Auf einer Wippe steht in der Mitte eine Scherenschnittfamilie, auf einer Seite steht das Wort Life, auf der anderen das Wort Work
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird für Arbeitnehmer immer wichtiger, inzwischen auch für immer mehr Väter. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Studie Familienfreundliche Jobs werden für Väter immer wichtiger

19. Dezember 2022, 18:37 Uhr

Weniger Arbeit, mehr Familie: Familienfreundliche Jobs werden für Berufstätige immer wichtiger. Das gilt nach einer neuen Studie jetzt auch für viele Väter. Zudem nutzen viele ältere Arbeitnehmer die Frührente, nehmen dafür auch Abschläge in Kauf.

Väter suchen immer häufiger nach möglichst familienfreundlichen Arbeitsplätzen. Das ist das Fazit einer Prognos-Studie für das Bundesfamilienministerium. Unternehmen, die das nicht beachten, könnten angesichts des Fachkräftemangels zunehmend ins Hintertreffen geraten.

Ein Mann mit Laptop am See.
Viele Väter wünschen sich mehr Flexibilität beim Arbeitsort sowie weniger Arbeitszeit Bildrechte: IMAGO / Westend61

Jeder zehnte Vater habe schon einmal den Arbeitgeber gewechselt, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, heißt es in der Untersuchung "Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?".

40 Prozent der Väter denken demnach aus familiären Gründen "häufig" oder "manchmal" über einen Jobwechsel nach – zumeist jüngere Väter. Auch die Zahl der Kinder spiele eine Rolle für die Wechselbereitschaft.

Viele Firmen überschätzen ihre Elternfreundlichkeit

Doch die meisten Unternehmen überschätzten ihre Väterfreundlichkeit, heißt es weiter in der Studie, für die Geschäftsführungen, Personalverantwortliche und berufstätige Väter minderjähriger Kinder befragt wurden. 63 Prozent der Betriebe gaben sich selbst die Note "sehr väterfreundlich", bei den betroffenen Vätern sahen es nur 38 Prozent so.

Fast alle der befragten Väter wünschen sich mehr Flexibilität, zu welchen Zeiten und von wo aus sie arbeiten. Nur 44 Prozent zeigen sich zufrieden mit den aktuellen Arbeitszeitregelungen. Vier von zehn Vätern würden gern ihr vertragliches Arbeitspensum reduzieren, fast die Hälfte  wünscht sich weniger Überstunden.

 

Väter wurden auch nach ihrer Erfahrung mit Elternzeit befragt. 59 Prozent der Väter, die das nutzten, sahen keine negativen Reaktionen. Doch ein knappes Drittel berichtete von negativen Kommentaren aus der Unternehmensführung. 16 Prozent fühlten sich unter Druck gesetzt, kürzer in Elternzeit zu gehen, als sie geplant hatten.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) mahnte, von einer väterfreundlichen Personalpolitik profitierten alle: die Mutter, die mit dem Kind entlastet wird, die Partnerschaft und die Kinder, die mehr Zeit mit ihren Vätern haben. Und auch die Wirtschaft, denn Mütter könnten mehr arbeiten.

Können Rentnerinnen und Rentner gegen Fachkräftemangel helfen?

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Mitte Dezember dazu aufgerufen, dass mehr Menschen bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten und weniger vorzeitig in Rente gehen sollen, "um unseren Wohlstand zu sichern". Prompt hieß es von der oppositionellen Union, die SPD wickle ihr Prestige-Projekt "Rente mit 63" ab. Der CDU-Sozialexperte Dennis Radtke verlangte einen differenzierten Blick. Wer mit 16 auf dem Bau angefangen habe, müsse anders behandelt werden, als jemand, der bis 30 studiert hat.

Das Regelalter für den Renteneintritt hatte in Deutschland lange bei 65 Jahren gelegen; 2007 wurde die Anhebung auf 67 Jahre beschlossen, in Stufen bis 2031. Seit 2014 besteht die Möglichkeit des frühzeitigen Rentenbezugs ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte, die sogenannte Rente mit 63. Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) ging 2021 jeder oder jede Dritte über diesen Weg in die Rente.

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, versicherte dem Portal "t-online", die gesetzliche Rente sei dauerhaft sicher – wegen der gestiegenen Erwerbstätigkeit von Frauen und Älteren sowie mehr Zuwanderung. Sie verwies auf einen Trend bei älteren Menschen, nach einer Auszeit zu Rentenbeginn, "häufiger als früher zumindest wieder in Teilzeit zu arbeiten". Wenn es hierfür mehr Flexibilität gäbe, "könnten wir die Quote derjenigen, die im Alter noch weiterarbeiten, deutlich steigern".

Auch CDU-Generalsekretär Mario Czaja warb im Berliner "Tagesspiegel" für mehr Flexibilität. Jeder sollte arbeiten dürfen, solange und was er will. Die Erfahrung der Älteren sei "ein Schatz für unsere Gesellschaft", sagte Czaja mit Blick auf den Fachkräftemangel.

KNA/dpa (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. Dezember 2022 | 12:00 Uhr

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