Busse der Verkehrsbetriebe Plön stehen hinter einem Schild mit der Aufschrift „Warnstreik“ auf dem Betriebshof in Preetz.
Am Freitag müssen sich Fahrgäste im Öffentlichen Nahverkehr wegen der Warnstreiks auf Einschränkungen einstellen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Nach GDL-Streik Verdi ruft zu ÖPNV-Warnstreiks auf: Wo in Mitteldeutschland gestreikt wird

30. Januar 2024, 08:03 Uhr

Der Lokführerstreik bei der GDL ist gerade erst vorbei, da kommt auf Fahrgäste die nächste Herausforderung zu: Am Freitag plant die Gewerkschaft Verdi in fast allen Bundesländern Warnstreiks im Öffentlichen Nahverkehr. Die Verhandlungen mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden sind bisher ohne Ergebnisse geblieben. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten je nach Bundesland verschiedene Dinge, unter anderem mehr Geld und zusätzliche Urlaubstage.

Die Gewerkschaft Verdi hat für Freitag in fast allen Bundesländern zu ganztägigen Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufgerufen. Die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende, Christine Behle, teilte am Montag mit, es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, um mehr Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Grund für die Streiks ist demnach, dass die bisherigen Tarifverhandlungen in den Bundesländern ohne Ergebnis geblieben sind.

Auf Fahrgäste kommen damit erneut erhebliche Einschränkungen vor allem im Berufsverkehr zu. Erst an diesem Montag hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren mehrtägigen Streik bei der Deutschen Bahn vorzeitig beendet. Dort gilt nun bis einschließlich 3. März eine Friedenspflicht. Im Nah- und Regionalverkehr sind Arbeitskämpfe von Verdi aber weiter möglich.

Erste Tarifverhandlungsrunde blieb ohne Ergebnis

Außer in Bayern verhandelt die Gewerkschaft in allen Bundesländern mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für die Beschäftigten im ÖPNV. Von der laufenden Tarifrunde sind laut Verdi mehr als 130 kommunale Unternehmen in den Städten und Landkreisen sowie insgesamt 90.000 Beschäftigte betroffen. Bei der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche konnte demnach in keiner Region eine Einigung erreicht werden.

Verhandelt wird zwar in allen betroffenen Bundesländern gleichzeitig, inhaltlich geht es aber um sehr unterschiedliche Forderungen. In den meisten Ländern werden die sogenannten Manteltarifverträge besprochen. Sie regeln vor allem die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Auch in Sachsen geht es um den Manteltarifvertrag. Verdi fordert unter anderem eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs, die Einführung von Zeitzuschlägen für Samstagsarbeit oder Überstundenzuschläge.

Wo in Mitteldeutschland gestreikt wird

In Sachsen ruft Verdi die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsunternehmen in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau am Freitag zu einem ganztägigen Warnstreik auf. In Sachsen-Anhalt werden die kommunalen Verkehrsunternehmen in Dessau, Halle, Magdeburg und dem Burgenlandkreis bestreikt. In Thüringen sind die kommunalen Verkehrsunternehmen in Erfurt, Gera, Jena, Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen, Suhl/Zella-Mehlis, Weimar, dem Landkreis Weimarer Land und dem Saale-Holzland-Kreis betroffen.

Mehr Geld und mehr Urlaub gefordert

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) fordert Verdi zum Beispiel längere Wendezeiten, Urlaubsgeld und mehr Urlaub. Nach Aussage der Gewerkschaft hat die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV zugenommen. Der Arbeitsdruck werde immer größer. Deshalb müssten schnell Lösungen gefunden werden, um die Mitarbeiter zu entlasten.

In Brandenburg, im Saarland, in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Verhandlungen komplizierter. Hier geht es auch um die Entgelte, also höhere Löhne und Gehälter. In Sachsen-Anhalt will Verdi eine Erhöhung der Tabellenentgelte um 550 Euro pro Monat sowie eine Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 250 Euro pro Monat.

In Thüringen sollen die Tabellenentgelte um 650 Euro pro Monat erhöht werden - verbunden mit der Möglichkeit, die Entgelterhöhung in eine Arbeitszeitreduzierung oder zusätzliche Regenerationstage umzuwandeln. Für Auszubildende wird eine Erhöhung der Entgelte um 250 Euro pro Monat gefordert.

Fridays for Future unterstützt Verdi-Streik

Der Warnstreik wird unter anderem von der Umweltbewegung Fridays for Future unterstützt. Sprecherin Darya Sotoodoh sagte am Montag: "Wir alle brauchen einen verlässlichen Nahverkehr, mit dem wir sicher und günstig zur Arbeit, in den Club oder nach Hause kommen".

dpa (akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Januar 2024 | 15:30 Uhr

56 Kommentare

martin vor 14 Wochen

@knarf: Recht einfach: "Dank" fehlender Privatisierung. Früher waren die Bahnen (auch im Westen) vom Eigentümer nicht gezwungen betriebswirtschaftlich zu denken und "optimieren". Da wurde noch volkswirtschaftlich gedacht und gehandelt (na ja, jedenfalls grundsätzlich). Wenn Reserven an rollendem Material, Personal und Überholweichen / - gleise nur noch als unnötige Kostenfaktoren gesehen werden und alles "auf Kante genäht" wird, dann bekommt man (welch Wunder) genau die aktuell zu beobachtenden Zustände.

emlo vor 14 Wochen

Flächendeckender ÖPNV, also bis ins kleinste Dorf, und das auch noch "24/7" ist weder personell noch finanziell machbar. Zumindest nicht klassisch mit Bus/Bahn. Das Auto hat in der Fläche durchaus seine Berechtigung.

emlo vor 14 Wochen

Das Auto ist ja auch sowas von billig! Haben Sie sich schon mal mit den GESAMTkosten Ihres fahrbaren Untersatzes beschäftigt? Für das Geld können Sie ganz schön lange mit den Öffis fahren!

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