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Autos und Lkws fahren auf einer Autobahn 4 min
Audio: Auf der A4 bei Dresden hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle halbiert, seitdem dort Tempo 100 gilt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Tempolimit wirkt Halb so viele Unfälle durch Tempo 100 auf Autobahn

22. Dezember 2023, 08:47 Uhr

Schadstoffemissionen würden durch ein Tempolimit auf Autobahnen sinken. Doch auch die Zahl und die Schwere von Verkehrsunfällen würde abnehmen – wahrscheinlich sehr deutlich. Auf einem Abschnitt der A4 bei Dresden haben sich die Unfallzahlen durch eine strengere Geschwindigkeitsbeschränkung halbiert.

Montagabend auf der A4 bei Dresden. Kurz vor dem Dreieck Dresden-West in Richtung Chemnitz rutscht eine Eisplatte von einem Lastwagen. Sie fällt in einen dahinter fahrenden Transporter und zerstört die Frontscheibe. Verletzt wird niemand. Vielleicht auch deshalb nicht, weil auf dem Teilstück der Autobahn Tempo 100 gilt?

Geschwindigkeit und Unfallwahrscheinlichkeit hängen zusammen

Man wird diese Frage wohl nie völlig klären können. Doch Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, sieht ganz allgemein einen eindeutigen Zusammenhang: Je geringer die Geschwindigkeit, desto geringer die Unfallwahrscheinlichkeit. "Weil je geringer die Geschwindigkeiten, desto kürzer werden natürlich die Anhaltewege. Das heißt, viele Unfälle sehe ich gar nicht."

Und die, die stattfinden, seien in der Regel weniger schwer. Denn die Geschwindigkeit sei nun mal entscheidend für die Aufprallwucht. "Das heißt aber nicht, dass ich nicht trotzdem dort auch schwere Unfälle habe, aber von der Tendenz her ist die Geschwindigkeit verantwortlich für die Crashenergie", erklärt Brockmann.

Deutlich weniger Unfälle und Unfalltote

Die A4 bei Dresden galt jahrzehntelang als Unfallschwerpunkt. Bis zum Jahr 2018 durfte zwischen Dresden-West und Dresden-Nord 120 km/h gefahren werden. Dann wurde dort Tempo 100 eingeführt. Die Zahl der Unfälle sank von 549 im Jahr 2017 auf 274 im Jahr 2022 – eine Halbierung. Auch die Zahl der schweren Unfälle sank. 2017 zählte die Polizei zwölf Unfälle mit Schwerverletzten, vergangenes Jahr waren es drei.

Für Unfallforscher Siegfried Brockmann sind diese Zahlen keine Überraschung. "Deswegen würde ich vorschlagen, dass wir uns als Gesellschaft zunächst mal darauf comitten, dass ein Tempolimit auf Autobahnen insgesamt sinnvoll ist. Welches das dann genau ist, kann man noch aushandeln."

Brockmann kann an Beispielrechnungen zeigen, wie stark sich ein Tempolimit auf Autobahnen auswirken würde. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 hätten wir schon fünf Prozent weniger Unfälle und 12 Prozent weniger Tote, erklärt der Unfallforscher. Bei Tempo 100 wären es sogar 13 Prozent weniger Unfälle bei 14 Prozent weniger Toten.

FDP, Union und AfD blockieren Tempolimit bislang

SPD und Grüne fordern seit Jahren 130 auf Autobahnen. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag Stefan Gelbhaar erneuert die Forderung: "Da geht es um Menschenleben, die man retten kann, um viel Trauer, die vermieden werden kann."

Das würde seiner Ansicht nach auch zu weniger Aggression auf den Autobahnen führen. Alle würden sich sicherer und auch ein Stück weit wohler fühlen. "Warum ist das jetzt noch nicht so? Naja, es gibt einen falsch verstanden Begriff von Freiheit bei einigen Parteien im Bundestag und deshalb findet sich aktuell keine Mehrheit für ein Tempolimit und deswegen haben wir es noch nicht."

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Es gibt drei Fraktionen im Bundestag, die sich gegen ein Tempolimit auf Autobahnen sträuben. Neben FDP und AfD war bislang auch die Union immer dagegen. Mittlerweile gibt es dort aber Bewegung. Die Klimaunion spricht sich ebenfalls für Tempo 130 aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. Dezember 2023 | 06:08 Uhr

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