Leere Sekt- und Bierflasche
Sekt und Bier erst ab 18? Ginge es nach den Nutzenden von MDRfragt, sollte Alkohol generell nicht mehr an Minderjährige verkauft werden. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Uli Deck

MDRfragt Befragung: Mehrheit befürwortet generellen Verkauf von Alkohol erst ab 18 Jahren

19. September 2022, 11:13 Uhr

Alkohol ist in Deutschland Bestandteil des kulturellen Lebens. Ob in der Kneipe, beim Festival oder abends auf dem Sofa: Alkohol gehört für viele zum Alltag. Aber das kritische Bewusstsein der Menschen in Mitteldeutschland gegenüber dem Rauschmittel wächst. Vor allem im Hinblick auf den Verkauf von Alkohol fordern die Befragten ein Umdenken. Das zeigt eine Umfrage von MDRfragt, dem Meinungsbarometer von Mitteldeutschland.

Bei einer Befragung durch das MDR-Meinungsbarometer MDRfragt hat sich eine große Mehrheit der Teilnehmenden aus Mitteldeutschland für einen generellen Alkoholverkauf ab 18 Jahren ausgesprochen. 85 Prozent der rund 19.000 Teilnehmenden befürworteten, dass auch Bier, Wein und Sekt erst an Volljährige verkauft werden soll. Bisher dürfen auch Jugendliche ab 16 Jahren diese Getränke kaufen.

Zudem zeigt die Befragung, dass sich die Menschen im Mitteldeutschland mehr Aufklärung über Alkohol an Schulen wünschen. 95 Prozent aller Befragten stimmten dieser Forderung zu.

Mehr zum Thema Ostdeutschland und Alkohol sehen Sie im folgenden Beitrag:

Ein Mann trinkt aus einer Getränkebüchse. 35 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Absenkung der Promillegrenze, Alkoholverbot im öffentlichen Raum

Hohe Zustimmungswerte erhielt auch die Absenkung der Promillegrenze im Straßenverkehr von 0,0 statt 0,5 (72 Prozent). Auch ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum befürwortet eine Mehrheit der Befragten (62 Prozent). Ein Ende vom Alkoholverkauf in Kassenzonen würden 61 Prozent der Teilnehmenden begrüßen.

Forderungen Alkoholkonsum
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Geteilte Meinung bei Alkoholsteuer

Geteilter Meinung waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wenn es um eine höhere Steuer auf Alkohol geht. Jeweils eine knappe Hälfte sprach sich dafür (49 Prozent) oder dagegen (48 Prozent) aus. Alkoholverkauf nur in bestimmten Geschäften oder zu bestimmten Uhrzeiten lehnte die Mehrheit jedoch ab.

Alkoholkonsum in Deutschland
Zwei Drittel aller Befragten (66 Prozent) von MDRfragt, finden den Alkoholkonsum in Deutschland problematisch. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bezogen auf den Alkoholkonsum im Allgemeinen sagten zwei Drittel aller Befragten (66 Prozent), dass sie den Konsum in Deutschland problematisch finden. Ein knappes Drittel (30 Prozent) findet ihn dagegen nicht problematisch.

Frustration und Arbeitslosigkeit verstärken Drang nach Alkohol

MDRfragt-Nutzende hatten im Rahmen der Umfrage auch die Möglichkeit, in Kommentaren ihre Meinung zum Thema Alkohol abgegeben. Dabei spielte bei einigen auch die gesellschaftliche Frustration im Osten von Deutschland eine Rolle. "Durch die Wende und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit verstärkte sich auch der Alkoholkonsum", schreibt zum Beispiel Gabriele P. aus Dessau-Roßlau.

Da auch heute der Anteil an Arbeitslosengeld-II-Empfängern sowie sozial Bedürftigen in Ostdeutschland höher sei als in den "alten Bundesländern, wirkt sich das auch auf diesen Lebensbereich aus", meint die 69-Jährige.

Durch die Wende und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit verstärkte sich auch der Alkoholkonsum.

Gabriele P. MDRfragt-Nutzerin aus Dessau-Roßlau

Weil in vielen Regionen Ostdeutschlands Alternativlosigkeit in Bezug auf Arbeit und Anerkennung herrsche, flüchteten sich einige Bewohner in den "schnellen, günstigen und legalen Rausch", schreibt Jens Peter S. Der 55-Jährige aus dem Jerichower Land ergänzt aber: "Gibt’s im Westen auch, aber die Größe der Regionen und die Zahl der Betroffenen ist geringer."

Alkoholkonsum in Deutschland: Das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form konsumieren. Etwa 74.000 Todesfällen gebe es durch Alkoholkonsum allein oder bedingt durch den Konsum von Tabak und Alkohol. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Alkohol betragen laut Ministerium rund 57 Milliarden Euro pro Jahr.

"Entspannter" Umgang mit Alkohol

Aber es gibt auch Stimmen, die Alkohol weniger problematisch sehen. "Alkohol ist seit Jahrhunderten ein Teil der Kultur. Im Rahmen gehalten ist es ein Beitrag des gesellschaftlichen Miteinander", schreibt der 63 Jahre alte Lutz K. aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz. Für einen "lockeren und entspannten Umgang mit Alkohol" ist auch Jessica B. aus Magdeburg. "Allerdings muss man ihn auch nicht in Massen in sich hineinschütten. Wir sollten Alkohol aber auch nicht zu den neuen Zigaretten machen", schreibt die 36-Jährige.

Wir sollten Alkohol aber auch nicht zu den neuen Zigaretten machen.

Jessica B. MDRfragt-Nutzerin aus Magdeburg

Anmerkungen zur Umfrage: Die Befragung vom 09.09. - 12.09.2022 stand unter der Überschrift: Konzerte, Ausstellungen, Kino in Zeiten der Inflation: Wo bleibt noch Platz für die Kultur?

Ein Teil der Befragung beinhaltete auch Fragen zum Alkoholkonsum.

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.476 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 13.09.2022, 18.00 Uhr).

19.881 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen. Davon haben 18.877 Teilnehmende den Befragungsteil zum Alkoholkonsum
beantwortet.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 246 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.030 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 8.473 Teilnehmende
65+: 8.132 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 10.359 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 4.846 (24 Prozent)
Thüringen: 4.676 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 9.255 (47 Prozent)
Männlich: 10.584 (53 Prozent)
Divers: 42 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder wurden mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen.

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MDR (Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt - Die Story | 21. September 2022 | 20:45 Uhr

8 Kommentare

Thommi Tulpe am 20.09.2022

Es gibt bereits Verbote. Erklären Sie in Zukunft mal einem Jugendlichen, dass er mit 16 zwar wählen aber nicht rauchen und keine Alkohol trinken darf!

astrodon am 19.09.2022

@Thommi: Umgehungsmöglichkeiten gibt es immer - soll man daher keine Beschränkungen haben ? Ihre Argumente lassen sich beliebig auf Altersgrenzen von 16, 14 oder auch 12 Jahren anwenden.
Ich denke, unter 18 sollten Erwerb, Besitz und Konsum von Tabak und Tabakersatz (elektrischen Zigaretten) verboten sein.

geradeaus am 19.09.2022

Es steht im Artikel das man sich mehr Aufklärung an Schulen wünscht. Nur, es wird doch den Kindern schon von den Eltern vorgelebt. Da muss man ansetzen. Nicht erst in der Schule.
Womit stoßen zu Silvester 95% aller Erwachsenen an ? Genau!
Und wie ne Flasche Bier aussieht weiß auch jedes Kind das in der 1. Klasse ist.

Auch die Werbung muss verboten werden. Ich weiß noch schon in den 90ern bzw zur Jahrtausendwende beim Fußball, Championsleague, Halbzeitpause. "Krombacher" oder irgendeine andere Marke weiß nicht mehr genau welche. Aber auf jeden Fall "Bier". Weil ja Alkohol auch so wunderbar zum Sport passt.
Vor allem für die die selbst Sport treiben.

Es wird den Kids von Anfang an vorgelebt, daheim und in der Werbung, überall. Also wie sollen die es überhaupt schaffen sich dem zu entziehen ? Genau, gar nicht.

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