Blick auf Familie, die auf dem Fernseher Fußball schaut 3 min
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MDRfragt Zwei Drittel meinen: Deutschland wird guter EM-Gastgeber

07. März 2024, 05:00 Uhr

MDR-Redakteurin Franziska Höhnl
MDR-Redakteurin Franziska Höhnl Bildrechte: MDR / David Sievers

In 100 Tagen geht es los: Mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland startet Mitte Juni die Europameisterschaft der Herren — in Deutschland. Mit Leipzig ist einer von zehn Austragungsorten in Mitteldeutschland und wird mehrere Top-Fußball-Nationen wie Frankreich, Italien und Portugal begrüßen. Grund für uns, die MDRfragt-Gemeinschaft zu fragen, wie sie auf das anstehende Sport-Großereignis im eigenen Land schauen.

Mehrheit glaubt, Deutschland wird guter Gastgeber sein

Schon jetzt beschwören Verantwortliche die Erinnerung an die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren, die vor 18 Jahren für Party-Stimmung auf Deutschlands Straßen sorgte und der Bundesrepublik ein gutes Image einbrachte. Unter den knapp 18.000 Befragten des aktuellen MDRfragt-Stimmungsbildes glaubt die Mehrheit, dass sich Deutschland auch dieses Jahr als guter Gastgeber präsentieren wird: Zwei Drittel meinen, das Land werde ein guter EM-Ausrichter sein. Knapp ein Fünftel glaubt das nicht.

Deutschland guter EM-Gastgeber
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Einige Befragte fiebern dem Ereignis schon entgegen, vor allem jene, die selbst aus dem Raum Leipzig kommen: "Natürlich ist das im eigenen Land nochmal spannender!", schreibt Sophia (43), die in der Messestadt wohnt – und zieht die Parallele zur Fußball-WM: "Kaum zu glauben, dass 2006 schon 18 Jahre her ist."

Und Iris (74) aus Leipzig meint: "Wenn sich Europa im eigenen Land trifft, dann berührt mich das emotional schon mehr. Einige Spiele werden auch in Leipzig ausgetragen, da hoffe ich auf gute Stimmung in der Stadt."

Leipzig ist der einzige EM-Austragungsort in Mitteldeutschland und die Vorbereitungen laufen. MDR-Reporter Stefan Ganß hat in der Innenstadt nachgehorcht, wie Passantinnen und Passanten auf das anstehende Ereignis blicken. Ihre Antworten und die wichtigsten Ergebnisse des MDRfragt-Stimmungsbildes gibt es im aktuellen "Ihr Standpunkt"-Video:

Im MDRfragt-Rund sind die Euphorikerinnen und Euphoriker in der Unterzahl: Rund jede und jeder Vierte (27 Prozent) blickt mit Vorfreude auf die Fußball-EM in Deutschland. Die meisten stehen dem Groß-Event eher gleichgültig gegenüber (55 Prozent), jede und jeder Zehnte sieht mit Abneigung darauf.

So meint etwa Ralph (69) aus Weimar: "Maßnahmen und Veranstaltungen zur Erhaltung des Friedens sind jetzt wichtiger als eher belanglose Fußballspiele." Und Christin (38) aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wendet mit Blick auf den aufwändigen Karten-Vorverkauf ein: "Was nutzt es, wenn die EM im eigenen Land ist, und man dann keine Karten dafür bekommt?" Ganz anders sieht es hingegen Bettina (49) aus Dresden: "Ich denke begeistert an 2006 zurück. Vielleicht gelingt wieder ein Sommermärchen?"

Hindernisse für gute Ausrichter-Zeit? — Verkehrsprobleme

Wir wollten auch wissen, was in Deutschland noch verbessert werden könnte, um ein perfekter Gastgeber zu sein. Die größten Stolpersteine sind aus Sicht der Befragten: der öffentliche Nah- und Fernverkehr, die Versorgung mit öffentlichen Toiletten und die öffentliche Sicherheit. Die Deutsche Bahn warnte selbst schon vor Monaten, dass es im Sommer wegten Baustellen und Sanierungen mit der Zug-Anreise zu den Spielen holprig werden könnte. Auch bei der Freundlichkeit sehen mehr als zwei Fünftel noch Nachholbedarf.

Deutschland als EM-Gastgeber - wo noch nachbessern?
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Manche, wie Marcus (42) aus dem Vogtlandkreis, sehen Deutschland gut aufgestellt: "Nun, ich denke der Vorteil liegt darin, dass es insgesamt ganz okay aussieht mit der Infrastruktur." Für sich persönlich sieht der Sachse hingegen keinen Unterschied, dass der neue Fußball-Europameister der Männer in deutschen Stadien ermittelt wird: "Hinfahren ist keine Option für mich. Wenn ich das im TV gucke, ist das Land also egal."

Andere, wie Steffen (57) aus dem Kreis Schmalkalden-Meiningen, glauben sogar, dass die Fußball-Europameisterschaft viele positive Nebeneffekte bringen kann: "Als Großereignis ist es eine Gelegenheit, Deutschland in Europa zu präsentieren. Wenn eine Stimmung wie 2006 entstünde, wäre das für unseren Ruf in Europa förderlich, was letztlich auch wirtschaftliche Impulse bedeuten kann." Der 57-Jährige betont zudem, dass die internationalen Fans ein Plus für Gastronomie und Hotellerie sind; und im besten Fall Kinder und Jugendliche animiert werden, selbst sportlich aktiv zu sein.

Gute Stimmung, gutes Abschneiden?

Doch dass die Europameisterschaft angesichts hochkarätiger Fußball-Spiele und vieler internationaler Fans die allgemeine Stimmung hebt, glauben die Befragten des Meinungsbarometers eher nicht. Ein Großteil (70 Prozent) traut dem Fußball-Fest diese Kraft nicht zu. Jede und jeder Vierte (24 Prozent) sieht dieses Potenzial.

Pragmatisch meint MDRfragt-Mitglied Wolfgang (73) aus Mittelsachsen: "Es kann nur besser werden. Nur wenn Erfolge kommen, könnte sich die Stimmung im Land bessern."

Nur einer von Hundert glaubt an den Titel

Doch auch mit Blick auf die National-Elf sind die Erwartungen der MDRfragt-Gemeinschaft begrenzt: Unter jenen, die sich einen Tipp zutrauten, wie weit es das DFB-Team unter Trainer Julian Nagelsmann schafft, meinte der größte Teil: Deutschlands Männer scheitern schon in der Vorrunde. Nur geringfügig weniger meinen, dass im Achtel-Finale Schluss ist. Und nur ein Prozent der Befragten glaubt: Deutschland könnte Europameister werden.

Abschneiden National-Elf - persönlicher Tipp
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"Ich hoffe sehr, dass es diesmal kein Vorrundenflop wird für unsere deutsche Nationalmannschaft — wie schon mal", schreibt Falko (45) aus Suhl, und ergänzt: "Dies wäre tragisch und schlecht — als Gastgeber, und auch für die gesamte Fußballstimmung im Lande!" Andere Befragte hoffen einfach, dass die National-Elf nach zuletzt durchwachsenen Ergebnissen wieder punktet, vielleicht auch wegen des Heim-Vorteils. So kommentiert nicht nur Mario (45) aus dem Landkreis Gotha: "Wir sind diesmal im eigenen Land. Wäre echt begrüßenswert, wenn wir dann auch noch Europameister würden."


Über diese Befragung Die Befragung vom 1. bis 4. März 2024 stand unter der Überschrift: "Fußball-Europameisterschaft in Deutschland: Olé oder nee?"

Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.

Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Bei dieser Befragung haben sich 17.661 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen online mit ihrer Meinung eingebracht.

Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach wissenschaftlichen Kriterien anhand verschiedener soziodemographischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen. Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein durchaus belastbares Stimmungsbild aus Mitteldeutschland.

MDRfragt wird zudem wissenschaftlich beraten und begleitet, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests. Mehr zur Methodik von MDRfragt finden Sie am Ende des Artikels.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | ARD-Mittagsmagazin | 06. März 2024 | 12:10 Uhr