Zurückhaltung Nach Boom: Anzahl der Förderanträge für Wärmepumpen geht zurück

25. Mai 2023, 09:09 Uhr

Es gab zuletzt einen regelrechten Boom bei der Nachfrage nach Wärmepumpen. Im ersten Quartal dieses Jahres ist der Absatz um 111% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Anzahl an Förderanträgen geht jedoch nun zurück. Die Unternehmen spüren die Unsicherheit in der Bevölkerung. Die Politik streitet sich über das geplante Heizungsgesetz.

Das niedersächsische Unternehmen Stiebel Eltron produziert seit 1976 Wärmepumpen, also Heizungsanlagen, die ähnlich wie ein Kühlschrank die Umgebungsluft, das Grundwasser oder das Erdreich anzapfen und daraus Energie gewinnen.

Über viele Jahre hätten sich die Medien kaum für die Technik interessiert, erzählt Sprecher Henning Schulz. Jetzt aber habe er jeden Tag mehrere Interviewanfragen auf dem Tisch.

Und auch die Verkaufszahlen steigen: "Mit den ganzen Diskussionen rund um den Klimawandel hat sie noch einmal enorm an Bedeutung gewonnen. Dem haben wir auch Rechnung getragen und 2017 eine Wachstumsstrategie beschlossen. Die letzten zwei oder drei Jahre ist es dann extrem geworden, insbesondere mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und allen die Energiebereiche betreffenden Folgen hat das nochmal extrem an Dynamik zugenommen", so Schulz.

Dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zufolge ist der Absatz von Wärmepumpen im ersten Quartal dieses Jahres nach dem Boom 2022 weiter gestiegen. Um 111 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Weniger Förderanträge

Zugleich nahm die Zahl der Förderanträge aber stark ab. Die "Welt am Sonntag" beruft sich auf Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Dort seien im ersten Quartal 2023 im Schnitt 8.200 Förderanträge pro Monat eingegangen. 2022 waren es etwa drei Mal so viele.

Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Zum einen damit, dass Förderantragsstellung und Wärmepumpenkauf nacheinander stattfänden, so Schulz: "Erst, wenn der Endkunde den Auftrag beim Fachhandwerker platziert, bestellt der die Wärmepumpe über den Großhandel bei Stiebel-Eltron. Deshalb ist es eh verzögert, was bei uns ankommt."

Bundesverband Wärmepumpe: Politischer Streit wesentlicher Grund

Ein wesentlicher Grund für die zurückgehenden Förderanträge dürfte aber der politische Streit um das geplante Heizungsgesetz sein. Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe sagt: "Insofern denke ich schon, dass die Berichterstattung zum Gebäudeenergiegesetz für Unsicherheit sorgt und auch die gesunkenen Förderantragszahlen damit zu tun haben, genauso wie die Debatte im Zuge der Energiekrise zu einem massiven Anstieg der Förderantragszahlen geführt hat."

Fachverband: Beratungsumfang massiv gestiegen

Viele potenzielle Kundinnen und Kunden dürften gerade abwarten, wie der Bund die Förderung von Heizungsanlagen künftig gestaltet. Auch die hohen Strompreise hielten manche Gebäudeeigentümer von der Investition ab, so Sven Fischer, Geschäftsführer des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Sachsen.

Fischer sagt: "Das führt dazu, dass unsere Unternehmen einen massiv größeren Beratungsumfang haben und der Kunde trotzdem nicht in die Lage versetzt werden kann, sich zu entscheiden, weil die Rahmenbedingungen noch nicht feststehen. Das macht alles komplizierter."

Vaillant: Nachfrage weiter auf hohem Niveau

Diese Unsicherheit spürt der Wärmepumpenhersteller Vaillant bereits. Sprecher Jens Wichtermann erklärt: "Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist auf einem immer noch hohen Niveau. Allerdings ist sie nicht mehr so hoch wie im vergangenen Jahr, als ein regelrechter Boom auf Wärmepumpen eingesetzt hatte."

Hersteller und Verbände sind sich aber sicher: Wenn das Heizungsgesetz steht, steigt auch das Interesse an Wärmepumpen wieder. Stiebel Eltron zum Beispiel baut deshalb schon weitere Produktionskapazitäten auf.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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