Ein Kellner serviert in einem Restaurant Essen
Nach zwei Corona-Jahren gab es in Mitteldeutschland 18 Prozent weniger Gastrobetriebe. Bildrechte: colourbox

Pro-Kopf-Vergleich in Gastronomie-Branche In Mitteldeutschland 20 Prozent weniger Gastrobetriebe als im Bundesländerdurchschnitt

02. August 2023, 13:52 Uhr

Wer in Mitteldeutschland eine Gaststätte sucht, muss nicht selten länger unterwegs sein als anderswo. Je 100.000 Einwohner sind 142 und damit 20 Prozent weniger als im Durchschnitt aller Bundesländer. Der liegt bei 179 Unternehmen. Die Zahl der Gastro-Firmen in Mitteldeutschland ist in den beiden Corona-Jahren um 18 Prozent gesunken. Damit liegen die drei Länder im bundesweiten Trend.

In den drei mitteldeutschen Bundesländern gibt es – gemessen an der Bevölkerung – weniger Gastronomiebetriebe als in fast allen anderen Bundesländern. Je 100.000 Einwohner sind es 142 Firmen und damit 20 Prozent weniger als im Durchschnitt aller Bundesländer. Der liegt bei 179 Unternehmen je 100.000 Einwohner. Das ergaben Berechnungen des MDR-Magazins "Umschau" mit den aktuell verfügbaren Zahlen* des Statistischen Bundesamtes (Stand: Ende 2021).

Die geringste Gastrofirmen-Dichte gibt es in Brandenburg (139), es folgen Sachsen (142), Sachsen-Anhalt (142) und Thüringen (143). Die höchste Dichte gibt es in Berlin (229) und dem Saarland (211). In der Statistik wurden umsatzsteuerpflichtige Restaurants, Imbisse, Eissalons, Cafés und Schankwirtschaften sowie Caterings berücksichtigt.

Gastro-Betriebe je 100.000 Einwohner (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 2021)
  Anzahl Vergleich zum Mittelwert
Berlin 229 28%
Saarland 211 18%
Hamburg 210 18%
Rheinland-Pfalz 202 13%
Bremen 192 7%
Hessen 190 6%
Mecklenburg-Vorpommern 185 3%
Bayern 184 3%
Baden-Württemberg 181 1%
Deutschland 179  
Nordrhein-Westfalen 178 0%
Schleswig-Holstein 177 -1%
Niedersachsen 160 -10%
Thüringen 143 -20%
Sachsen-Anhalt 142 -20%
Sachsen 142 -20%
Brandenburg 139 -22%

*) Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes wurden die Daten von Ende 2021 erst im Mai 2023 veröffentlicht, weil die Einzeldaten erst an die Finanzverwaltungen gehen und anschließend an die Bundesländer zur Überprüfung übermittelt werden. Zirka zwölf Monate nach Ende des Berichtszeitraums liegen erste Landesergebnisse vor, dann werden die Daten an das Statistische Bundesamt zur Zusammenfassung eines Bundesergebnisses übermittelt und nach weiteren zirka vier Monaten liegt das Bundesergebnis vor und kann veröffentlicht werden.

Rückgang um 18 Prozent in zwei Jahren

In der Corona-Zeit ist die Zahl der Gastro-Firmen in Mitteldeutschland stark zurückgegangen, aber nicht stärker als im Durchschnitt der Bundesländer. In den Jahren 2020 und 2021 ist sie um gut 2.500 Betriebe auf knapp 11.900 gesunken.

Das entspricht einem Verlust von 18 Prozent. In Thüringen waren es 20 Prozent, in Sachsen-Anhalt 18 und in Sachsen 16. Mit 17 Prozent fiel der Rückgang im Schnitt der Bundesländer ähnlich aus. Die Spanne bei den Verlusten reicht von 25 Prozent im Saarland und 22 Prozent in Rheinland-Pfalz bis 13 Prozent in Schleswig-Holstein und elf Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.

Anzahl der Gastrobetriebe (Quelle: Statistisches Bundesamt)
  2018 2019 2020 2021 Vgl. 2019 - 2021  
Deutschland 179.012 178.671 157.986 148.624 -30.047 -17%
Mitteldeutschland 14.562 14.401 12.739 11.865 -2.536 -18%
Thüringen 3.845 3.770 3.297 3.023 -747 -20%
Sachsen-Anhalt 3.793 3.762 3.322 3.088 -674 -18%
Sachsen 6.924 6.869 6.120 5.754 -1.115 -16%

Corona-bedingte Schließungen ließen Personal abwandern

Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges
Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges Bildrechte: imago images / Reiner Zensen

Die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbandes Ingrid Hartges erklärt den Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 mit dem schließungsbedingten Umsatzrückgang und der schwierigen Nachfolgersuche. Sie sagte: "Es sind natürlich auch viele, die jahrzehntelang selbstständig waren, auch zermürbt gewesen. Also gerade in der Generation 60, die einfach keine Kraft mehr haben. Und es finden sich leider oftmals keine Nachfolger."

Es sind natürlich auch viele, die jahrzehntelang selbstständig waren, auch zermürbt gewesen. Also gerade in der Generation 60, die einfach keine Kraft mehr haben. Und es finden sich leider oftmals keine Nachfolger.

Ingrid Hartges Hauptgeschäftsführerin Dehoga-Bundesverband

Zudem ging der Branche nach den pandemiebedingten Schließungen das Personal verloren. "Viele Mitarbeiter haben bessere Jobs gefunden", sagt Olaf Klenke, Landesbezirkssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Ost.

Verluste im zweiten Corona-Jahr geringer

Im Vergleich zum ersten Jahr der Pandemie hat sich im zweiten der Rückgang bei den Gastrobetrieben abgeschwächt.

Kellner mit Mundschautz zwischen Gästen auf einem Restaurant-Freisitz
Gastro in Corona-Zeiten: Kellner mit Mundschutz. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto

Das war in Mitteldeutschland und in den anderen Bundesländern im gleichen Maß der Fall. 2021 waren es in den drei mitteldeutschen Ländern sieben Prozent (das Mittel aller Bundesländer sechs Prozent), 2020 waren es in Mitteldeutschland und deutschlandweit zwölf Prozent. In den Vor-Corona-Jahren seit 2015 hat sich die Zahl der Gastrobetriebe kaum verändert. Die Werte lagen in Mitteldeutschland zwischen +0,2 und -1,1 Prozent, in Deutschland -0,2 und +0,6 Prozent.

Anzahl der Gastrobetriebe - Vergleich zum Vorjahr (Quelle: Statistisches Bundesamt)
  2019   2020   2021  
Deutschland -341 -0,2% -20.685 -12% -9.362 -6%
Mitteldeutschland -161 -1% -1.662 -12% -874 -7%
Thüringen -75 -2% -473 -13% -274 -8%
Sachsen-Anhalt -31 -1% -440 -12% -234 -7%
Sachsen -55 -1% -749 -11% -366 -6%

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 01. August 2023 | 20:15 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Mehr aus Deutschland

Hochzeitsfotograf
Für schöne Erinnerungen an den Hochzeitstag lassen die meisten Brautpaare Fotos machen. Doch dafür haben die Fotografen nur den einen Hochzeitstag. Müssen sie Schmerzensgeld zahlen, wenn das Brauptaar von ihrer Arbeit enttäuscht ist? Bildrechte: IMAGO/YAY Images