Kind liegt vor einem Fernseher.
Kinderprogramm den ganzen Tag - das öffentlich-rechtliche Fernsehen reagiert auf die Schließung aller Bildungseinrichtungen. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Polen steht still Corona in Polen: Fernsehen statt Schule

12. März 2020, 16:03 Uhr

Seit heute gibt es in Polen keinen Unterricht mehr an den Schulen. Geschlossen werden auch Kindergärten und Universitäten. Der öffentliche-rechtliche Sender TVP stellt indessen sein Programm um: keine Werbung und stundenlanges Kinderfernsehen.

Viele polnische Arbeitnehmer werden derzeit auf Homeoffice vorbereitet. Zum einen, weil Firmen Corona-Infektionen verhindern wollen. Zum anderen, weil alle polnischen Schulen und Kindergärten seit heute geschlossen bleiben. Heute und morgen werden die Kinder noch in den Einrichtungen betreut, ab Montag bleiben sie bis Ende März für zwei Wochen komplett geschlossen. Das gab Premierminister Mateusz Morawiecki am Mittwoch bekannt. Das heißt für Eltern, mit den Kindern zu Hause zu bleiben.

Staatlich verordnet: Kind vor den Fernseher setzen

Der Kinderkanal TVP ABC lädt inzwischen alle Schülerinnen und Schüler, die zu Hause bleiben müssen, von 8 Uhr bis 13 Uhr zu täglichem Bildungsfernsehen für "Kinder jeden Alters" ein. So sollen chemische und physikalische Zusammenhänge erklärt werden, die jüngsten Zuschauer sollen Tierrätsel lösen können. Von 13 bis 17 Uhr will TVP "gutes Fernsehen ohne Werbung" zeigen. So sollen beispielsweise Filme, Serien und TV-Theateraufführungen gezeigt werden, "die dem aktuellen Lesekanon entsprechen".

Eltern sind verunsichert

Wer die Kinder betreuen soll und wer Lohnausfälle für Eltern bezahlt, die nun zu Hause bleiben müssen, ist völlig offen. Immer mehr Fragen betroffener Eltern finden sich in den Kommentaren der Internet-Foren. Allerdings greift hier ein älteres Gesetz, das die Möglichkeit bietet, eine Auszeit für die Betreuung eines Kindes zu nehmen und dafür eine Leistung zu erhalten: ab dem ersten Betreuungstag und einschließlich Sonn- und Feiertagen. Allerdings nur bis zu 74 Tagen. Doch nicht alle berufstätigen Eltern haben offenbar ein Recht auf dieses Betreuungsgeld.

leeres Regal in einem polnischen Supermarkt in Warschau
Viele Polen reagieren mit Hamsterkäufen auf die Corona-Krise. Bildrechte: imago images/Eastnews

Ein großer Teil der polnischen Arbeitnehmer hat keine geregelte Festanstellung, sondern arbeitet ähnlich wie Selbstständige. Leistungen zur Krankenversicherung oder ähnlichen Sozialleistungen sind in diesen Arbeitsverträgen nicht enthalten. Hier sind Eltern, die nun ihre Kinder zu Hause betreuen müssen und nicht zur Arbeit gehen können, auf reine Kulanz der Arbeitgeber angewiesen.

Tschechien und Ukraine

Tschechien hatte bereits am Dienstag verkündet, seine Schulen und Universitäten zu schließen und die Grenzkontrollen zu erhöhen. Inzwischen wurde die Grenze für Reisende aus 15 Ländern geschlossen, darunter auch Deutschland. Die Ukraine hat ebenfalls die landesweite Schließung der Bildungseinrichtungen angeordnet und Großveranstaltungen für die kommenden drei Wochen abgesagt. Das gilt bereits für Veranstaltungen ab 200 Menschen. Für Kontrollen am Flughafen in Kiew sollen eigens Infrarotanlagen gekauft werden. Bereits gestern haben die ukrainischen Airlines Flüge in 16 Länder gestoppt. 170 der 219 Grenzübergänge der Ukraine sind geschlossen. Die Quarantäne gilt von diesem Donnerstag bis zum 3. April, verkündete die Regierung.

(hd/onet, TVP, Kyiv Post, Ukrainian News)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 11. März 2020 | 17:45 Uhr

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