Straßenbahnen der Dresdner Verkehrsbetriebe stehen mit Warnstreik-Plakaten beklebt im Betriebshof
Die Gewerkschaft Verdi kündigt weitere Streiks im Nahverkehr für die letzte Februarwoche an - Hauptstreiktag soll der Freitag sein. Bildrechte: picture alliance/dpa/Robert Michael

Streikaufruf im Nahverkehr Verkehrsbetriebe kritisieren erneute Streiks im ÖPNV

26. Februar 2024, 06:34 Uhr

Pendler werden in dieser Woche wohl wieder über Alternativen nachdenken müssen, wie sie zur Arbeit kommen. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit hat die Gewerkschaft Verdi zum Streik im Nahverkehr aufgerufen. Laut Verdi könnte unter anderem der Stadtverkehr in Leipzig, Chemnitz und Halle gestreikt werden. Die Arbeitgeberseite kritisiert die Verhandlungsforderungen.

Die Gewerkschaft Verdi hat für diese Woche zu bundesweiten Warnstreiks im Öffentlichen Nahverkehr aufgerufen. Die Ankündigung zeigt bei den Nutzerinnen und Nutzern bei einer Straßenumfrage in Leipzig einerseits Verständnis mit den Beschäftigten, andererseits aber auch Ablehnung. Einige von ihnen waren schon vom letzten Streik betroffen.

Ein Mann blickt zum vergangenen Streik zurück: "Das hatte ich vergessen, bin erstmal zur Haltestelle und habe festgestellt, da fährt ja gar kein Bus und bin fast zu spät zur Arbeit gekommen." Ein anderer Passant merkt an: "Ich finde es richtig, dass die Beschäftigten im Nahverkehr streiken, wenn es darum geht auch bessere Bedingungen zu haben. Nahverkehr ist, wo man überall sieht, dass die personelle Situation auch nicht so wirklich gut ist, wenn dann auch überall Linien ausfallen."

Einer Frau fehlt das Verständnis: "Ich kann das immer nicht verstehen. Wir sollen kein Auto mehr fahren aus Umweltgründen. Und der öffentliche Nahverkehr und die Deutsche Bahn sind nicht zuverlässig. Das macht keinen Spaß."

Maiwald: Forderungen nicht realisierbar

Die Gewerkschaft Verdi will mit den Streiks Druck auf die Arbeitgeber ausüben. Sie fordert kürzere Arbeitszeiten ohne Lohneinbußen, längere Ruhezeiten zwischen den Schichten und mehr Urlaubstage. Jens Meiwald findet diese Forderungen überzogen. Im Kommunalen Arbeitgeberverband Sachsen vertritt er fünf große Verkehrsbetriebe, darunter die Leipziger und Dresdner Verkehrsbetriebe und die Chemnitzer Verkehrs AG.

Bei den Tarifverhandlungen mit Verdi ist Meiwald Verhandlungsführer. "Wir kennen alle die Situation im Moment auf dem Arbeitsmarkt. Für unsere Unternehmen würde das in Summe bedeuten, dass wir über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen würden. Deshalb lehnen wir Forderungen in diese Richtungen, die Arbeitszeitvolumen kosten, grundsätzlich ab."

Lohnerhöhungen bedeuten Mehrkosten für Arbeitgeber

In anderen Bundesländern fordert Verdi neben besseren Arbeitsbedingungen auch höhere Gehälter. In Sachsen-Anhalt geht es um 550 Euro mehr im Monat. Diese und andere Forderungen würden für sein Unternehmen Kostenanstiege von 25 Prozent bedeuten, erklärt Tim Stein, der Sprecher der Magdeburger Verkehrsbetriebe ist. "Am Ende muss es ja auch einer bezahlen. Und das sind am Ende die Fahrgäste und die Kommunen. Und bei den Fahrgästen haben wir nun die Situation, dass es das Deutschland-Ticket gibt, was bundesweit einheitlich 49 Euro kostet", betont Stein. "Das heißt hier auf der Seite sind die Einnahmen im Prinzip gedeckelt. Wir können also nur mehr Einnahmen generieren, wenn ich auch mehr Tickets verkaufe."

Für den Freitag hat Verdi den bundesweiten Hauptstreiktag angekündigt. Zeitgleich finden auch Demonstrationen der Klimaaktivisten von Fridays For Future statt. Die Organisation will Verdi bei den Streikkundgebungen mit Teilnehmern unterstützen.

Für Montag sind noch keine Steiks im Nahverkehr in Mitteldeutschland angekündigt. Verdi will über diese 48 Stunden im voraus informieren.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Februar 2024 | 06:05 Uhr

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