Der Schriftzug Galeria Kaufhof ist an einer Filiale der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof angebracht.
Viele Galeria-Filialen mussten bereits schließen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Thomas Banneyer

Insolvenzverfahren Wie es mit den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen jetzt weitergeht

04. April 2024, 07:22 Uhr

Am Dienstag ist das Insolvenzverfahren des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns eröffnet worden. Offenbar gibt es interessierte Investoren, allerdings noch keine sicheren Pläne. Für die mitteldeutschen Standorte in Leipzig, Chemnitz, Dresden, Erfurt und Magdeburg gibt es möglicherweise noch Perspektiven.

Carolin Voigt, Reporterin, Redakteurin und Sprecherin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Was passiert, wenn das letzte große Kaufhaus am Platz schließt, kann man in Halle an der Saale gut beobachten. Vor knapp anderthalb Jahren hat die Galeria-Filiale am Markt dichtgemacht. Ein Einschnitt für Händlerinnen und Händler in der Innenstadt, sagt Beate Fleischer. Sie betreibt ein Dessous-Geschäft in der Nähe und engagiert sich beim Händlerverband Citygemeinschaft Halle.

Weil gewisse Sortimente fehlten, kämen die Leute auch weniger in die Stadt, erzählt Fleischer: "Man hat mal schnell bei Galeria Kaufhof Sortimente gefunden wie zum Beispiel Haushaltswaren oder Bürobedarf und schnell einen Einkauf gemacht. Dann war man einmal in der Stadt und hat dann auch die umliegenden Geschäfte besucht." Um wieder mehr Menschen in die Innenstadt von Halle zu locken, müsse gegengesteuert werden, sagt die Händlerin.

Eigentümerin der ehemaligen Kaufhof-Immobilie ist die Leipziger Stadtbau AG. Die verweist auf Anfrage auf die Äußerungen ihres Vorstands Patrik Fahrenkamp von Ende März in der "Mitteldeutschen Zeitung". 60 bis 70 Prozent neue Mieter aus dem Bereich Handel und Gastronomie habe man bereits zusammen, schilderte Fahrenkamp dort. Bis Sommer wolle man alle Verträge unter Dach und Fach haben.

Vorerst keine Schließungen in Chemnitz und Leipzig

In Chemnitz flaniert derzeit noch Kundschaft durch das Galeria-Haus. Filialleiter Torsten Dunkelmann zeigt sich auf Anfrage optimistisch, dass sein Standort bleibt. Schriftlich teilt er mit, derzeit verhandelten Insolvenzverwalter und Geschäftsführer mit zwei Interessenten final, die Galeria als Ganzes übernehmen wollten.

Weiter schreibt Dunkelmann: "Das betrifft des Weiteren auch die Entscheidungen über ein Fortführungsportfolio. Ob Chemnitz zu diesem gehört, wird demnach nicht vor Ort entschieden. Beide Interessenten verfügen sowohl über Einzelhandelserfahrung in Deutschland als auch einen internationalen Finanzhintergrund für die notwendigen Investitionen in das Unternehmen." Die Verhandlungen mit den finalen Bietern sollten in Kürze abgeschlossen werden.

Weder die Filialleitung, noch die Stadt Leipzig wollten sich zum Standort in der Messestadt äußern. Zuletzt war die Schließung des Standorts Medienberichten zufolge aber vom Tisch.

In das Galeria-Haus in Dresden will sich die Stadt in die oberste Etage mit einem Bürgerbüro einmieten. Galeria-Filialleiter Michael Zielke sprach in der "Sächsischen Zeitung" von einer "tollen Symbiose".

Erfurt will Galeria-Immobilie nicht kaufen

Auch für das einzige in Sachsen-Anhalt verbliebene Warenhaus im Magdeburg soll es zumindest nach Vorstellung von Oberbürgermeisterin Simone Borris eine Perspektive geben. Im Dezember sagte sie dem MDR, sollte die Immobilie an sich zum Verkauf stehen, habe die Stadt ein Vorkaufsrecht.

Auf dieses Gedankenspiel will man sich in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt nicht einlassen. Steffen Linnert, Beigeordneter für Finanzen und Wirtschaft sagt dazu: "In städtische Hand übernehmen heißt schlichtweg, dass Verluste durch den Steuerzahler übernommen werden. Gewinne sind privatisiert. Gerade bei den Karstadt-Immobilien ist es so, dass in den letzten Jahrzehnten sehr dubiose Immobiliengeschäfte stattgefunden haben. Da bin ich sehr vorsichtig, dass der Steuerzahler dafür haften soll und vielleicht hohe Mieten zahlen und überhöhte Immobilienwerte auch aufnehmen soll." Das sei moralisch nicht zu rechtfertigen und auch für die Stadt nicht zu stemmen.

Wie es weitergeht für die deutschlandweit 92 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen, muss das nunmehr dritte Insolvenzverfahren zeigen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. April 2024 | 06:20 Uhr

4 Kommentare

knochen45 vor 3 Wochen

Wenn ich das menschenleere Karstadt von Magdeburg sehe, ergibt sich immer die Frage wie haben Sie es bis hierher überlebt. Die Waren überteuert und 70 Meter Visavis entfernt grüßt das Allee-Center

Jan Will vor 3 Wochen

Wenn Kaufhäuser zunehmend weniger genutzt werden, dann sollte man das akzeptieren und das Konzept jedenfalls nicht mit staatlichen Mitteln künstlich am Leben erhalten. Das ist wie das ständige Fördern von Dorfläden, die die Bewohner gar nicht nutzen.

Der Staat sollte nicht überholte, sondern neue, zukunftsfähige Ideen fördern.

Peter vor 3 Wochen

Ich las vor Tagen einen Artikel, in dem der Insolvenzverwalter schilderte, dass die Galeria-Kaufhäuser zum Teil Mieten in Höhe von 30% des Umsatzes zahlen mussten. Gut für die Hauseigentümer, schlecht für Galeria.
Eine Zukunft werden deshalb wohl nur die Kaufhäuser haben, wo die Mieten auf ein erträgliches Maß gedrückt werden können.
Ob das in den verbliebenen mitteldeutschen Filialen gelingt, wird sich zeigen.

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