Teasergrafik Altpapier vom 21. April: Porträt Autor René Martens
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Das Altpapier am 21. April 2021 Kampagnenjournalismus 2018 und heute

21. April 2021, 13:07 Uhr

Der Landgericht Bremen hat das Verfahren gegen eine frühere Leiterin der dortigen Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge eingestellt. Aber: Weil etablierte Medien die Arbeit der Frau skandalisiert haben, ist ihr Ruf ruiniert. Außerdem: eine Kampagne der Berliner Zeitung gegen den MDR. Ein Altpapier von René Martens.

Das kurze Ende einer "Fast-Staatskrise"

Am 20. April 2018 erschienen die ersten Berichte eines  Rechercheverbunds aus SZ, Radio Bremen und NDR über einen vermeintlichen Asylskandal in Bremen, in dem Ulrike B., der früheren Leiterin der Bremer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) eine Hauptrolle zugewiesen wurde. An diesem Dienstag, also "exakt drei Jahre" später, wie Gareth Joswig bei Übermedien (€) bemerkt, hat das Landgericht Bremen das Verfahren gegen B. nach nur zwei Verhandlungstagen eingestellt - nachdem 15 Monate lang die "größte Ermittlungsgruppe, die es je im Bundesland Bremen gegeben hat", in Sachen "Fast-Staatskrise ‚Bamf-Skandal’" im Einsatz gewesen war.

Mit anderen Worten:

"Der groß angelegte Prozess im sogenannten Bremer Bamf-Skandal ist zu Ende, bevor er richtig begonnen hat."

Das schreibt die taz, die auch darauf hinweist, dass das Landgericht 99 der 121 Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft "gar nicht erst zur Verhandlung zugelassen" hatte. Zur juristischen Bilanz siehe auch Beiträge des Radio-Bremen-Magazins Buten un binnen, aus dem Weser-Kurier und aus der FAZ. In dieser Kolumne soll es aber vor allem um das, wie es in der Übermedien-Überschrift heißt, "Bamf-Skandal-Debakel der Medien" gehen, das im Altpapier seit 2018 immer wieder Thema war, zuletzt kurz vor Weihnachten 2020.

Gareth Joswig schreibt nun:

"Ulrike B. und die Mitangeklagten standen wochenlang im Fokus eines – politisch instrumentalisierten – Skandals, der keiner war. Sie wurden in der Öffentlichkeit stark vorverurteilt. Besonders breit hat (…) auch immer wieder der Spiegel berichtet. Zwischen April und September 2018 hat das Magazin 20 Seiten mit Geschichten zum Komplex gefüllt, auch als sich längst abzeichnete, dass der angebliche Skandal nicht so groß war, wie zuerst gedacht. Spiegel TV hat bei angeblich zu unrecht anerkannten Geflüchteten unangekündigt an der Haustür geklingelt – und dann überfallartig ahnungslose und vor dem IS geflohene Jesid:innen nach ihrem Asylverfahren befragt."

Johannes Eisenberg, der von Joswig befragte Anwalt der medial verfemten Ex-Behördenleiterin, sagt, seine Mandantin sei "bürgerlich vernichtet" worden. Auch Eisenberg kritisiert besonders das Wirken des Spiegel in dieser Angelegenheit. Der im Kontext dieses Medienskandals im Altpapier oft erwähnte Regensburger Strafrechtler und Kriminologe Henning Ernst Müller, der in der vergangenen Woche im Beck-Blog anlässlich des ersten Verhandlungstages in Bremen eine Art vorläufiges Fazit gezogen hat, tut dies gegenüber Übermedien ebenfalls:

"Ich hätte vorher kaum geglaubt, dass Journalisten sich so mitziehen lassen und ihre Skepsis über Bord werfen (…) Der eigentliche Bamf-Skandal war das Angreifen von Leuten vor der Recherche (…), und zwar von Personen, die eigentlich bisher nicht in der Öffentlichkeit stehen und als Beamte ihren Dienst machen und auch mal Fehler machen dürfen. Der eigentliche Skandal war das Verbreiten von Gerüchten, insbesondere etwa durch Spiegel und FAZ, sodass Frau B. – jeder konnte ihren Namen erfahren und ihre Facebook-Bilder sehen, wenn er nur wollte – öffentlich fertig gemacht wurde."

Joswig moniert, dass "die beteiligten Medien" sich "bis heute eher wenig selbstkritisch mit dem Thema auseinander gesetzt" hätten. Wobei mich weniger die im weiteren Sinne handwerklichen Fehler - die von Müller erwähnte fehlende "Skepsis" gegenüber in vielerlei Hinsicht unplausiblen Vorwürfen - interessieren, sondern eher etwas, was in internen Aufarbeitungen (wenn es sie denn geben wird) wohl kaum zur Sprache kommen wird: die ideologische Antriebsfeder der beteiligten Top-Journalist*innen. Im Dezember schrieb ich in der oben verlinkten Kolumne:

"An einer Analyse der ideologischen Motive der Journalisten, die die Skandal-Erzählung in die Welt gesetzt haben, fehlt es weiterhin."

Streng riechender Journalismus

Für die Wochenzeitung Freitag schreiben viele sehr gute Journalist*innen. Bei der Produktion der in der vergangenen Woche erschienen Ausgabe haben dort aber offenbar die Qualitätskontrollmechanismen versagt.

"Dreist gelogen", lautet die Überschrift eines Beitrags in der Rubrik "Zeitgeschichte". Gemeint ist der MDR, für den wir ja bekanntlich unsere schnuckelige Kolumne produzieren. Es gehört zu den, äh, Unique Selling Points des Altpapiers, dass wir oft zur Stelle sind, wenn der MDR berechtigterweise angegriffen wird - etwa, wenn es Kritik daran gibt, dass dort ein kauziger Wetterfrosch schräge Thesen zur Klimaforschung verbreitet oder ein Querdenker-Guru, der schräge Thesen zur Pandemie auf Lager hat, als seriöser Interviewpartner präsentiert wird. Heute analysieren wir - Achtung, Spoiler! - mal Kritik, der sich der MDR allem Anschein nach zu Unrecht ausgesetzt sieht.

Der Freitag-Autor Ulrich van der Heyden wirft dem MDR vor, eine "Lügengeschichte" fabriziert und damit Politiker "bedient" zu haben, "die sich gern mit begrenztem Wissen über die DDR ins Zeug legen". Die Autoren seien "anscheinend" davon ausgegangen, "nicht viel und nicht genau recherchieren zu müssen, um zu Geld und Sendeplatz bei einer öffentlich-rechtlichen Anstalt zu kommen".

Ja, man kennt diesen Sound. Man kennt ihn aber aus einem Milieu, von dem man bisher glaubte, dass sich der Freitag dort nicht verorten würde.

Worum geht es inhaltlich? Um den Tod des mozambikanischen Vertragsarbeiters Manuel Diogo im Jahr 1986 und die Berichterstattung des MDR dazu. Unter anderem dieser Fall war 2017 Thema in einem Film für "Exakt - die Story" ("Warum rassistische Täter in der DDR davon kamen", MDR Fernsehen, 30 Minuten) und in der Reihe "Die Story im Ersten" ("Schatten auf der Völkerfreundschaft", 45 Minuten). Beide Filme stehen derzeit nicht in der Mediathek. Es findet sich online aber eine im März dieses Jahres aktualisierte Textversion der Recherchen:

"(Manuel Diogo) wurde am 30. Juni 1986 in einem Zug zwischen Berlin und Dessau von Neonazis ermordet. Die Polizei notiert in ihren Ermittlungsakten, Diogo habe während der Fahrt 'den Zug verlassen' und sei dabei überfahren worden. In seinem Heimatland bezweifelt man diese Version."

Van der Heyden bezweifelt diese Version nicht, um es mal zurückhaltend zu formulieren. Was er in der aktuellen Freitag-Nummer schreibt, ist nicht neu. Das ND, für das ebenfalls viele sehr gute Journalist*innen schreiben, veröffentlichte einen ähnlichen Text 2019. Der Begriff "dreist" findet sich auch dort, des weiteren ist von "Meinungsmanipulation" die Rede. Der Basistext für die Freitag- und die ND-Versionen erschien freilich bereits 2018 - in der sehr rechten Zeitschrift Tumult.

Warum der Freitag und das ND Remixe eines Artikels veröffentlichen, der in einem sehr rechten Magazin erschienen ist, ist keine irrelevante Frage. Aber sie ist, was die Berichterstattung über den "Fall Manuel Diogo" angeht, gar nicht die entscheidende. Zumal im ND kurze Zeit später noch ein Gegenartikel erschien, nachdem es in der Redaktion einen kleinen Aufruhr gegeben hatte wegen des tumultuösen Van-der-Heyden-Beitrags.

Unter medienkolumnistischen Aspekten interesssanter ist, dass Ende September 2020 die Berliner Zeitung unter der Überschrift "Wie aus einem tragischen Unfall ein brutaler Neonazi-Mord wurde" groß in die Sache einstieg. Es war der Auftakt zu einem auf de Website der Zeitung gut platzierten "Dossier" mit mehreren Beiträgen. Der gewissermaßen dramaturgische Höhepunkt wurde im März erreicht, als die Redakteurin Anja Reich das Ergebnis einer Prüfung des Falls durch die Staatsanwaltschaft Potsdam mit folgenden Worten verkünden konnte:

"Nun ist es also amtlich: Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass der mosambikanische Vertragsarbeiter Manuel Diogo 1986 von Neonazis ermordet wurde."

Warum räumt eine Tageszeitung einem Todesfall aus dem Jahr 1986 so viel Raum ein und hebt zum Thema sogar ein Promi-Interview ins Blatt (Egon Krenz! WTF!), warum produziert sie auch noch eine (bisher) sechsteilige Podcast-Serie dazu?

Der entscheidende Teil der Antwort steht bereits im ersten großen Artikel der Berliner Zeitung:

"Im 30. Jahr der deutschen Einheit geht es (…) auch darum, wie und von wem DDR-Geschichte umgeschrieben wird."

Der Berliner Zeitung geht es also darum, die "DDR-Geschichte" gegen vermeintliche "Umschreiber" zu verteidigen.

Was die Recherchen zum Fall Diogo angeht, besteht der Unterschied zwischen der Berliner Zeitung und ihrem tumultuösen Bündnisgenossen van der Heyden auf der einen und dem MDR auf der anderen Seite darin, dass - vereinfacht gesagt - erstere sich auf die Stasi-Akten stützen und der Sender den Wahrheitsgehalt dieser Akten anzweifelt. Die Stasi schaltete sich 1986 in den Fall ein, weil es sich bei Manuel Diogo um den Bürger eines anderen Staates handelte.

Die zuständige Redaktion Politische Magazine/Reportagen verweist darauf, dass es in den Stasi-Akten und anderen Darstellungen Widersprüche gebe. In den MDR-Filmen kamen der frühere Botschafter Mozambiks und der damals für die Vertragsarbeiter in der DDR zuständige ehemalige mozambikanische Staatssekretär zu Wort. Die Redaktion sagt, die beiden hätten unabhängig voneinander erzählt, dass DDR-Behördenvertreter ihnen 1986 berichtet hätten, dass Diogo aus dem Zug geworfen wurde. Sie will auch nach der Entscheidung der Staatsanwaltschaft Potsdam weiter in der Angelegenheit recherchieren.

Seit dieser Entscheidung hält die Berliner Zeitung an dem Narrativ fest, dass sich die Recherchen des MDR aufgrund der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als nicht zutreffend erwiesen hätten. Der Sender sagt dazu unter anderem, dass es überhaupt nicht klar sei, in welchem Umfang die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt habe. Auf entsprechende Nachfrage der Redaktion habe die Behörde jedenfalls keine Details mitgeteilt.

Hinzu kommt: Hätten in der Geschichte des Journalismus Medien immer dann ihre Recherchen eingestellt, wenn eine Staatsanwaltschaft einen Fall für abgeschlossen erklärt, wären eine Reihe von Straftaten nicht aufgeklärt worden.

In einem Kommentar zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft Potsdam schreibt Anja Reich in der Berliner Zeitung: Der MDR habe "mehrfach Fake News über den Tod eines DDR-Vertragsarbeiters verbreitet", von einem "erfundenen Mord" ist zudem die Rede. Auch hier fällt, wie bei van der Heyden, wieder auf: Das ist der Sound der sogenannten Alternativmedien und ihrer sozial-medialen Arme, aber nicht der einer ernstzunehmenden Zeitung.

Neben dem MDR hat die Berliner Zeitung noch weitere Personen ins Visier genommen, unter anderem den Toten, über den es im ersten Text heißt:

"Da ist die ehemalige Kollegin, die schwärmt, wie nett 'der Bengel' gewesen sei, ein Frauenschwarm, aber nicht nur. 'Der Manuel hatte es auch mit Männern.' Und einmal, sagt sie, habe sie ihn in Frauenkleidern am Bahnhof gesehen."

Hier werden also die Ressentiments von Lesern bedient, die Probleme mit Männern in Frauenkleidern haben, und man darf wohl davon ausgehen, dass sich diese Zielgruppe mit jener überschneidet, die sich "ihre" DDR-Geschichte nicht "umschreiben" lassen wollen. Mir fällt es nicht leicht, genau zu benennen, wie so eine Art von Journalismus riecht, aber dass er sehr streng riecht, lässt sich durchaus sagen.

Eingeschossen hat sich die Berliner Zeitung auch auf den mozambikanischen Buchautor Ibraimo Alberto, einen Freund Diogos, dessen Glaubwürdigkeit mit der Frage, ob er den Toten "überhaupt gekannt" habe, demontiert wird. Die Abschätzigkeit, mit der die Berliner Zeitung in dieser Sache über tote und lebende PoC schreibt, ist jedenfalls frappierend. Auch den Historiker Harry Waibel (auf den sich der MDR teilweise bezieht) hat die Berliner Zeitung ins Visier genommen.

Ein Text über ihn beginnt so: "Normalerweise verlangt (er) 400 Euro für ein Interview. Diesmal macht er eine Ausnahme" - die Verachtung für eine Person wird hier also gleich im ersten Satz komprimiert. Die Überschrift lautet: "Das Geschäft mit der DDR" - was andererseits eine recht genaue Umschreibung dessen ist, was die Berliner Zeitung betreibt.

Irritierend ist auf alle Fälle, was für ein auf den ersten Blick disparates Milieu sich in Sachen Manuel Diogo formiert. Es reicht von einer Zeitung, die vor ewigen Zeiten mal die deutsche Washington Post werden wollte, bis zu einem Lutz-Bachmann-Fan, der sich in dieser Sache als eifriger Multiplikator bzw. Copy-and-Paster erweist: Klaus Hart heißt der Mann, er betreibt die Blogs "Zeitzeugen Oldisleben" und "Klaus Hart Brasilientexte".

Laut Wikipedia und Selbstauskunft ist der Mann Journalist. Seinen Blogs merkt man das nicht unbedingt an.

Dass auch für die Berliner Zeitung viele sehr gute Journalist*innen schreiben, sei an dieser Stelle aber nicht verschwiegen.

Wie die Polizei Geschichte schreibt

Dass Meldungen der Polizei zu hinterfragende Quellen sind, zumal dann, wenn die Polizei selbst in das Geschehen involviert ist, das sie beschreibt - das war schon häufig Thema im Altpapier, zum Beispiel hier. Danielle Kilgo erläutert fürs Nieman Lab, was für Folgen es hatte, dass Journalisten im Fall der auch in Deutschland zumindest in Form von Agenturberichterstattung aufgegriffenen Ermordung des 13-jährigen Adam Toledo Ende März in Chicago die anfängliche Darstellung der Polizei eben nicht hinterfragt haben. Was Kilgo zu folgender Grundsatzbetrachtung führt:

"Journalists are responsible for creating the first draft of history, quickly. To do this, the profession has routines and norms that help it produce news in a systematic way. Breaking news reporters often rely on the accounts and statements made by official sources. This often includes the narratives and statements put forward by official sources — politicians, police, and official spokespeople. These are people journalists may work with regularly; they are often more accessible under the pressure of a deadline — especially if a victim’s friends and family are hard to reach or less willing to speak to the press (…) All of this gives police an opportunity to shape the initial version of the event — and it gets their version of the story into the public consciousness before victims, families, and their supporters are able to share their versions. But police often shape events in a way that is incomplete, misleading or presented for strategic reasons."

Es würden sich, so Kilgo, nun aber verstärkt US-Journalisten zu Wort melden, die auf den tendenziell irreführenden Charakter von Polizeiberichten hinweisen:

"After presenting incomplete, misleading or downright wrong police reports as fact too often, reporters and editors are now speaking up about the problem. It was notable that journalists were among those most critical of the media response to Toledo’s killing. ‚This is why journalists must stop reporting law enforcement accounts as fact,' tweeted The New York Times’ Nikole Hannah-Jones."

Altpapierkorb (ein Nachklapp zu Baerbock/Laschet/Söder-TV, eine Umfrage zum Umbau von RBB Kultur, eine Einführung in die Holographie, ein hessischer Western)

+++ In einer Analyse der "medialen Inszenierungen" der Kanzlerkandidat*innen der Grünen und der CDU/CSU und eines Ex-Kanzlerkandidaten in spe erinnert Dietrich Leder für die Medienkorrespondenz daran, dass Markus Söder, "ehe es ihn in die Politik zog", als Journalist für den BR tätig war - was Leder deshalb erwähnt, "weil Söder unter allen gegenwärtigen Politikern derjenige ist, der das Spiel mit und im Fernsehen am besten beherrscht." Und dass es gewisserweise "lustig" ist, dass Claus Kleber Annalena Baerbock "beinahe väterlich" attestierte, "wie ein alter Profi" zu agieren, bemerkt Katharina Riehl auf der Meinungsseite der SZ - und verweist darauf, dass Baerbock "immerhin seit acht Jahren im Bundestag (sitzt) und seit drei Jahren Parteivorsitzende (ist)".

+++ Zum im September 2020 vollzogenen Radikalumbau bei RBB Kultur - siehe dazu etwa "ein Abschied vom Rundfunk" von Gabriele Riedle in der taz und natürlich das Altpapier - liegt eine Umfrage des Landesmusikrats Berlin vor. Demnach "fanden 64 %, dass sich das Programm nach der Reform verschlechtert habe (…) Kritisiert wurde u. a. die Auswahl der Musik als ‚seicht‘ und ohne Zusammenhang zum Kontext."  Die Langfassung der Ergebnisse findet sich hier.

+++ Im aktuellen Medienkorrespondenz-Sonderheft zum "indiskreten Charme der Holografie" führt Gundolf Freyermuth in das Thema ein. Ein "großer Anwendungsbereich" liege "in der Unterhaltung und Information. Seit Tupac Shakurs sensationellem Auftritt ist eine Vielzahl verblichener Stars wiederauferstanden. Roy Orbison etwa ging 2018, 30 Jahre nach seinem Tod, auf eine internationale Tournee. Allein in Europa wurden 38.000 Tickets für eine 65-minütige Show verkauft, bei der er 16 seiner bekanntesten Hits sang, begleitet von einem Live-Orchester auf der Bühne (…) Andere holografische Shows transportieren Politiker wie den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (2014) oder den französischen Präsidentschaftskandidaten Jean-Luc Mélenchon (2017) live-leibhaftig zu ihren fernen Fans."

+++ Teilweise überschwängliche Reaktionen ruft der heute im Ersten zu sehende Fernsehfilm "Heute stirbt hier Kainer" hervor. Thomas Gehringer (epd medien, noch nicht online) schreibt: "So eine Komödie sieht man nicht alle Tage. Verrückt, laut, sinnlich, poetisch, ohne Rücksicht auf Erwartungen und Empfindlichkeiten. Ein Western aus der hessischen Provinz und ein gezielter Schlag gegen die bräsige deutsche Fernseh-Witzigkeit. Obendrein löst sich in Maria-Anna Westholzers bemerkenswertem Langfilm-Debüt die schon lange nicht mehr neue Lust am Landleben im Pulverdampf eines Gaga-Finales auf." Der Tagesspiegel findet: "Der Film ist in seiner Art herausfordernd und mutig, er passt nicht in die gängige Fernsehfilmlandschaft." Die Zeitungen aus Frankfurt sind dagegen nicht zufrieden: "Dass es hier nicht um eine sinnvolle Kombination von Verweisen geht, sondern um die Plazierung kulturhistorischer Marker, die als Referenzschablonen zu reinem Zierrat werden", moniert die FAZ (€), und die Rundschau kritisiert "die Ästhetisierung und die Beiläufigkeit der Gewalt".

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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