Ein Taucher vom Forschungstauchzentrum der Universität Kiel nähert sich in der Kolberger Heide in der Ostsee einem versenkten Munitionsrest.
Bildrechte: picture alliance/dpa/Forschungstauchzentrum CAU Kiel | Jana Ulrich

Altlasten Pilotprojekt zur Bergung von Munition aus der Ostsee

06. Januar 2024, 12:50 Uhr

In Ost- und Nordsee schlummern tausende Tonnen alte Minen, Torpedos und Bomben. Sie rotten vor sich hin und werden zunehmend zur Gefahr für Mensch und Natur. Nun soll ein Pilotprojekt zur Bergung von Altmunition starten.

Bund und Länder wollen damit beginnen, alte Munition aus Nord- und Ostsee zu bergen. Das sagte der Meeresbeauftragte der Bundesregierung, Sebastian Unger, der Nachrichtenagentur dpa. Angesichts der großen Menge handele es sich um eine Generationenaufgabe.

Bergungsstart in der Lübecker Bucht

Schon im Frühjahr startet ein Pilotprojekt. Dabei sollen Erkenntnisse über den Zustand der Kampfmittel gewonnen werden. Diese Erfahrungen sollen dann in die Entwicklung einer schwimmenden Entsorgungsanlage einfließen. Die Arbeiten sollen im April beginnen und sechs Monate dauern. Die Einsatzgebiete sind die Lübecker Bucht und die Mecklenburger Bucht in der Ostsee.

Die Ampel-Regierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, ein Sofortprogramm zur Munitionsbergung aufzulegen. Nach Angaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke lagern in den Meeren rund 1,6 Millionen Tonnen Altlasten. Sie rotteten vor sich hin, setzten Schadstoffe frei und seien zunehmend eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Ziel sei es, Altmunition sicher zu bergen und umweltgerecht zu entsorgen – und zwar im industriellen Maßstab.

Erst die Ost-, dann die Nordsee

Den Auftakt macht die Ostsee. Das Problem dort ist dem schleswig-holsteinischen Umweltministers Goldschmidt zufolge drängender. In der Nordsee seien die Minen und Bomben durch Ebbe und Flut teils von Meeresboden überlagert. Deshalb rosteten sie kaum. In der Ostsee liege die Munition in der Regel frei am Meeresgrund und roste deshalb schneller.

Geplant ist, zunächst 50 Tonnen Munitionsschrott zu bergen. Die Funde sollen in einer Verbrennungsanlage im niedersächsischen Munster entsorgt werden. Für den Start hat die Bundesregierung 100 Millionen Euro bereitgestellt.

Ein neuer Wirtschaftszweig

Die Bergung wird Goldschmidt zufolge mehr als 30 Jahre dauern. In Deutschland könne so ein Wirtschaftszweig mit globaler Bedeutung entstehen. Das Problem mit Munitionsaltlasten gebe es weltweit. Deutschland habe eine Vorreiterrolle.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Januar 2024 | 06:30 Uhr

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