Europol ermittelt Milliardenschäden durch gefälschte Lebensmittel wie Honig und Olivenöl

28. August 2022, 05:00 Uhr

Ob gestreckter Honig, gepanschtes Olivenöl oder falsch deklariertes Fleisch, die Europäische Union (EU) schätzt den jährlichen Schaden durch Lebensmittelbetrug auf mindestens 30 Milliarden Euro. Gegen die kriminellen Unternehmen ermittelt auch Europol. 

2021 im Fokus der internationalen Ermittler: gefälschter Honig

Seit 2011 geht ein internationales Behördennetzwerk – koordiniert von Europol und Interpol – gegen Lebensmittelbetrug vor. Gemeinsam führen die Fahnder seitdem Operationen unter dem Titel "Opson" durch. 2021 fand die bislang letzte und inzwischen zehnte statt. Im Fokus der Ermittler hatte diesmal gefälschter Honig gestanden.

Bei der internationalen Aktion wurden 68.000 Personen überprüft, 663 Haftbefehle erlassen, 42 kriminelle Netzwerke zerschlagen und 15.451 Tonnen Lebensmittel beschlagnahmt. Das Geschäft mit gefälschten Lebensmitteln ist lukrativ. Laut Schätzungen der EU liegt der jährliche Schaden durch Lebensmittelbetrug bei mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr. "Statistisch gesehen hat jede deutsche Familie schon solche Produkte erwischt", heißt es in einem Artikel des Magazins Focus.

Mehr als 70 Prozent des Honigs importiert

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Honig lag in Deutschland laut Statista 2021 bei mehr als 800 Gramm. Damit wird mehr gegessen, als hierzulande hergestellt werden kann, wie ebenfalls ein Blick in die Tabellen von Statista zeigt: Nur knapp 28 Prozent stammen aus heimischer Produktion, der große Rest aus Importen. Hauptlieferanten sind hier China, die Ukraine, Mexiko und Argentinien – lange Lieferketten, die für Kriminelle aufgrund der vielen Knotenpunkte attraktiv sind – und für Ermittler schwieriger zurückzuverfolgen.

Wann spricht man von gefälschtem Honig?

Was als echter Honig gilt, hat der Gesetzgeber in der Honigverordnung geregelt, die sich an der EU Richtlinie orientiert. Darin heißt es: "Honig dürfen keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden."

Somit ist es untersagt, günstigen Importhonig oder Zuckerlösungen an Bienen zu verfüttern, um etwa die regionale Honigproduktion zu steigern. Wird Honig aus anderen Ländern zugemischt, muss dies auf dem Etikett ersichtlich sein. Auch Angaben zu Sorte (Blütenhonig/Waldhonig) und Produktart – wie gefilterter Wabenhonig oder Backhonig – müssen hervorgehen. Um hier Qualitätsmängel zu kaschieren, werden von Betrügern oft Enzyme oder Farbstoffe zugesetzt. Ob Lebensmittelbetrug vorliegt, kann dann meist nur aufwendig in Laboranalysen untersucht werden.

Bei der 2021 von Europol und Interpol koordinierten Aktion Opsen X waren neben Deutschland noch 71 weitere Staaten beteiligt. Es wurde sich darauf konzentriert, Fremdzuckerzusätze in Honig nachzuweisen. Um das kontrollieren zu können, wurden nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bei der Einfuhr, bei den Importeuren, bei den Abfüllern und im Handel Proben entnommen. Das Ergebnis für Deutschland: Bei vier Prozent der Stichproben seien die Fahnder fündig geworden. Ware sei beschlagnahmt und Strafverfahren eingeleitet worden. Die Ermittlungen laufen noch.

Was ist Honig? Laut Definition der EU ist Honig "der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Absonderungen lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Sekrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern, dehydrieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen lassen."

Lebensmittel mit dem höchsten Fälschungsrisiko

Bei Lebensmittelbetrug spricht man auch von "Food Fraud". Auf der Homepage des Europäischen Parlaments ist eine Liste der TOP 10 der am häufigsten gefälschten Lebensmittel zu finden.

  1. Olivenöl
  2. Fisch
  3. Bio-Lebensmittel (die keine sind)
  4. Milch
  5. Getreide
  6. Honig und Ahornsirup
  7. Kaffee und Tee
  8. Gewürze
  9. Wein
  10. Obstsäfte

MDR-Wirtschaftsredaktion

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 11 | 16. August 2022 | 11:00 Uhr

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