Ein Mann fährt mit einem Lastenrad
Die Lieferengpässe für Fahrradteile haben sich aufgelöst. Bildrechte: imago images/Jochen Tack

Lieferengpässe vorbei Fahrradhandel in Deutschland: "Lager sind voll wie noch nie"

27. Februar 2023, 14:43 Uhr

In der Corona-Pandemie sind viele Menschen aufs Fahrrad umgestiegen. Weil aber gleichzeitig der Nachschub an Ersatzteilen aus Asien stockte, gab es beim Händler lange Wartezeiten. Nun beginnt die Fahrrad-Saison wieder. Von Mangel kann aber keine Rede mehr sein.

Im Handel ist es ja wie im Radsport: Mal geht es bergauf und mal bergab. Das weiß auch Andres Martin-Birner, Radfahrer, Dresdner und Gründer des börsennotierten Onlinehändlers Bike24. Während der Corona-Pandemie konnte sich das Unternehmen vor Bestellungen kaum retten.

Und heute? Martin-Birner beantwortet die Frage abwägend. Die Goldgräber-Stimmung sei geringer als noch während Corona: "Aber insgesamt sehen wir den Markt immer noch als sehr, sehr positiv. Und gerade jetzt, wenn die ersten Sonnenstrahlen kommen, es wieder wärmer wird, dann schwingt sich doch der ein oder andere wieder aufs Rad und nutzt das dann auch."

Warenlager voll mit Fahrrädern

Tatsächlich kann der Fahrradhandel inzwischen fast alles wieder liefern – ob nun E-Bike, Lasten- oder Tourenrad. Fachzeitschriften schreiben sogar von einem Überangebot. Tobias Hempelmann, Vize im Verband des deutschen Zweiradhandels, sagt:

Die Lager sind so voll wie noch nie. Voller als man eigentlich haben möchte. Also die Auswahl war nie größer.

Tobias Hempelmann, Verband des deutschen Zweiradhandels

Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Containerstau vor Chinas Häfen löst sich auf. Längst bestellte Fahrradteile sind endlich da. Gleichzeitig kommt neue Ware pünktlich. Doch ausgerechnet jetzt, bedauert Reiner Kolberg vom Zweirad-Industrie-Verband, sitze den Leuten das Geld nicht mehr so locker. Man könne im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres eine große Kaufzurückhaltung feststellen, sagt er.

Und: "Über alle großen Anschaffungen hinweg gab es schon den Wunsch, größere Anschaffungen zurückzustellen und erst einmal abzuwarten, was die Zeit bringt. Also das Thema Inflation, Energiekosten und allgemeine Unsicherheit."

Radeln: Hoffnung auf gutes Frühjahrgeschäft

Die allgemeine Unsicherheit erwischte vorm Jahreswechsel auch den westdeutschen Fahrradhersteller Prophete. Er ging insolvent. Branchenvertreter betonen, dies sei ein Einzelfall. Beim sächsischen Fahrradbauer Diamant wird weiterhin eifrig an Rädern geschraubt. Sprecher Thomas Eichentopf hofft auf ein gutes Frühjahrsgeschäft:

"Dann ist es sicherlich aber so, dass wir in diesem Jahr mehr Sales und Verkaufsaktionen im Fahrradfachhandel sehen werden. Also das wird wieder zunehmen, weil mehr Lagerbestand da ist, weil alter Lagerbestand dann entsprechend auch abverkauft werden muss." Er gehe aber nicht davon aus, dass man sagen müsse, die Fahrradindustrie sei in einer großen und breiten Krise.

Erhöhter Wartungsbedarf ist neues Geschäftsfeld

Von einer Krise würde auch Tobias Hempelmann nicht sprechen. Der Verbandsvertreter sagt, neben dem Verkauf hätten sich neue Geschäftsfelder aufgetan. Fahrräder kämen inzwischen häufiger in die Werkstatt. Denn die Kunden erledigten viele Reparaturen nicht mehr selbst:

"Die Elektroräder werden schwerer. Die kann man nicht einfach mal auf den Kopf drehen zuhause und den Reifen wechseln. Dann hat man das Display kaputt oder solche Geschichten. Die Hinterradführung durch die höhere Unterstützung werden auch wichtiger und immer besser. Also der Trend, dass das Fahrrad auch jährlich zur Inspektion kommt und in die Werkstatt kommt, ist größer", sagt Verbandsvertreter Hempelmann.

Im Unterschied zu früher, werden viele Räder täglich gefahren – und stehen nicht nur im Keller herum. Das erhöht den Wartungsbedarf. Unterm Strich rechnet auch Hempelmann mit einem guten Frühjahr und hofft, dass sich die vollen Lager leeren.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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