IG Metall-Gewerkschafter demonstrieren am 1. Mai
Von einer Vier-Tage-Woche versprechen sich viele eine bessere Vereinbarung von Arbeit und Freizeit. Die IG Metall will das Thema aber nicht in die nächsten Tarifverhandlungen mitnehmen (Archivbild). Bildrechte: picture alliance/dpa

Work-Life-Balance IG-Metall: Vier-Tage-Woche nicht vor 2024 in Verhandlungen

16. September 2023, 18:52 Uhr

Arbeit, Familie und Freunde, Haushalt und Hobbys – mit einer 40-Stunden-Arbeitswoche wird es schwierig, für alles genügend Zeit zu finden. Projekte und Debatten zur Vier-Tage-Woche laufen daher in einigen Betrieben.

Die Industriegewerkschaft IG Metall will voraussichtlich vorerst keine Viertagewoche in der Metall- und Elektroindustrie fordern. "Aus heutiger Sicht sehe ich nicht, dass die Viertagewoche nächstes Jahr auf den Forderungszettel der IG Metall kommt", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Ich betrachte das als längerfristiges Thema."

Seine Gewerkschaft werde auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Metall- und Elektroindustrie Rücksicht nehmen, sagte Hofmann weiter. "Wir sind nicht blauäugig und sagen: Wir streben morgen in allen unseren Branchen die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich an. Wir achten auf die Entwicklung von Kosten und Produktivität, aber auch auf eine gerechte Verteilung."

Kürzung der Wochenarbeitszeit geplant

Bis Herbst 2024 läuft der derzeitige Tarifvertrag für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland. Die IG Metall werde bei den dann anstehenden Tarifverhandlungen den Schwerpunkt auf höhere Löhne und Gehälter und nicht auf kürzere Arbeitszeiten und die Viertagewoche legen, sagte Hofmann weiter. 

Grundsätzlich hält der IG-Metall-Chef jedoch an seiner von Arbeitgebern heftig kritisierten Forderung nach der Viertagewoche fest. Nach dem Bestreben der Gewerkschaft soll dabei die Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden. "Auf längere Sicht kommen wir nicht umhin, solche Arbeitszeitmodelle für alle zu ermöglichen", sagte er. 

Zuletzt hatte Hofmann noch positiver von einer Vier-Tage-Woche gesprochen und die Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen vorgesehen.

Tarifverhandlungen starten im November

Vorreiter soll dabei die vergleichsweise kleine Stahlbranche werden. Die Tarifkommission hatte in der vergangenen Woche 8,5 Prozent mehr Lohn als Forderungsempfehlung für die Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie beschlossen.

Außerdem sprach sich die Tarifkommission dafür aus, zum Schutz der Gesundheit die Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden zu reduzieren. Dies sei wichtig, damit die Beschäftigten "gut durch den Umbruch ihrer Industrie kommen". Der IG-Metall-Vorstand beschließt am 18. September seine konkrete Forderung für die Tarifrunde Stahl. Die erste Verhandlungsrunde ist für Mitte November geplant. In der Branche sind laut Gewerkschaft etwa 68.000 Menschen beschäftigt.

dpa (kar)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 16. September 2023 | 12:00 Uhr

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