Covid-19 Diese Corona-Medikamente gibt es bereits

06. Februar 2021, 05:00 Uhr

Im Kampf gegen Corona bedarf es effektiver Impfstoffe gegen das Virus und wirksamer Therapeutika bei einer Covid-19 Erkrankung. Hier erfahren Sie, welche Medikament es gibt, welche Hoffnung machen und welche nicht.

Bei der Bekämpfung von Covid-19 spielen die Impfstoffe eine zentrale Rolle. In Europa sind bisher drei verschiedene Vakzine zugelassen. Doch bis die Bevölkerung durchgeimpft ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen (siehe Grafik). Deshalb spielt die Medikamentenforschung für die Corona-Therapie eine ebenso große Rolle.



Das Milken Institut in Kalifornien listet über 200 Medikamente auf, die sich in Studien befinden und für den Einsatz gegen Covid-19 untersucht werden. Viele von ihnen existieren bereits und werden normalerweise bei der Behandlung anderer Krankheiten eingesetzt. Repurposing – also Umnutzung oder Umwidmung - nennt sich dieser Ansatz. Dabei geht es nicht nur darum, ein Mittel zu finden, das das Virus aufhalten kann, sondern auch, Medikamente zu finden, die die Symptome erfolgreich therapieren.

Der Vorteil der Umwidmung ist, dass die bereits vorhandenen Medikamente leichter zu beschaffen und zu produzieren sind als neue Medikamente. Außerdem sind sie oft preiswerter und sind so für viel mehr Menschen auf der Welt zugänglich.

Wichtige Medikamenten-Gruppen

Die Forschung konzentriert sich dabei auf verschiedene Medikamenten-Gruppen. Sie richten sich entweder direkt gegen das Virus oder aber behandeln die Symptome, die eine Covid-19-Erkrankung mit sich bringt.

Antivirale Medikamente sollen die Vermehrung des Virus stoppen oder verhindern, dass es in die Lunge eindringen kann.  Dabei handelt es sich um Medikamente, die ursprünglich gegen Grippe, HIV, Ebola, SARS oder MERS entwickelt wurden.

Remdesivir ist eines dieser Medikamente. Eigentlich wurde es einmal gegen Ebola entwickelt. Es galt als Hoffnungsträger, da es die Virenvermehrung reduziert und die Erkrankung um einige Tage verkürzen kann, wenn es früh eingesetzt wird. Aktuell empfiehlt die WHO dieses Medikament nicht, weil Zwischenergebnisse einer großen Solidarity-Studie zeigen, dass das Medikament kaum eine Wirkung zeige. Andere Studien wiederum sind von der positiven Wirkung überzeugt. Deshalb ist Remdesivir in Europa zugelassen und ist eines der beiden hauptsächlich eingesetzten Medikamente bei der Covid-19-Therapie in Deutschland. Im Moment ist es das einzige zugelassene Medikament, dass das Virus direkt angreift.

Symptome therapieren

Das zweite zugelassene und vorrangig eingesetzte Medikament Dexamethason ist ein Kortisonpräparat und zählt zu den dämpfenden Immunregulatoren. Ursprünglich wird es seit Jahren zum Beispiel bei Arthrose eingesetzt, aber auch gegen eine überschießende Immunreaktion des Körpers, einen sogenannten Zytokinsturm, ist es wirksam. Dadurch konnte die Sterblichkeit der Patienten verringert werden.

Auch Colchicin zählt zu den stark entzündungshemmenden Medikamenten, die gegen Gicht, entzündliche Arthritis oder Herzbeutelentzündungen eingesetzt werden. Allerdings darf das Mittel wegen seiner Toxizität nur in begrenzter Dosierung angewendet werden. Studien haben aber gezeigt, dass es bei der Behandlung von Covid-19 wirksam ist und das Risiko von Komplikationen reduziert. Bisher hat die Europäische Arzneimittelagentur Colchicin nicht zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Da es sich dabei aber um ein wirksames, verfügbares und kostengünstiges Medikament handele, sind Forschende nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie davon überzeugt, dass diese Zulassung bald erfolgen wird.

Herzkreislaufmedikamente sollen verhindern, dass es zu Komplikationen im Herz-Kreislaufsystem kommt. So haben Menschen mit Bluthochdruck zum Beispiel ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf von Covid-19 durchzumachen. ACE-Hemmer wirken gefäßerweiternd und verhindern die Produktion blutdrucksteigernder Stoffe. Studien haben gezeigt, dass die Blutdrucksenker einen Einfluss darauf hatten, wie das Immunsystem die Zahl der Viren im Verlauf der Infektion abbauen konnte. Sie tragen also dazu bei, das Risiko für einen schweren Verlauf zu senken.

Außerdem hat sich auch das Gerinnungsmedikament Heparin bei schwer erkrankten Patienten bewehrt. Covid-19 wirkt sich auf das Gefäßsystem aus und kann zu Thrombosen und Blutgerinseln führen.

Mit Antikörpern gegen Corona

Antikörpermedikamente sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen. Diese monoklonalen Antikörper werden im Labor hergestellt und greifen das Virus an einem genau definierten Ziel an. Sie sollen verhindern, dass das Virus in die Körperzellen eindringen kann.

Monoklonal bedeutet dabei, dass alle Antikörper gleich sind. Im Unterschied dazu würde der Körper normalerweise einen Mix aus Antikörpern bilden, der das Virus an verschiedenen Stellen angreifen. Das wären dann polyklonale Antikörper.


Zwei dieser Antikörpermittel hat die Bundesregierung bereits aus den USA eingekauft. Es handelt sich dabei um REGN-COV2 und Bamlavinimab des Pharmakonzerns Eli Lilly. Deutschland ist das erste europäische Land, das diese Medikamente einsetzt. Weil sie bisher aber nicht von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassen sind, dürfen sie nur unter strenger Kontrolle in Universitätskliniken verabreicht werden.

Gedacht sind die Medikamente für Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an einem schweren Verlauf zu erkranken. Verabreicht werden sollten sie bestenfalls sehr frühzeitig nach einer Covid-19-Infektion, weil die Antikörper nur dann eine ausreichende Wirkung haben. Im späteren Verlauf ist das Medikament weniger wirksam.

Illustration: Antikörper um einen Covid-19 Erreger herum. 5 min
Bildrechte: imago images/Science Photo Library
5 min

Frühestens Anfang 2021 soll es einen Impfstoff gegen Corona geben. Könnte die Krise aber schneller gelöst werden, mit monoklonalen Antikörpern? Ein Biotechkonzern aus den USA will noch im Herbst Ergebnisse liefern.

MDR AKTUELL Di 08.09.2020 15:03Uhr 05:00 min

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Lungenmedikamente sollen helfen, die Funktion der Lunge zu unterstützen und Schäden des Lungengewebes zu verhindern. Zu ihnen Zählen unter anderem Solnatide, Pirfenidon oder Ifenprodil. Sie werden bereits gegen lebensbedrohliche Lungenfunktionsstörungen oder Lungenfibrose eingesetzt. Da Covid-19 die Lunge massiv schädigen kann, hofft man, dass diese Medikamente auch dagegen verwendet werden können. Bisher gibt es dafür aber noch kein grünes Licht.

Darüber hinaus greifen die Kliniken natürlich auch auf Antibiotikatherapien zurück, wenn bei einem Patienten ein Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion oder einen septischen Verlauf festgestellt wird. Prophylaktisch, also vorbeugend, sollten Antibiotika allerdings nie eingenommen werden.

Hoffnungsträger und vermeintliche Wundermittel

Auch andere Medikamente werden untersucht, um ein möglichst breites Spektrum an wirksamen Covid-19-Therapeutika zu erhalten. Vielversprechend schien zum Beispiel, dass Antiparasitikum Ivermectin zu sein, dass bereits anderweitig, nämlich gegen Milben und Fadenwürmer, zugelassen ist.

Einige Studien deuten darauf hin, dass das Medikament die Viruslast erheblich verringern sowie helfen könnte, die Hospitalisierung zu vermeiden und die Sterblichkeit zu vermindern. Im Januar präsentierten Forscher die gesammelten Ergebnisse dem National Institute of Health (NIH), das für die Covid-19 Richtlinien in den USA verantwortlich ist. Es signalisierte die Absicht, die Daten noch einmal zu prüfen und seine Empfehlung zu aktualisieren. Nach Ansicht des STAKOB (Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am Robert Koch-Institut) sind die Belege der Wirksamkeit aber bisher nicht ausreichend. Er empfiehlt daher, dieses Medikament nur im Rahmen klinischer Studien anzuwenden.

Obwohl Therapeutika zur Behandlung von Covid-19 dringend benötigt werden, gilt auch dabei, dass alles genau geprüft werden muss, damit Patienten am Ende nicht noch größeren Risiken ausgesetzt sind. So war es letztendlich auch beim Malariamittel Hydroxychloroquin, das im vergangenen Jahr von Ex-US-Präsident Donald Trump als "Geschenk Gottes" bezeichnet wurde. Zwar wurde das Medikament nach einer Notfallzulassung tatsächlich zur Behandlung von Covid-19 Patienten eingesetzt, doch Studien zeigten, dass es ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme mit sich bringt. Eine signifikante Wirkung gegen Covid-19 konnte hingegen nicht festgestellt werden. Die Europäische Arzneimittel Agentur warnte vor der Nutzung des Medikaments. Letztendlich wurde die Zulassung von der Federal Drug Agency (FDA) widerrufen.

Derzeit befinden sich mehrere hundert Substanzen in verschiedenen Stadien der Forschung. Eine Auswahl dieser wird von der Fachgruppe COVRIIN am RKI kommentiert und regelmäßig aktualisiert.

JeS

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2 Kommentare

MDR-Team am 07.02.2021

@ChWiechering,
das ist richtig. Die von Ihnen aufgeführten Informationen sind hier zu finden: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/COVRIIN_Dok/Therapieuebersicht.pdf?__blob=publicationFile

In der Bewertung der Datenlage gibt die COVRIIN jedoch keine Empfehlung zur routinemäßigen Verwendung von Vitamin D zur Prophylaxe oder adjunktiven Therapie von SARS-CoV2-Infektionen.
Weiterhin sind in diesem Zusammenhang Ergebnisse mehrerer klinischer
Studien bei COVID-19 ausstehend.

ChWiechering am 06.02.2021

Vergessen wurde in diesem Artikel Vitamin-D
In der Veröffentlichung vom RKI vom 16.1.2021 "Medikamentöse Therapie bei COVID-19 mit Bewertung durch die Fachgruppe COVRIIN am Robert Koch-Institut" wird jetzt endlich auch Vitamin-D erwähnt.

Die postulierte Rationale für die Anwendung beruht auf
antiinflammatorischen und immunmodulatorischen
Eigenschaften von Vitamin D
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Hinweise für ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-
Verlauf bei Vitamin-D-Mangel
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Kausalität des Vitamin D-Mangels nicht bewiesen (niedrige Vitamin-
D-Spiegel ggf. als Konsequenz der schweren Erkrankung und der
systemischen Inflammation)
Hinweise auf Reduktion des Risikos für Intensivpflichtigkeit unter Vitamin-D-Substitution
----
Retrospektive quasi-interventionelle Studie mit Hinweis
auf reduzierte Mortalität bei Vitamin-D-Substitution
Hinweise auf schnellere Viruselimination unter Vitamin- D-
Substitution bei vorliegendem Vitamin-D-Mangel

Christian Wiechering
Kiel