus den USA und der Schweiz nun, hochauflösende 3D-Simulationen der Koronenbildung auf der Venus-Oberfläche zu erstellen. Mit ihrer Hilfe war es möglich, Merkmale zu identifizieren, die nur in Coronae vorhanden sein können, die kürzlich noch aktiv waren. Die Studie lieferte nach Angaben ihrer Autoren erstmals einen Beweis dafür, dass sich die Coronae auf der Venus noch in der Entwicklung befänden, was darauf hindeute, dass das Innere des Planeten immer noch flüssig sei.

"Inneres immer noch aufgewühlt"

Erde und Venus ohne ihre Athmosphären
Erde und Venus ohne ihre Athmosphären: Beide Planeten sind in etwa gleichgroß und geologisch aktiv. Bildrechte: imago images / StockTrek Images

"Diese Studie verändert den Blick auf die Venus deutlich von einem größtenteils inaktiven Planeten zu einem Planeten, dessen Inneres immer noch aufgewühlt ist und viele aktive Vulkane speisen kann", erklärt der Professor für Geologie an der University of Maryland  und Mitautor des Forschungspapiers Laurent Montési. "Dies ist das erste Mal, dass wir auf bestimmte Strukturen hinweisen und sagen können: 'Seht, dies ist kein alter Vulkan, sondern einer, der heute aktiv ist, vielleicht ruhend, aber nicht tot."

(dn/ens)

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