Vernachlässigte Themen Initiative kürt die "Vergessenen Nachrichten" des Jahres

21. Juli 2023, 14:23 Uhr

Jeden Tag laufen in den Radio-und Fernsehprogrammen viele Nachrichten zu unterschiedlichen Themen. Doch immer wieder rutschen Themen durch und werden vernachlässigt – obwohl sie relevant sind. Eine Jury der "Initiative Nachrichtenaufklärung", ein Zusammenschluss von Medienwissenschaftlern und Journalisten, benennt deshalb jedes Jahr die sogenannten "Vergessenen Nachrichten". In diesem Jahr waren zwei maritime Themen dabei.

Sarah Bötscher moderiert den YouTube-Nachrichtenrückblick recap. Sie steht vor einem grünen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
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In diesem Jahr zählen zu den Spitzenreitern der "vergessenen Nachrichten" gleich zwei maritime Themen. Zum einen das sogenannte "Ship Abandonment", also Schiffe, die wirtschaftlich nicht mehr genug einbringen und deshalb auf den Weltmeeren zurückgelassen werden. Zum anderen haben Medien aus Sicht der "Initiative Nachrichtenaufklärung" die Verdunkelung der Meere in Küstennähe vernachlässigt.

Hektor Haarkötter von der Initiative erklärt: "Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Nähe von Küsten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass gerade diese sehr empfindlichen marinen Ökosysteme sich zunehmend verdunkeln. Das geschieht einerseits durch den Klimawandel oder durch Einleitungen, wenn Menschen ihre Abfälle in Meeresnähe absondern. Das bedroht diese Ökosysteme ganz massiv."

Russland: Offenbar höchste Zunahme an HIV-Infektionen

Diesmal stechen Klimathemen heraus. Es sind aber auch soziale Themen dabei, zum Beispiel fehlende Psychotherapieplätze für Menschen mit geistiger Behinderung oder, dass die Wahrscheinlichkeit, Suizid zu begehen, im Gefängnis am höchsten ist. Und auch Russland tauche auf der Liste auf, sagt Kommunikationswissenschaftler Haarkötter: "Wir weisen darauf hin, dass Russland nicht nur, was den Ukraine-Krieg angeht, ein Thema sein sollte. Russland ist das Land, das offenbar die größte Zahl an Zunahme von HIV-Infektionen weltweit hat. Darauf sollte unserer Meinung nach medial auch hingewiesen werden."

Aufwand und Kosten wohl Ursache

Aber warum tauchen solche Themen weniger auf? Gründe seien unter anderem der hohe Rechercheaufwand und die Kosten, sagt Haarkötter. "Unter dem wirtschaftlichen Druck, an dem unsere Medienunternehmen leiden, spart man natürlich gerade aufwendige Recherchen gerne ein. Manche Themen scheitern auch an ihrer Komplexität, gerade, wenn es sich um wissenschaftliche Themen handelt. Dann finden Journalistinnen und Journalisten oft nicht den Dreh, dass es allgemein verständlich und vermittelbar ist."

Bei der "Initiative Nachrichtenaufklärung" kann jeder und jede Themen einreichen – auf der Webseite oder per Mail. Studentische Rechercheteams prüfen dann, ob sie wirklich zu wenig in den Medien vorkommen. Am Ende entscheidet eine Jury.

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