Essen wird in einem Restaurant serviert
Wer sich das Essen im Restaurant bringen lässt, muss dafür seit Jahresbeginn vielerorts mehr Geld bezahlen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Höhere Steuern und Kosten Drei Viertel der Gastronomen haben Preise erhöht

12. Januar 2024, 14:53 Uhr

Knapp zwei Wochen nach der Rückkehr zur höheren Mehrwert-Steuer hat die Mehrheit der Gastronomen die Preise angehoben. In einer Umfrage des Branchenverbandes Dehoga gaben gut 75 Prozent der befragten Gastronomen an, die Preise für Speisen erhöht zu haben. Elf Prozent wollten das noch im Laufe des ersten Quartals machen, gut sechs Prozent im Jahresverlauf.

Drei Viertel der Gastronomen in Deutschland haben ihre Preise nach der Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer bereits heraufgesetzt. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) unter bundesweit rund 2.900 Betrieben hervor. Von den übrigen Unternehmen planen fast alle Preiserhöhungen im weiteren Verlauf des Jahres. Lediglich drei Prozent der Gastronomen gaben an, die Preise nicht heraufsetzen zu wollen.

Nach Angaben des Verbandes nannten die Unternehmen als größte Herausforderungen die Anhebung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie, die steigenden Personalkosten sowie die höheren Kosten bei Lebensmitteln und Energie. Insgesamt beurteilten viele Firmen ihre Aussichten schlecht. Jedes dritte Unternehmen befürchtet, 2024 Verluste zu machen. Nur ein Drittel geht davon aus, sich am Markt behaupten zu können. Ein weiteres Drittel machte dazu keine Angaben.

Höhere Mehrwertsteuer stört Betriebe und Gäste

Dehoga-Präsident Guido Zöllick forderte die Politik auf, die Rahmenbedingungen für die Gastronomen zu verbessern. Immer neue Belastungen seien fehl am Platz. An vorderster Stelle nannte Zöllick die Rückkehr zu einer einheitlichen Mehrwertsteuer auf Speisen in Höhe von sieben Prozent: "Es ist absurd, dass für das Essen in der Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer gelten, während das Essen to go, der Fertigsalat aus dem Supermarkt und die Essenslieferung weiterhin mit sieben Prozent besteuert wird."

Eine Rechnung mit Umsatzsteuer und Mehrwertsteuer liegt auf der Speisekarte eines Restaurants
Seit dem 1. Januar gilt beim Essen im Restaurant wieder ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Für den 15. Januar hat der Branchenverband zur Teilnahme an der Großdemonstration der Landwirtschaft in Berlin aufgerufen. Der Aufruf steht unter dem Titel "Ohne Wirte kein Essen".

Auch bei den Gästen kommt die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer schlecht an. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov lehnten zum Jahresende 69 Prozent der Befragten die Steuererhöhung ab. Als Konsequenz wollen viele künftig seltener ins Restaurant gehen oder dort weniger ausgeben. 44 Prozent der Befragten gaben an, ihr Verhalten mit Blick auf Restaurantbesuche ändern zu wollen. Gut zwei Drittel davon wollen seltener essen gehen, ein Viertel sogar ganz auf Restaurantbesuche verzichten.

Ökonomen finden Ende der Unterstützung richtig

Ökonomen loben hingegen den Schritt. Nach dem Ende der Pandemie gebe es keinen Grund mehr, die Branche zu bevorzugen, sagt Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle Ende Dezember. "Es ist nicht Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass mehr Menschen ins Restaurant gehen."

Friedrich Heinemann vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim sieht die Vergünstigung auch sozialpolitisch als Problem. Denn von der Steuerermäßigung profitierten vor allem Besserverdienende, sagt er. "Wohlhabende gehen häufiger essen und profitieren daher überproportional. Das ist sozialpolitisch kontraproduktiv."

Die Bundesregierung hatte den Steuersatz auf Speisen in Restaurants Mitte 2020 während der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkt. Später verlängerte die Ampel-Koalition die Steuervergünstigung mehrfach, unter anderem wegen der Folgen der Energiekrise und der hohen Inflation. Zum 1. Januar endete diese Regelung. Für Getränke galt schon bisher der volle Satz von 19 Prozent. Bei Bringdiensten und Essen zum Mitnehmen bleibt es dagegen beim ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent für Speisen.

Reuters, dpa, MDR (ala)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – das Nachrichtenradio | 12. Januar 2024 | 14:30 Uhr

52 Kommentare

astrodon vor 15 Wochen

@ElBuffo: Der allgemein gültige Steuersatz von 19% ist für bestimmte Produkte, die in der Kategorie "Grundlegender Bedarf" eingeordnet werden, subventioniert :-) wie der Agrar-Diesel halt.

emlo vor 15 Wochen

...die der MDR aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen nicht veröffentlicht hat. Es ging genau um die von "wo geht es hin" erwähnten Radwege. Ja, gehört nicht direkt zum Thema, aber ich habe das Thema auch nicht aufgemacht!

Frank 1 vor 15 Wochen

Aus Ihrem "Beitrag" kann ich nur entnehmen Sie kennen sich in der Materie nicht einmal ansatzweise aus. Sie führen eine dumpfe primitive Neiddebatte. Kein Mensch braucht das. Was wollen Sie mit Ihren völlig undifferenzierten haltlosen Beschimpfungen bewirken?

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