Baumkronen verschiedener tropischer Bäume von oben an einem kleinen Fluss.
Tief durchatmen: Regenwald-Baumkronen. Bildrechte: imago/Pond5

Wissen-News Zertifikate: Schutz von Tropenwäldern vermeidet weniger CO2 als Firmen anpreisen

25. August 2023, 10:52 Uhr

Schutz von Regenwald ist unerlässlich. Entsprechende Schutzzertifikate sind jedoch für Unternehmen ungeeignet, CO2-Emissionen zu kompensieren, sagt eine neue Studie.

Ordentlich konsumieren und ordentlich Regenwald schützen: Solche Kompensationsversprechen sind wahrscheinlich massiv übertrieben. Das zeigt nun eine neue Studie im Magazin Science. Demnach sind nur etwa sechs Prozent der untersuchten Zertifikate, die durch Walderhalt vermiedene Emissionen bescheinigen, mit tatsächlicher CO2-Kompensation verknüpft. Aufforstungsprojekte hat die Studie nicht untersucht.

Grund dafür sei, dass die Verkäufer der Zertifikate von der Annahme deutlich höherer Abholzungsraten ausgehen als real an Baumfällungen stattfindet, wenn Waldflächen nicht unter Schutz stehen. Die Studie bestätigt damit bereits seit langem anhaltende Kritik, dass Zertifikate aus dem Waldschutz die Emissionseinsparungen stark übertreiben und liefert dazu Daten aus 26 Projekten aus sechs südamerikanischen und afrikanischen Ländern, die von dem US-amerikanischen Unternehmen Verra zertifiziert sind.

Viele Unternehmen werben bei der Kundschaft damit, dass ein Teil der Einnahmen verwendet wird, um tropische Regenwaldflächen zu erhalten. Dazu kaufen die Firmen Zertifikate von Waldschutzprojekten, die einen Teil der Emissionen der Firmen kompensieren sollen. Zu bestimmen, wie viele Emissionen ein Waldschutzprojekt einspart, ist jedoch schwierig, da nie sicher ist, was ohne das Projekt geschehen wäre, etwa durch ein neues Gesetz gegen Abholzung. Zertifizierer wie das Unternehmen Verra berechnen die Einsparungen, indem sie Abholzungstrends größerer Waldflächen in die Zukunft fortschreiben und so bestimmen, wie viel der Schutz einer Teilfläche bringt. Das ist den Autorinnen und Autoren der Studie zufolge problematisch. Projekte mit dem Ziel der Aufforstung oder Vernässung von Mooren könnten Fachleuten zufolge oft leichter berechnet werden und böten weniger Varianten bezüglich alternativen Entwicklungen, seien aber ebenfalls problembehaftet.

ens, flo

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3 Kommentare

nasowasaberauch am 25.08.2023

Saufen für den Regenwald, jede Kiste rettet einen m². Alles Schwachsinn, was früher Premium war ist heute das neue Nachhaltig und schlimmer noch die Kompensation als neuer Ablasshandel. Die Werbung reitet den neuen Umwelthype vor dem nichts sicher ist.

THOMAS H am 25.08.2023

AlexLeipzig: Hat schon was gehabt die langlebige Warenproduktion oder die nicht ständige Verfügbarkeit von Waren oder der öffentliche Nahverkehr oder die Arbeiterbeförderung mit Bussen und noch vieles andere. Aber davon will ja keiner mehr was hören oder wissen. War ja so schlimm alles - und es ging auch!

AlexLeipzig am 25.08.2023

Greenwashing halt. Am besten schützt man die Natur, wenn man unnötigen Konsum und Müll vermeidet. Dann muß man halt ohne Wirtschaftswachstum leben - wird auch gehen!