Opfer des Nationalsozialismus Bundesratspräsident Ramelow gedenkt Sinti und Roma in Auschwitz

03. August 2022, 03:09 Uhr

Zum europäischen Holocaust-Gedenktag haben Sinti und Roma aus ganz Europa in Auschwitz-Birkenau an die insgesamt 500.000 in der NS-Zeit ermordeten Angehörigen ihrer Volksgruppe erinnert. Mit Bodo Ramelow nahm erstmals ein Bundesratspräsident an der Gedenkfeier teil. Er legte einen Kranz nieder und mahnte, die Diskriminierung von Sinti und Roma sei mit dem Ende der Nazizeit nicht vorbei gewesen.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma gedacht. Bei einer Gedenkfeier zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sagte der amtierende Bundesratspräsident am Dienstag: "Wir sind heute hier, um dem Grauen ins Gesicht zu schauen und es dadurch sichtbar zu machen."

Wir sind heute hier, um dem Grauen ins Gesicht zu schauen und es dadurch sichtbar zu machen.

Bodo Ramelow

Zusammen mit dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, legte er Kränze für Sinti und Roma und alle anderen Opfer des Vernichtungslagers nieder. Neben dem Bundesratspräsidenten nahmen auch die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dall und der Vorsitzende des Verbandes der Roma in Polen, Roman Kwiatkowski, teil.

Ramelow: Diskriminierung mit Ende der NS-Zeit nicht vorüber

Gleichzeitig mahnte Ramelow, Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung den Boden zu entziehen. Rassismus beginne, wo Menschen unfähig seien, mit denen zusammenzuleben, die als anders empfunden werden.

Er erinnerte daran, dass mit der Befreiung von 1945 die Diskriminierung der Sinti und Roma nicht vorüber gewesen sei. Diese "zweite Verfolgung" müsse aufgearbeitet werden. Es gebe viel zu wenig Literatur, Film- und Fernsehbeiträge über die Geschichte, Kultur und Lebenswirklichkeit der Sinti und Roma, der Jenischen und anderer Minderheiten in Deutschland und Europa.

Auch die Erinnerungskultur müsse umfassender werden, forderte Ramelow. Er sprach sich für den Erhalt und die Pflege der Grabstätten NS-verfolgter Sinti und Roma aus. Auch an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen müsse das Interesse an der Minderheit ankommen.

Zudem wies Ramelow im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf den Umgang mit Roma und anderen Minderheiten hin. Der Krieg dürfe nicht als Vorwand für eine Vertreibung der Roma aus der Ukraine dienen.

Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma

Der 2. August wurde im Jahr 2015 durch das Europäische Parlament offiziell zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt. Am 2. August 1944 waren im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau die letzten dort noch lebenden 4.300 Sinti und Roma von der SS ermordet worden. Insgesamt wurden während der NS-Diktatur eine halbe Million Sinti und Roma ermordet.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR Thüringen Journal | 02. August 2022 | 19:00 Uhr

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