Ende der Heizperiode Mehr Schimmel in Wohnungen durch sparsames Heizen?
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12. Mai 2023, 05:00 Uhr
Während der Energiekrise im letzten Winter hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dazu aufgerufen, Energie zu sparen. Viele Menschen haben weniger geheizt. Aber hat sich deswegen mehr Schimmel in Wohnräumen gebildet? Die Antworten dazu fallen sehr unterschiedlich aus.
- Laut der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt gab es einen leichten Anstieg von Schimmel in Wohnräumen durch schlechte bauliche Zustände.
- In den Wohnungen der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg EG gab es im letzten Winter nicht mehr Schimmel.
- In Berlin haben Schimmelvorkommnisse laut Angaben einiger Wohnungsunternehmen um 57 Prozent zugenommen.
Es habe schon einen leichten Anstieg von Beratungsbedarf zu Schimmel in Wohnräumen gegeben, sagt Maria Nitschke, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Ist Robert Habecks Energiesparaufruf daran schuld? "Ich würde ich sagen, dass man ihm das nicht so direkt in die Schuhe schieben kann. Wenn man die Temperatur niedriger hält in den Räumen, muss man mehr lüften und eine gewisse Grundtemperatur einhalten."
Nitschke konnte beobachten, dass die kritischen Fälle in der Regel durch bauliche Zustände bedingt seien und nicht durch zu wenig heizen.
Dass viele sich politisch, aber auch finanziell motiviert fühlen, weniger zu heizen, kann Lutz Haake, von der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg EG, verstehen. Rund 5.000 Wohnungen verwaltet das Unternehmen. Aber: "Ich kann das absolut nicht bestätigen, dass durch diesen Winter oder die Heizperiode seit der Energiekrise die Schimmelproblematik hochgegangen ist", sagt Haake.
Berlin: Schimmelvorkommnisse um 57 Prozent zugenommen
In Berlin hätten einige Wohnungsunternehmen laut einem Bericht der Wirtschaftswoche angegeben, dass Schimmelvorkommnisse in Wohnräumen im letzten Winter um ganze 57 Prozent zugenommen hätten.
Das kann sich Zacharia Said, Rechtsberater des Mietervereins Magdeburg, kaum erklären, denn seiner Erfahrung nach hängt Schimmel eher selten mit falschem Heiz- und Lüftungsverhalten zusammen: "Das zeigt sich auch immer wieder, vor allem, wenn ein Gutachter den Schimmelbefall noch mal genauer untersucht, dass Wärmebrücken oder eine fehlende Wärmedämmung zu der Schimmelproblematik führen."
Für den Vermieter bedeutet das dann in der Regel eine kostenintensive Instandsetzung.
Tipp: Heizung durchlaufen lassen
Manfred Girth, Sachverständiger für Schimmelpilz in Wohnräumen sowie für Bauphysik und Bauschäden, war im letzten Winter in vielen feuchten Wohnungen – seiner Meinung nach bedingt durch zu wenig Heizen und zu seltenem Lüften. Er glaubt, dass die Feuchte in den Wohnräumen aus dem letzten Winter den Nährboden für Schimmel im nächsten Winter bedingen könnte, wenn gewisse Heizregeln außer Acht gelassen werden.
Er empfiehlt zu Beginn der Heizsaison die Wohlfühltemperatur einzustellen: "Und dann kann man eigentlich für die gesamte Heizsaison die Finger von den Thermostaten weglassen. Wenn ich das Thermostat nicht runter reduziere, habe ich auch keine erhöhte und beschleunigte Auskühlung des Wohnraumes und dem zur Folge, muss ich den Wohnraum auch nicht wieder neu aufheizen."
Auch während man eine der drei täglich empfohlenen Lüftungen mit weit aufgestellten Fenstern durchführt, sollte man die Heizung nicht runterregeln, um so Energie und schließlich Heizkosten einzusparen, rät Schimmelpilzexperte Girth.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Mai 2023 | 06:00 Uhr