Wiener Schnitzel und Kartoffeln auf einem Teller
Aufforderungen zu weniger Fleischkonsum führen häufig zum Gegenteil. Bildrechte: IMAGO / Manfred Segerer

Psychologie Wer aufgefordert wird, auf Fleisch zu verzichten, tut das selten

25. Juni 2023, 08:00 Uhr

Eine aktuelle Studie von Forschenden an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und der Universität Erfurt untersucht, welche Wirkung Aufforderungen zu einer anderen Lebensweise auf uns haben.

Beinahe täglich werden wir mit Informationskampagnen konfrontiert, die uns von den Vorteilen eines gesünderen Lifestyles überzeugen sollen. Weniger rauchen, weniger Alkohol, weniger Fleisch – das wären die Klassiker der einfachen Veränderungen hin zu mehr Gesundheit. Eine aktuelle Studie von Forschenden an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und der Universität Erfurt untersucht, welche Wirkung diese Bekehrungsversuche auf uns haben – und kommt zu dem Schluss: Informationskampagnen wirken oft schlechter oder können ungesunde Verhaltensweisen sogar begünstigen, weil der psychologische Mechanismus der Reaktanz greift.

Das bedeutet, dass Menschen sich in der Aufforderung, ihren Lebensstil zu ändern, in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt fühlen und deshalb verärgert reagieren oder die Aufforderung ignorieren. Diverse Studien konnten bereits zeigen, dass Gesundheitsbotschaften, die Menschen vom Rauchen und Trinken abhalten sollen, sogar das Gegenteil bewirken und zu einer gesteigerten Einnahme der Drogen führen können.

In der aktuellen Studie wurde eine Gruppe mit Teilnehmenden dazu aufgefordert, künftig kein Fleisch mehr zu essen, während die Kontrollgruppe keine derartige Aufforderung bekam. Anschließend zeigte sich, dass die Fleischesser und -esserinnen in der Gruppe verärgerter waren und in einem Wortgitter fleischbezogene Begriffe wie "Wurst" und "Schnitzel" schneller fanden als die vegetarischen Gruppenmitglieder oder die Menschen in der Kontrollgruppe. Die Forschenden leiten aus den Ergebnissen ab, dass der Reaktanz-Mechanismus dafür sorgen kann, dass Gesundheitsbotschaften sogar die gegenteilige Wirkung auf die Zielgruppe haben.

Die Studie Explaining Boomerang Effects in Persuasive Health Communication: How Psychological Reactance to Healthy Eating Messages Elevates Attention to Unhealthy Food ist hier zu finden.