Kultur

Die ehemalige Robotron Kantine (vorn) mit der Ausstellung «Techno Worlds» (Aufnahme mit einer Drohne). 1 min
Die Stadt Dresden soll nach einem Beschluss des Stadtrats die ehemalige Robotron-Kantine kaufen und sanieren. Es wird das Domizil des Kunsthauses Dresden. Leiterin Christiane Mennicke-Schwarz ist erleichtert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Entscheidung im Stadtrat Stadt Dresden kauft ehemalige Robotron-Kantine

17. Mai 2024, 08:21 Uhr

Seit Jahren wird in Dresden um das Gebäude der ehemaligen Robotron-Kantine gestritten: Manche fordern den Abriss, andere wollen es als Denkmal erhalten. Nun steht fest: Die Stadt wird das Gebäude kaufen. So lautet der Beschluss des Stadtrats vom Donnerstagabend. Demnach wird das Haus künftig ein fester Ort der Kunst. Doch die Sanierung wird teuer.

Gegenwartskunst hat ab sofort in Dresden einen festen Platz in der ehemaligen Robotron-Kantine. Wie der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen hat, soll das Grundstück samt darauf stehendem Gebäude für 110.000 Euro gekauft und anschließend saniert werden. Künftig wird es dann das Kunsthaus Dresden beheimaten. Zudem soll hier auch die Biennale für zeitgenössische Kunst, Ostrale, ihr Domizil haben.

Große Freude beim Kunsthaus Dresden

Nach dem Stadtratsbeschluss herrschte bei vielen, die sich seit Jahren für den Erhalt der ehemaligen Robotron-Kantine einsetzen, große Freude und Erleichterung. Die Leiterin des Kunsthauses Dresden, Christiane Mennicke-Schwarz, sprach bei MDR KULTUR von einer "großen Erleichertung" und einer "riesigen Dankbarkeit für die ganz vielen Menschen, die dazu beigetragen haben." Dies seien viele Menschen aus der Stadt, aber auch überregionale Partner und Partnerinnen, die als Stiftung oder Kulturpartner eingestiegen seien.

Die ehemalige Kantine von Robotron.
Der Pavillon in der Nähe des Deutschen Hygiene-Museums Dresden soll nun saniert werden. Bildrechte: imago/Sven Ellger

Gemeinsam habe man gezeigt, was in diesem Gebäude für die Stadtgesellschaft geleistet werden könne, so Mennicke-Schwarz. "Was für ein internationaler Begegnungsort das auch sein kann: Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und unterschiedliche Genres können sich dort treffen."

Eine wahnsinnig große Erleichterung und auch eine riesige Dankbarkeit für die ganz vielen Menschen, die dazu beigetragen haben.

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses Dresden

Nun soll das Kunsthaus Dresden so bald wie möglich umziehen, kündigte Mennicke-Schwarz an. "Ziel ist es, dass wir auch in dem noch nicht sanierten Zustand, in dem wir ja jetzt schon gearbeitet haben, weiterarbeiten." Schon jetzt arbeite man mit einem Großteil seines Equipments dort.

Derzeit befindet sich das Kunsthaus in einem zwar wunderschönen, aber schwer zu bespielenden Barockhaus in der Rähnitzgasse. Leiterin Christiane Mennicke-Schwarz argumentiert: "Wenn die Stadt schon Gegenwartskunst zeigt, dann auch an einer Stelle, wo die Menschen das auch tatsächlich wahrnehmen können." Sie und ihre Mitarbeiter arbeiteten seit Jahren unter beengten Umständen und könnten ihr Potenzial daher nicht voll ausschöpfen. "Zeitgenössische Kunst braucht größere und offenere Räume – näher an der Gegenwart und dort, wo das Publikum sich findet."

Eröffnung in der  Robotron Kantine in Dresden
Derzeit ist in der ehemaligen Robotron-Kantine die Ausstellung "Techno Worlds" zu sehen. Bildrechte: Anja Schneider

Die ehemalige Robotron-Kantine Dresden hat sich in den vergangenen Jahren bereits als Ort für Gegenwartskunst bewährt. Seit 2021 finden in der ehemaligen Robotron-Kantine regelmäßig Ausstellungen statt. Aktuell zeigt das Kunsthaus Dresden zum Beispiel die Sonderausstellung "Techno Worlds". Auch die Kunstbiennale Ostrale wurde bereits hier ausgerichtet.

Jahreslanges Tauziehen

Lange war die Zukunft des Gebäudes ungewiss – von Abriss bis Sanierung war immer wieder alles möglich. Ein Stadtratsbeschluss von 2019, den markanten Flachbau zu kaufen und daraus einen Ort für Gegenwartskunst zu entwickeln, sollte den jahrelangen Kulturkampf um dieses Objekt schon einmal beenden. Doch zwei Fraktionen wollten danach, dass das Gebäude nach dem Kauf abgerissen wird. Es folgte eine Petition für den Erhalt der ehemalige Robotron-Kantine.

Und immer wieder der Streit ums Geld: Die von der Stadt für die Sanierung veranschlagten neun Millionen Euro seien zu niedrig angesetzt, sagen die Kritiker, zu denen unter anderem die Freien Wähler gehören. Mitten in der Diskussion dann eine überraschende Wende: Das Landesamt für Denkmalpflege stellte das Gebäude unter Schutz.

Robotron Kantine in Dresden
Das jahrelange Tauziehen um das sanierungsbedürftige Gebäude scheint nun vorerst sein Ende gefunden zu haben. Bildrechte: imago images/ddbd

Erst Abriss, jetzt Denkmalschutz

Bei einer Prüfung im Jahr 2014 war das sächsische Landesamt für Denkmalpflege noch zu einem anderen Ergebnis gekommen. Leiter Alf Furkert begründete den Sinneswandel seiner Behörde auf Nachfrage von MDR KULTUR mit der angedachten Nutzung des Gebäudes: "Es ist ein Kunstort geworden. Dieses Kriterium, was an der Eintragung damals fehlte, sehen wir jetzt als erfüllt an." Deswegen habe das Landesamt sich nun für die Eintragung als Denkmal entschieden.

Zeitgenössische Kunst braucht größere und offenere Räume – näher an der Gegenwart und dort, wo das Publikum sich findet.

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses Dresden

Daran haben vor allem die Biennale für zeitgenössische Kunst, Ostrale, und das Kunsthaus Dresden einen wichtigen Anteil. Beide Institutionen kämpfen seit Jahren um den Erhalt und die Sanierung des Pavillons – und haben zuletzt auch finanzkräftige Unterstützung von außen bekommen.

Millionenspende soll helfen

Mittlerweile liege auch ein gut durchdachtes Nutzungskonzept vor, so Mennicke-Schwarz bei MDR KULTUR. "Und es gibt einen Vorentwurf, der plausibel macht, wie ein weiterer architektonischer Umgang mit dem Gebäude sein könnte." Das habe aus ihrer Sicht viele im Stadtrat überzeugt.

Ein weiterer Umstand, der für den Erhalt des Gebäudes spricht, ist eine Millionenspende der Familie Arnhold. Sie hat Wurzeln in Dresden und hat sich unter anderem bereits beim Wiederaufbau der Frauenkirche und für den Bau der Synagoge engagiert. 400.000 Euro sollen in den jetzigen Standort des Kunsthauses investiert werden, um daraus künftig unter dem Namen "Haus der Brücke" einen Treffpunkt für die Migrantenorganisationen in der Stadt zu entwickeln. Und weitere 1,5 Millionen Euro sind für die Sanierung der ehemaligen Robotron-Kantine gedacht.

Robotron-Kantine 1976
Der Pavillon war zu DDR-Zeiten Teil des Dresdner Standorts des VEB Robotron. Bildrechte: Regine Richter

Ort mit DDR-Geschichte

Die Robotron-Kantine Dresden ist ein Solitärbau der Ostmoderne, zwischen Hygiene-Museum und Stadtzentrum in Dresden. Das Gebäude wurde zwischen 1969 und 1972 von den Architekten Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel als Pavillonbau entworfen. Das ehemalige Betriebsgelände bildete das Zentrum des weitläufigen Areals des ehemaligen VEB Robotron. Nach verschiedenen Nachnutzungen nach 1989 wird das Gebiet nun am Großen Garten in Dresden als Quartiere entwickelt.

Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), Kunsthaus Dresden, Ostrale Dresden, Stadtrat Dresden
Redaktionelle Bearbeitung: bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt - MDR Kulturnachrichten | 17. Mai 2024 | 06:30 Uhr

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