Altersarmut Mehr Rentner auf Sozialleistungen angewiesen
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16. Juli 2023, 14:02 Uhr
Immer mehr Rentner sind einem Bericht zufolge auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen. Wie die Funke-Medien berichten, erhielten in den ersten drei Monaten dieses Jahres 684.000 Rentner Grundsicherung - 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
- Frauen im Rentenalter sind besonders häufig von Altersarmut betroffen.
- Grund für den Anstieg sei auch die zunehmende Zahl an geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern.
- Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch beschreibt die Zahlen als alarmierend.
In Deutschland sind immer mehr Menschen im Rentenalter auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen. Nach einem Zeitungsbericht der Funke-Mediengruppe bezogen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 684.360 Senioren Grundsicherung. Das sind knapp 26.000 mehr als im Dezember 2022 und laut Funke so viele wie nie zuvor.
Frauen besonders von Altersarmut betroffen
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Zahl um rund 90.000. Das entspricht einem Anstieg um 15 Prozent. Frauen im Rentenalter sind den Zahlen zufolge besonders häufig von Altersarmut betroffen. Rund 57 Prozent der Empfänger von Grundsicherung im Rentenalter waren Frauen.
Grundsicherung Die Sozialleistung erhalten Erwachsene, die ihren Lebensunterhalt nicht dauerhaft aus eigenem Einkommen und Vermögen bezahlen können.
Anstieg durch Ukraine-Krieg
Grund für den deutlichen Anstieg ist nach Angaben des Bundesamts vor allem die zunehmende Zahl von Leistungsberechtigten aus der Ukraine. Nach 20.525 Menschen im Dezember 2021 waren es ein Jahr später bereits 73.060 Personen. Geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer erhielten die Leistungen seit Juni 2022. Zuvor hätten sie Leistungen für Asylbewerber erhalten. Es handele sich vor allem um Frauen und ältere Menschen, erklärte das Bundesamt.
Politik und Inflation als Ursachen für Altersarmut
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch warnte angesichts der Zahlen vor einem Anstieg der Altersarmut: "Jedes Quartal kommen Menschen in der Größenordnung einer Kreisstadt bei der Altersarmut dazu. Die Zahlen sind alarmierend und auch Ergebnis der verheerenden Politik der letzten Jahre", sagte Bartsch den Funke-Zeitungen. Inflation und Krieg trieben die Zahlen in die Höhe. Neben Ukraine-Flüchtlingen könnten vor allem Rentner die Preise hierzulande nicht mehr bezahlen. Doch viele gingen aus Scham nicht zum Sozialamt.
Jedes Quartal kommen Menschen in der Größenordnung einer Kreisstadt bei der Altersarmut dazu.
Als "Schutzschirm gegen Altersarmut" forderte der Linke-Politiker eine "Generalüberholung" der Rente. Es brauche eine "einmalige Rentenerhöhung von zehn Prozent als Inflationsausgleich statt einer Inflationsprämie für Minister und Staatssekretäre, ein Rentenniveau von 53 Prozent und eine Mindestrente von 1200 Euro".
MDR AKTUELL (dpa/yvo)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 16. Juli 2023 | 08:00 Uhr