Alexander Kekulé
Professor Alexander Kekulé geht im Herbst in den Ruhestand. Momentan darf er an der Uni Halle nicht lehren. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Stephan Flad

Urteil bestätigt Virologe Kekulé darf nicht an Uni Halle arbeiten

11. Januar 2024, 11:13 Uhr

Der in der Corona-Pandemie deutschlandweit bekannt gewordene Virologe Alexander Kekulé ist vorläufig von seinem Dienst enthoben worden – zu Recht, wie das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt nun bestätigt hat. Laut Gericht würde durch den Verbleib Kekulés an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) der Dienstbetrieb ernsthaft beeinträchtigt. Die MLU hatte gegen den Wissenschaftler bereits im Dezember 2021 die vorläufige Dienstenthebung erlassen.

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Das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt hat die vorläufige Dienstenthebung des Virologen Alexander Kekulé an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) bestätigt. Das Gericht begründete die Entscheidung am Dienstag auch damit, dass durch seinen Verbleib der Dienstbetrieb ernsthaft beeinträchtigt würde.

Die Dienstenthebung Die hallesche Universität hatte im Dezember 2021 eine vorläufige Dienstenthebung gegen ihren Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie erlassen. Seitdem darf Kekulé an der Universität nicht mehr forschen und lehren. Im April 2022 hatte die Universität zudem entschieden, 20 Prozent seiner Dienstbezüge einzubehalten.

Die Universität wirft dem in der Corona-Pandemie deutschlandweit bekannt gewordenen Wissenschaftler vor, über drei Semester seine Lehrverpflichtungen nicht erfüllt zu haben. Der Beschluss ist nach Angaben des Oberverwaltungsgerichts rechtskräftig.

Alexander Kekulé bedauerte die Entscheidung des Gerichts. "Im September gehe ich in den Ruhestand. Ich befürchte deshalb nach diesem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts, dass ich an der Universität Halle keine Vorlesungen mehr halten werde", sagte Kekulé.

Alexander Kekulé
Der Professor ist auch gern gesehener Gast in Fernseh-Talkshows. Bildrechte: IMAGO / Eventpress

Kekulé: Kann Vorwürfe nicht verstehen

Sachlich könne er die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Das wolle er im eigentlichen Disziplinarverfahren auch darlegen. Das Ganze habe zudem eine lange Vorgeschichte. Er fordere seit Jahren eine angemessene personelle und sachliche Ausstattung des Mikrobiologischen Instituts. "Die Arbeitsbedingungen waren für meine Mitarbeiter und mich sehr belastend", so der Virologe.

Alexander Kekulé und der MDR Prof. Dr. Alexander Kekulé war beim MDR knapp vier Jahre im Podcast "Kekulés Corona-Kompass" zu hören. Nach mehr als 360 Folgen endet der Corona-Schwerpunkt und der Mediziner gibt nun mit "Kekulés Gesundheits-Kompass" weiterhin Orientierung.

Das Verwaltungsgericht Magdeburg war bereits im Jahr 2023 mit Kekulés mutmaßlich vernachlässigten Lehrverpflichtungen beschäftigt. Damals hieß es in einer Mitteilung: "In diesem Zusammenhang sei kritisch zu beleuchten, dass der Antragsteller aus einem zeitweiligen Krankenstand heraus zwar an der Erstellung verschiedener Podcast-Folgen mitgewirkt, aber eine Vorbereitung digitaler Vorlesungen unterlassen habe".

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dpa, MDR (Luise Kotulla) | Erstmals veröffentlicht am 10.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Januar 2024 | 18:00 Uhr

8 Kommentare

Clasch vor 15 Wochen

Die Wissenschaft braucht keine Jasager. Menschen, Studierende und Lehrende, die immer wissbegierig bleiben, die fleißig sind, die "gegen den Strich gebürstet" sind und auch Auseinandersetzungen führen, die bringen die Wissenschaft weiter.

Blamieren Sie sich nicht, meine Damen und Herren der Uni Halle, beenden Sie diese kleinkarierten Fehde und gönnen Sie Herrn Prof. Kekulé den Platz, den er im Ruhestand als emiritierter Professor an der Uni Halle verdient hat.

Clasch vor 15 Wochen

Da wagt doch tatsächlich einer, sich über Hierarchien hinwegzusetzen und seine eigenen Erkenntnisse zu kommunizieren, ohne sie vorher von allen universitären Gremien absegnen zu lassen? Geht ja gar nicht!
Ich fürchte, bei den Schritten gegen Herrn Prof. Kekulé spielt eine Menge Neid mit. Kekulés Auftreten, seine Popularität, seine nicht immer glattgebügelten Kommentare zur Corona-Politik der Bundesregierung haben die Missgunst zahlreicher Kollegen herausgefordert.
Die Uni Halle ist schlecht beraten, so einen herausragenden Kollegen, der mit seinem medialen Engagement viel für die Popularität und das Ansehen (auch fachlich!) der Uni Halle tut, rauszuwerfen.

Monazit vor 15 Wochen

"In diesem Zusammenhang sei kritisch zu beleuchten, dass der Antragsteller aus einem zeitweiligen Krankenstand heraus zwar an der Erstellung verschiedener Podcast-Folgen mitgewirkt, aber eine Vorbereitung digitaler Vorlesungen unterlassen habe".

Also ohne jetzt tief in der Materie zu stecken: Da würde mein Arbeitgeber mir auch zu verstehen geben, dass das nicht geht.

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