Winfried Kretschmann (l-r), Ministerpräsident Baden-Württemberg, Robert Habeck und Michael Kretschmer
Vier Millarden Euro sollen der deutschen Halbleiterindustrie zugute kommen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Halbleiterindustrie Bund und Länder fördern deutsche Halbleiterindustrie mit vier Millarden Euro

19. September 2023, 12:34 Uhr

Deutsche Halbleiterfirmen sollen in ihren Entwicklungen finanziell gefördert werden. Das soll helfen, Abhängigkeiten von Asien zu reduzieren. Insbesondere der Osten soll davon profitieren.

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Nachdem Großkonzerne wie Intel und TSMC mit Milliardensummen unterstützt werden sollen, wollen Bund und Länder auch die bereits existierenden deutschen Halbleiterfirmen fördern. Das Förderprogramm gehört zum sogenannten IPCEI-Programm (Englisch: Important Project of Common European Interest). Das heißt, bedeutende Projekte von aktuellem europäischen Interesse sollen mit diesen Milliarden unterstützt werden.

Das Ziel ist es, so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/die Grünen), unabhängiger von asiatischen Märkten zu werden. Im MDR-Interview sagte Habeck, man habe in der Coronazeit oder im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gespürt, wie schmerzhaft es sei, wenn Deutschland in Schlüsselindustrien abhängig sei.

Auch Thüringer und sächsische Unternehmen werden gefördert

Von der aktuellen Vier-Milliarden-Euro-Förderung profitieren 31 Unternehmen in ganz Deutschland. 13 davon produzieren und entwickeln in Thüringen und Sachsen. Darunter auch die Firma X-Fab MEMS foundry GmbH aus Erfurt. Das Unternehmen führt mikroelektronische System zusammen in den Bereichen Automotive, biomedizinische Anwendungen und in der Industrie. Geschäftsführer Gabriel Kittler plant, mit der Förderung einen neuen Technikstandort in Erfurt aufzubauen, in dem in den kommenden fünf Jahren verschiedene Halbleitertechnologien zusammengeführt werden sollen. Für ihn ist das kofinanzierte Förderprogramm ein wichtiges Signal an deutsche Unternehmen. 

Ostdeutschland wird Schwerpunkt der europäischen Halbleiterindustrie

Mit der Förderung soll Deutschland wettbewerbsfähiger werden. Insbesondere Ostdeutschland profitiere von der Förderung und den Großansiedlungen im Chipbereich. Habeck sagt, im Osten sei wirklich was los. Es gebe sehr viele große Investments nicht nur im Bereich der Chipindustrie, sondern auch bei Batterien und hoffentlich auch in der Solarentwicklung. Die Halbleiterproduktion habe bereits jetzt schon einen Schwerpunkt in Dresden sowie zwischen Jena und Erfurt. Habeck begrüßt, dass im neuen Halbleiterökosystem auch altehrwürdige Unternehmen zu finden seien, die eine neue Sparte aufmachen.

Kretschmer: Kofinanzierung geht zulasten von Kultur und Kitas

Der Bund fördert das aktuelle IPCEI-Programm mit 70 Prozent. Die übrigen 30 Prozent müssen die Länder aufbringen. Das sei vor allem für ostdeutsche Länder schwierig, betonte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er lobte den Bundeswirtschaftsminister, dass er die Förderung der Halbleiterindustrie vorangebracht habe, sagte aber auch, dass diese Kofinanzierung für Sachsen schwierig sei. Der Freistaat beziehe drei Milliarden Euro seines Haushalts aus dem Länderfinanzausgleich. Das bedeute, dass die Gelder für die Förderung dort weggenommen werden müssten, wo Kultur, Kindergärten und Schulen unterstützt werden müssten. Dennoch sei das Thema wichtig, um Europa im Aufbau einer unabhängigen Halbleiterindustrie zu fördern. Man müsse aber auch im Auge behalten, dass diese wichtige Investition aus der Landeskasse den gesellschaftlichen Zusammenhalt belaste.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 18. September 2023 | 19:30 Uhr

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