Hohe Lebensmittelpreise Warum Butter wohl erstmal teuer bleibt
Hauptinhalt
24. Oktober 2024, 13:16 Uhr
Trotz gesunkener Inflationsrate bleiben viele Lebensmittel teuer. Besonders hoch sind derzeit die Preise für Butter. MDR AKTUELL-Hörerin Renate Wehemeyer fragt sich, woran das liegt und wann wieder mit niedrigeren Butterpreisen zu rechnen ist. Die Gründe sind zum Teil strukturell und saisonal bedingt. Unter anderem ist Butter in der kalten Jahreszeit nachgefragter.
- Dem Milchbauer Frank Lenz zufolge wird insgesamt immer weniger Milch produziert.
- Außerdem enthält Milch in der kalten Jahreszeit weniger Fett, das ein wesentlicher Bestandteil von Butter ist.
- Weil Butter zusätzlich im Herbst und Winter nachgefragter ist, werden die Butterpreise wohl frühestens im neuen Jahr wieder sinken.
Warum Butter so teuer ist wie nie, ist buchstäblich eine Preisfrage. Und der Preis – so lehren es uns die Wirtschaftswissenschaftler – entsteht durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.
Weniger Milchkühe, mehr Bürokratie
Also Anruf bei einem, der anbietet. Frank Lenz, Milchbauer in Schinne in der Altmark, erklärt: "Es zeichnet sich immer mehr ab, dass das Milchaufkommen insgesamt sinkt. Bisher ist immer nur die Anzahl der Bäuerinnen und Bauern gesunken, aber die Milchmenge ist gleich geblieben. Doch dieser Trend zeigt jetzt nach unten, womit abzusehen ist, dass wir einen strukturellen Milchrückgang in Deutschland haben und zurzeit auch in Europa."
Die Zahlen des Verbands der Milchwirtschaft bestätigen Lenz' Aussage: Der Trend ist ein langfristiger. 1950 gab es noch etwa fünf Millionen Milchkühe in Deutschland. 2023 waren es noch rund 3,7 Millionen. Zwar liefern die heutigen, hochgezüchteten Kühe viel mehr Milch als ihre Artgenossinnen aus dem letzten Jahrhundert. Lenz zufolge gibt es heute aber auch deutlich mehr Bürokratie und Auflagen.
In der kalten Jahreszeit: Fettgehalt der Milch sinkt, Nachfrage nach Butter steigt
Zudem verteuere ein zweiter Faktor die Butter zusätzlich, führt Lenz aus: "Hinzu kommt noch ein spezifischeres Thema. Nämlich, dass der Fettgehalt in der Milch niedrig ist. Und aus dem Fett, das in der Milch ist, wird die Butter ja hergestellt." Das hänge mit der Jahreszeit zusammen und sorge dafür, dass die Molkereien weniger Fett aus der Milch abschöpfen können, um daraus Butter oder Käse herzustellen. Das sieht man auch am Preis für diese besonders fetthaltigen Produkte. Sie haben sich stärker verteuert als das Grundprodukt Milch.
Als wäre das alles nicht genug, gibt es noch einen dritten Grund, warum Butter gerade so teuer ist wie nie. Auch er ist ein saisonaler, hat aber nichts damit zu tun, dass das Angebot abnimmt. Sondern ab Herbst steigt die Nachfrage. Denn in der kalten Jahreszeit werde mehr gekocht und gebacken, so Christopher Nerlich, Abteilungsleiter Einkauf bei Konsum Leipzig. Die Genossenschaft betreibt über 60 Supermärkte in Mitteldeutschland, die meisten davon in Leipzig.
Sinkende Butterpreise wohl frühestens im neuen Jahr
Christopher Nerlich zufolge ist mit sinkenden Butterpreisen erstmal noch nicht zu rechnen. "Ich denke, der Preis wird sich frühestens nach dem Jahreswechsel wieder beruhigen, wenn die Nachfrage wieder zurückgeht."
Milchbauer Frank Lenz ist sogar noch pessimistischer. Denn bei sinkenden Preisen, sagt er, würde er Verlust machen: "Es ist wirtschaftlich unmöglich, ein Produkt Milch in Deutschland zu erzeugen, wenn die Preise unter dem jetzigen Niveau sind. Also das Niveau, was jetzt vorherrscht, ist – wirtschaftlich gesehen – das Mindestniveau, um überhaupt eine Milcherzeugung in Deutschland zu ermöglichen."
Auflagen bei Tier- und Naturschutz zu reduzieren, hält Lenz dennoch für den falschen Weg. Er wünscht sich stattdessen, dass die Marktmacht seiner Abnehmer – also Molkereien und Einzelhandel – begrenzt wird. Aktuell erfahre er erst sechs Wochen später, was ihm die Molkerei für seine monatlichen Milchlieferungen zahlt. So könnte die ihm die Preise nach Belieben diktieren – und nicht nur das wenige Fett für die Butter abschöpfen, sondern auch Gewinn aus den höheren Preisen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Oktober 2024 | 06:21 Uhr
Gisi5 vor 18 Wochen
Klasse so ein super Artikel.
Aber das hatten wir doch schon, Butter und Käse teuer, kauft eben keiner.
Wir sollten nicht vergessen, dass das nicht nur Butter betrifft.
Nehmen wir mal Gummibärchen. Die Kosten mal 69 Cent die Tüte.
Inzwischen schon das Doppelter.
Und immer wenn eine Preiserhöhung gemacht wird, ist ein Produkt in der Werbung. Mit etwas Preisnachlässe.
Danach ist es dann teuerer als vor der Werbung.
Aber die Wenigsten erinnern sich ja an Preise, vor allem wenn man Produkte nicht ständig kauft.
Ich will hier niemanden beleidigen oder beschimpfen.
Wir waren gerade bei unseren Kindern in Baden Württemberg zu Besuch.
Da gibt es einen Bioladen für Kinder ab sechs Jahren. Wo die Kinder einkaufen, meine ich.
Wir haben die Zeiten Eier von Edeka gegessen. Bäh, schon das Kochwasser hat gestunken.
Und Gelb waren die auch nicht wirklich.
Ich bin auf dem Dorf mit Tieren groß geworden und weiß, solange es draußen Gras gibt, sind die Dotter richtig schön gelb.
Niemann vor 18 Wochen
@AlexLeipzig, immer wieder erbaulich wie eine Predigt, ihre Antworten in denen sie fleißig das Narativ "nur alle anderen sind immer schuld" bedienen. Die Ampel mit ihrer energiefeindlichen und wirtschaftsfeindlichen Politik diktiert nicht die Preise, macht sie aber weil sie für jegliche Preiserhöhungen die entsprechende Vorlage bietet. Beispiele: Weniger Kühe ist gut fürs Klima (bekannt als Kuhfurz) oder russisches Gas ist böse aber amerikanisches Gas zum dreifachen Preis ist prima. Noch mehr Beispiele gefällig? Es sind die falschen Rahmenbedingungen und falschen Anreize welche die damit auch falsche Preisbildung erzeugen. Da muss man sich nicht in irgendwelche Preis- und Zahlungsmodalitäten verlieren anstatt Mal auf die wirklichen Ursachen zu blicken, vor allem dann wenn man keine Ahnung vom Thema hat oder haben will.
Uborner vor 19 Wochen
Sicher nicht alle, die Bilder und Abstimmungen nach dem Mauerfall haben aber schon gezeigt, dass es die große Mehrheit so gesehen hat. Ich möchte das nicht bewerten, uns geht es heute schon deutlich besser auch wenn es Mängel gibt und die Zukunft nicht mehr so toll aussieht.