Kinder und Erzieher beim singen.
Im Schnitt verdienen Menschen, die in sozialen Berufen tätig sind, 17 Prozent weniger als Arbeitnehmer in anderen Branchen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

"Care Pay Gap" Beschäftigte in Sozialberufen verdienen laut Studie 17 Prozent weniger

18. März 2024, 16:06 Uhr

In Deutschland verdienen Menschen mit Berufen im sozialen Sektor weniger als in anderen Branchen. Einer Studie des Roten Kreuzes zufolge liegt die Lohnlücke bei 17 Prozent. Hinzukommt, dass Frauen durch den "Care Pay Gap" noch einmal mehr benachteiligt sind.

Beschäftigte im sozialen Sektor in Deutschland verdienen laut einer neuen Studie durchschnittlich 17 Prozent weniger als Beschäftigte in anderen Sektoren. Das geht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus der Erhebung "Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Deutschen Roten Kreuzes hervor. 

"Neben Nachteilen bei den Arbeitszeiten zeigen sich im sozialen Sektor nach wie vor deutliche Unterschiede in der durchschnittlichen Bezahlung gegenüber der übrigen Wirtschaft", heißt es in der Studie.

Die meisten Beschäftigten des sozialen Sektors arbeiten in der Kinderbetreuung und -erziehung, gefolgt von der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege und der Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sonderpädagogik.

Finanziell geringere Wertschätzung

Die unbereinigte Lohnlücke zwischen dem sozialen Sektor und den übrigen Sektoren habe in den vergangenen Jahren zwar abgenommen, heißt es in der Studie. Dennoch habe die Lohnlücke 2021 bei den Vollzeitbeschäftigten noch 17 Prozent betragen. Dem zugrunde liegen umfassende IAB-Daten unter anderem zum Entgelt aller Betriebe mit Beschäftigten in Deutschland.

Die Forscherinnen und Forscher nennen diese Lohnlücke "Care Pay Gap". Vollzeittätigkeiten im sozialen Sektor würden finanziell geringer wertgeschätzt als in anderen Branchen, erklärten die Studienautoren.

Parallelen mit Gender Pay Gap

Bekannt ist bisher vor allem der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Laut Statistischem Bundesamt lag der Bruttostundenlohn der Frauen im vergangenen Jahr unverändert 18 Prozent unter dem der Männer. Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklärt das Statistikamt mit höheren Teilzeitquoten bei den Frauen und geringeren Gehältern in frauentypischen Berufen.

Ähnlich wie beim Gender Pay Gap würde sich der Lohnunterschied auch beim Care Pay Gap durch Bereinigung zusätzlicher Faktoren verringern, zeigt die Studie. Angesichts des hohen Frauenanteils in den sozialen Berufen lasse sich der Care Pay Gap jedoch teils auch mit der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen erklären.

Einen großen Unterschied beim Gehalt gibt es der Studie zufolge vor allem bei den Hochqualifizierten. In der Studie heißt es: "Hier lag der Verdienstunterschied im Jahr 2021 immerhin bei 32 Prozent oder – bezogen auf die durchschnittlichen Bruttomonatslöhne – bei gut 2.000 Euro monatlich." Bei Geringqualifizierten sei der Unterschied nicht so extrem bemerkbar. Die Autoren sehen als Gründe dafür etwa die Einführung des Mindestlohns und die "Tariflohnerhöhungen über Sockelbeträge".

Das Deutsche Rote Kreuz sieht die Politik gefordert, mehr Mittel für den sozialen Sektor vorzusehen. Es seien politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielten, sagte der DRK-Bereichsleiter Joß Steinke, Mitautor der Studie. "Die zentrale Frage ist: Wie viel ist der soziale Sektor der Gesellschaft wert? Oder anders gefragt: Was darf er kosten?"

dpa(amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. März 2024 | 06:30 Uhr

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