Drei junge Menschen sitzen auf einer Bank.
Jungs schaffen viel häufiger keinen Schulabschluss als Mädchen. Für ihren Lebensweg kann das prekäre Folgen haben. (Symbolfoto) Bildrechte: imago/epd

Bildung Tausende Jugendliche in Mitteldeutschland 2021 ohne Schulabschluss

06. März 2023, 15:11 Uhr

Jahr für Jahr verlassen Zehntausende Schüler die Schulen in Deutschland, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. Zuletzt waren das rund 47.500 Schülerinnen und Schüler. Dieser Anteil ist seit Jahren fast unverändert hoch, kritisieren Bildungsforscher. Besonders betroffen sind Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie liegen allesamt über dem Bundesdurchschnitt.

Etwa jeder zwölfte Schüler in Sachsen hat im Jahr 2021 die Schule beendet, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss zu haben. Das zeigt eine Studie, die die Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben hat. Demnach beendeten im Jahr 2021 genau 2.793 Jugendliche in Sachsen die Schule ohne Abschluss in der Tasche. Das waren 8,2 Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung und etwas weniger als noch vor zehn Jahren (2011: 9,3 Prozent).

In Thüringen haben der Studie zufolge 1.453 Schüler 2021 die Schule ohne einen Hauptschulabschluss verlassen. Das entspreche einer Quote von 8,3 Prozent. Im Jahr 2020 seien es rund 150 weniger gewesen. Die meisten Jugendlichen ohne Abschluss gab es demnach mit elf Prozent im Kreis Sonneberg und die wenigsten im Wartburgkreis mit 3,4 Prozent. Im Vergleich der Städte ist in Eisenach der Anteil junger Menschen ohne Hauptschulabschluss am größten (14,1 Prozent) und in Suhl am kleinsten (4,9 Prozent) gewesen.

In Sachsen-Anhalt haben nach Zahlen der Studie 1.671 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne einen Hauptschulabschluss verlassen. Die Quote liege bei 9,6 Prozent und sei im bundesweiten Vergleich die zweithöchste. Allerdings ist der Wert in den letzten Jahren gesunken, während es in Sachsen und Thüringen Anstiege gab.

Bundesweit lag der Anteil laut Bertelsmann-Stiftung bei 6,2 Prozent. Dieser Wert stagniere seit Jahren. Trotz positiver Entwicklungen in einigen Bundesländern sei es "in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren", sagte die Expertin für schulische Bildung bei der Bertelsmann-Stiftung, Nicole Hollenbach-Biele.

So stehen die mitteldeutschen Länder im Vergleich da:

  • In Bremen liegt der Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss bei 10,0 Prozent und damit bundesweit am höchsten.
  • Sachsen-Anhalt: 9,6 Prozent
  • Thüringen: 8,3 Prozent
  • Sachsen: 8,2 Prozent
  • Bundesdurchschnitt: 6,2 Prozent
  • Am niedrigsten ist die Quote in Bayern: Dort verlassen 5,1 Prozent aller Abgängerinnen und Abgänger die Schule ohne Abschluss.

Wer ist besonders häufig ohne Schulabschluss?

Als besonders gefährdete Gruppen gelten: Jungen, Heranwachsende mit ausländischer Staatsangehörigkeit und Förderschüler. Laut der Studie machten Mädchen Stand 2020 nur 38 Prozent der Schulabgängerinnen ohne Abschluss aus. Der Bildungsforscher Klaus Klemm ordnete die Ergebnisse so ein: "Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel. Die Gesellschaft kann es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen."

Folgen fürs spätere Leben

Wer ohne Abschluss die Schule verlasse, habe ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, zeigen den Angaben zufolge Daten aus dem aktuellen Berufsbildungsbericht. Demnach sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsausbildung, die keinen Schulabschluss haben. Das hat Folgen: Ungelernte Menschen sind fast sechs Mal so häufig arbeitslos wie jene mit Berufsausbildung.

Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel.

Klaus Klemm Bildungsforscher

Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt neben anderen Maßnahmen, dass besonders leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Unterricht bestmöglich gefördert werden sollten. Bei Lernrückständen könnten digitale Anwendungen helfen, hieß es.

MDR (kk/P. Badicke)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 06. März 2023 | 06:00 Uhr

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