Bitterfeld-Wolfen Umweltschutz: Müll sammeln als Gewinnspiel

15. Oktober 2022, 12:01 Uhr

Müll sammeln und mit etwas Glück einen Preis gewinnen – diese Idee aus Großbritannien hat die Stadt Bitterfeld-Wolfen zu einer sogenannten "Müll-Lotterie" inspiriert. Gestartet ist das besondere Gewinnspiel Anfang Oktober und es kommt richtig gut an, zum Beispiel bei Familie Panovic aus Bitterfeld.

Eine junge Frau mit schulterlangen braunen Haaren schaut freundlich in die Kamera, ihre Arme sind verschränkt
Bildrechte: MDR/Jana Müller

  • In Bitterfeld-Wolfen gibt es seit Anfang Oktober die Aktion "Müll-Lotterie", die Bürgerinnen und Bürger motivieren soll, ihren eigenen Müll und den Müll anderer innerhalb der Stadt richtig zu entsorgen.
  • Die Idee: Müll in den Abfalleimer werfen, dabei ein Foto machen, dieses bei der Stadt hochladen und mit Glück am Ende etwas gewinnen.
  • Die Aktion der Stadt läuft noch bis Ende Dezember.

Wenn Aleksandar Panovic mit seinen Kindern zum Spielplatz läuft, wird sich rechts und links des Weges gebückt. Die Bitterfelder Familie sammelt Müll ein, der am Straßenrand oder auf dem Rasen herumliegt. Und da findet sich so Einiges, sagt die neunjährige Aleksandra: "Wir haben schon Plastikverpackungen, Flaschen, Chipstüten und kleine Spielzeugteile am Wegesrand gefunden."

Dabei gibt es im Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen recht viele Mülleimer. Gerade im Park oder an den Spielplätzen stehen die überall, meint Aleksandra.

Ganz oft liegt der Müll neben dem Eimer. Und das finde ich doof.

Aleksandra aus Bitterfeld, neun Jahre alt

Viel Müll entlang alltäglicher Wege

Auch die Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen finde das "doof", sagt Veronika Olejnicki, Sachbearbeiterin im Stadtmarketing. Es gebe tatsächlich mehrere Plätze in der Stadt, an denen viel Müll herumliege.

Das sei vor allem dort, wo viele Menschen ihre alltäglichen Wege erledigten. "Da sehen wir vermehrt, dass vor allem Alltagsmüll abgelagert wird, also der Coffee-to-go-Becher, die Zigarettenkippe oder das Taschentuch. Diese Dinge werden eben nicht in die Mülleimer geworfen. Und auch wenn die Ordnungsdienste regelmäßig im Einsatz sind und den Unrat wegräumen, kommt es immer wieder zu Verschmutzungen."

Ein Gewinnspiel als Motivation

Veronika Olejnicki und ihre Kollegen überlegten deshalb, wie man die Bürger animieren könnte, ihren eigenen Müll ordentlich zu entsorgen – und vielleicht sogar herumliegenden Abfall aufzusammeln.

Ihre Idee: eine Müll-Lotterie! Olejnicki erklärt: "Die Idee kommt eigentlich aus England. Das ganze Projekt funktioniert so, dass man Müll einsammelt, in einen Papierkorb wirft, sich dabei fotografiert und das Foto auf unserer Internetseite hochladen kann." Am Ende des Aktionszeitraums gebe es dann eine Verlosung, der Gewinner könne ein i-Pad gewinnen.

Seit Anfang Oktober läuft die "Müll-Lotterie" in Bitterfeld-Wolfen. In den ersten beiden Wochen seien schon mehr als 50 Fotos eingegangen, so Olejnicki.

Mitmachen ist ganz einfach

Ein paar dieser Schnappschüsse stammen von Aleksandar Panovic und seinen Kindern. Die finden die Aktion richtig toll, vor allem weil das Mitmachen so einfach ist. "Wir gehen gerne spazieren, gehen zu Spielplätzen. Im Prinzip machen wir ja jetzt nichts Anderes als das, was wir vorher auch gemacht haben. Nur, dass wir jetzt mehr über den Wegesrand schauen. Und wenn wir dann Müll finden, werfen wir ihn weg." Das sei wirklich nicht schwer.

Das Highlight für die Kinder ist sowieso das Fotomachen, sagt Aleksandar Panovic. Dann finden Aleksandra und ihre Schwester Milica eine leere Plastikflasche mitten auf dem Rasen der Grünen Lunge Bitterfelds. Der nächste Mülleimer wird angesteuert, Papa Aleksandar zückt das Handy und ruckzuck ist Bitterfeld wieder ein Stückchen sauberer.

Noch bis Jahresende wird gesammelt

Noch bis Ende Dezember läuft die "Müll-Lotterie" in Bitterfeld-Wolfen. Im Rathaus hofft man darauf, dass sich noch viele Bürger beteiligen. Das fände auch Familie Panovic schön, denn die hat festgestellt, dass so eine Müllsammel-Runde gleich doppelt Spaß macht:

Es ist ja auch ein schönes Ergebnis: Wenn man am nächsten Morgen wieder spazieren geht, ist der Müll weg und dann freut man sich.

Aleksandar Panovic aus Bitterfeld

Der Familienvater schiebt den Kinderwagen weiter Richtung Spielplatz. Dort angekommen ist der Müll erst einmal vergessen. Doch auf dem Rückweg werden Aleksandar Panovic und seine Kinder bestimmt noch ein paar Dinge einsammeln und wegwerfen.

MDR (Jana Müller)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. Oktober 2022 | 09:40 Uhr

5 Kommentare

randdresdner am 16.10.2022

Ich finde diese Aktion toll. Prima, dass es Menschen gibt, die nicht nur meckern, sondern was tun. Ich wünsche den Initiatoren einen regen Zulauf. Danke fürs Machen!!!

O.B. am 15.10.2022

Subbotnik sag ich nur. Und auch wenn das eine Erfindung der Russen ist die derzeit nicht gerade gut dastehen, es wurde von der DDR in Wort und Tat übernommen.
Man kann mir sagen was man will aber der Zusammenhalt war einfach ein anderer. Es war definitiv besser. Ob betrieblich oder privat, man hat sich geholfen. Heute lebt man 20 Jahre neben den selben Menschen und kennt nicht mal deren Namen. Ein Dorf wurde im Handumdrehen gereinigt und danach war Lagerfeuer. In Berlin zb kamen alle aus dem Block und haben gepflanzt und geputzt was das Zeug hielt und danach wurde gegrillt. Die Menschen sind heute nicht mehr die selben und das ist traurig. Schuld daran ist in meinen Augen der Kapitalismus und die Politik. Keiner traut mehr dem anderen über den Weg und auf der Arbeit ist man jederzeit ersetzbar und wird oftmals auch so behandelt. Definitiv kein Fortschritt diese Entwicklung aber wohl so gewollt 🤷‍♂️

geradeaus am 15.10.2022

Daumen hoch dafür. Vor allem auch an Milicia und ihrem Vati. Ich achte sehr darauf das ich keinen Müll in die Umwelt/Stadt werfe. Das war nicht schon immer so, als kleiner Stift habe ich möglicherweise ab und an kleiner Sachen wie Kaugummipapier oder ähnliches weggeworfen. Ich schäme mich dafür jedoch habe ich dann ein Bewusstsein dafür entwickelt und sah ein dass das unterste Schublade ist.

Wir denken positiv und es wird der Menschheit gelingen, wenigstens 1 Problem zu lösen: das Müllproblem

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