Ein Mund- und Nasentschutz liegt 2020 im Unterricht auf einem Weltatlas.
Masken in Innenräumen sind ein effektives Mittel, um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Balk

Corona-Pandemie Masken in der Schule – sinnvoll oder nicht?

16. August 2022, 05:00 Uhr

Aus Sicht des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte verschieben Masken an Schulen Infektionen nur zeitlich nach hinten, verhindern ließen sie sich nicht. Der Verband will deshalb eine Rückkehr der Maskenpflicht in Klassenzimmern verhindern. Also besser "durchseuchen" lassen und es auf wiederholte Infektionen ankommen lassen? Keine gute Idee, sagen Forschende des Max-Plank-Instituts.

"Das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen kann durch keine technische Lüftungsmaßnahme ersetzt werden", heißt es in einem Bericht des Max-Planck-Instituts. Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlern hat ergründet, wie die Infektionsgefahr in Innenräumen möglichst gering gehalten werden kann.

Einer der Beteiligten ist Eberhard Bodenschatz. Er kann den Appell des Berufsverbands der Kinderärzte, Masken aus den Klassenzimmern zu verbannen, nicht nachvollziehen, und er kann nicht verstehen, warum in den Schulen das Risiko einer Infektion in Kauf genommen werden sollte. Das würde man bei anderen Krankheiten ja auch nicht machen: "Es ist auch nicht so, dass wenn wir eine Grippewelle haben, möglichst nah an jemanden herangehen, der niest, sondern da gehen wir ja auch etwas weiter weg, sodass diese Tröpfchen auf den Boden fallen und mich nicht anstecken. Es muss unser Bestreben sein, möglichst wenig zu erkranken und nicht möglichst oft zu erkranken."

Personalmangel durch viele Infektionen an Schulen

Anders sieht das Melanie Ahaus, Kinderärztin aus Leipzig und Pressesprecherin für den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Da die Kinder in der Regel sehr leicht Verläufe haben, ist eine Übervorsicht ihrer Meinung nach nicht mehr angebracht: "Man kann sich natürlich immer wieder anstecken, aber man sieht doch, dass diese Verläufe, wenn man geimpft ist oder sogar auch schon einmal diese Erkrankung hatte, also die sogenannte Hybridimmunität, dass man dann vor einem schweren Verlauf sehr gut geschützt ist. So kann man durchaus sagen, das ist ein Risiko, was ein Lehrer in den meisten Fällen mittleren Alters und gesund durchaus tragen kann."

Sich bei den Kindern und Jugendlichen anzustecken, gehöre quasi zum Berufsrisiko. Außerdem steckten sich Lehrer und Lehrerinnen deutlich seltener bei den Kindern an als andersherum.

Aber es passiere eben doch, erwidert Physiker Eberhard Bodenschatz vom MPI: "Wenn sich die Lehrkräfte sehr häufig anstecken, dann gibt es natürlich einen Mangel an Lehrkräften in der Schule und dann haben die Kinder wieder keinen Vorteil und wieder den großen Nachteil, dass ihnen die Lehrkräfte fehlen. Auch die Kinder, die sich anstecken, können natürlich nicht einfach so am Schulunterricht teilnehmen, während sie hoch ansteckend sind, sondern sollten schon bis zu fünf Tage zu Hause bleiben."

Nicht krank zu werden, ist für Bodenschatz aber in jedem Fall erstrebenswerter. Aber man müsse natürlich trotzdem abschätzen, was verträglich ist für die Schülerinnen und Schüler, sagt der Wissenschaftler.

Umgang mit Masken an Schulen noch unklar

Ahaus hält dagegen, dass es für die Entwicklung der Kinder nicht förderlich sei, wenn sie mit Masken in den Schulen säßen: "Der Lehrer wird schlechter verstanden und der Lehrer kann die Schüler schlechter verstehen. Ein großer Teil der Kommunikation geht verloren und die Kinder leiden unter dem Tragen der Masken viel mehr als unter der Krankheit selber. Das kann nicht immer wieder zu Lasten der Kinder ausgetragen werden."

Fakt ist: Es gibt gute Argumente für und gute Argumente gegen eine Maskenpflicht in den Schulen. Hier stehen die Interessen der Kinder und Erwachsenen im Konflikt. Eine Lösung steht noch aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. August 2022 | 06:00 Uhr

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