Drohnenaufnahme der Kunsthalle Talstrasse
Der gefächerte Neubau steht in Kontrast zu der spätklassizistischen Villa, die viele Jahrzehnte allein die Nummer 23 in der Talstraße ausmachte. Über eine verglaste Brücke kann das Publikum zwischen beiden Gebäudeteilen wandeln. Bildrechte: Kunstverein Talstrasse

Jubiläum und ungewisse Zukunft Eine feste Adresse für die bildende Kunst in Halle: 10 Jahre Kunsthalle "Talstrasse"

28. April 2024, 09:49 Uhr

Vor 10 Jahren eröffnete die Stadt Halle eine Kunsthalle. Geführt wird sie vom Kunstverein "Talstrasse" e.V., der seit 1991 Ausstellungen in der benachbarten Villa veranstaltet hatte. Mit dem Neubau in der Talstraße 23 war nun Platz für hochkarätige Ausstellungen, die von sich reden machten, mit halleschen Künstlern wie Uwe Pfeifer, Olaf Martens oder Willi Sitte, zu Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks oder Picasso. Nach Corona wurde neu durchgestartet, in die Zukunft blickt Leiter Matthias Rataiczyk sorgenvoll.

  • 2014 eröffnete ein Neubau in der Talstraße 23: die Kunsthalle "Talstrasse".
  • 35 Ausstellungen gab es dort seitdem, Künstler aus Halle bildeten dabei einen der Schwerpunkte.
  • Trotz international hochkarätiger Ausstellungen bleibt die Finanzierung unsicher.

Vor zehn Jahren, am 24. April 2014, eröffnete in der Talstraße 23 die Kunsthalle "Talstrasse". Reizvoll gefächert steht der Neubau des Halleschen Architekten Uwe Franz am Kröllwitzer Saaleufer, in Kontrast zu der spätklassizistischen Villa, die viele Jahrzehnte allein die Nummer 23 in der Talstraße ausmachte, den imposanten Felsengarten mit 25 Metern Höhenunterschied im Rücken. Seit 1991 gibt es hier Kunstausstellungen, seit April 2014 nunmehr mit angeschlossener Kunsthalle.

Impressionen aus 10 Jahren Kunsthalle "Talstrasse" in Halle

Ein als Matrose verkleideter Mann in der Ausstellung "Halle am Meer"
2023: Die Ausstellung "Halle am Meer": Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß war und ist für die halleschen Künstlerinnen und Künstler seit hundert Jahren ebenso ein Ort der Erholung wie der Inspiration. "Halle am Meer" stellt erstmals in einem großen Panorama die in Auseinandersetzung mit der Ostsee entstandenen Werke vor und vereint knapp 300 Werke vornehmlich hallescher Malerinnen und Maler aus anderthalb Jahrhunderten. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Ein als Matrose verkleideter Mann in der Ausstellung "Halle am Meer"
2023: Die Ausstellung "Halle am Meer": Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß war und ist für die halleschen Künstlerinnen und Künstler seit hundert Jahren ebenso ein Ort der Erholung wie der Inspiration. "Halle am Meer" stellt erstmals in einem großen Panorama die in Auseinandersetzung mit der Ostsee entstandenen Werke vor und vereint knapp 300 Werke vornehmlich hallescher Malerinnen und Maler aus anderthalb Jahrhunderten. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Jugendliche in der Ausstellung "Grenzerfahrungen"
2021: Arbeit mit Jugendlichen in der Ausstellung "Grenzerfahrungen" mit Werken von Hermann Bachmann, Mareile Kitzel, Gerhard Lichtenfeld, Werner Rataiczyk, Willi Sitte, Hannes H. Wagner. Alle Künstler hatten im Zeitraum der Ausstellung ihre 100. Geburtstage. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Zwei Männer hängen ein Bild an die Wand: Die Ausstellung "Die schaffende Galatea. Frauen sehen Frauen" wird aufgebaut
2019: "Die schaffende Galatea. Frauen sehen Frauen" wird aufgebaut. Die Ausstellung spiegelte 2019 anlässlich von 100 Jahren Frauenwahlrecht Frauen in der bildenden Kunst. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Blick in die Ausstellung "Günter Rössler – AugenBlicke", an einer Wand hängen Fotos
2021: Blick in die Ausstellung "Günter Rössler – AugenBlicke". Günter Rössler hat die Geschichte der ostdeutschen Fotografie wesentlich mitgeprägt, mit Reportage-Arbeiten, Akt- und Modefotografie. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Drei verkleidete Frauen stehen in der Austellung "Art-Appeal Kitsch und Kunst"
2017: Szene aus der Ausstellung "Art-Appeal – Gefühle? Ja bitte!" - Zeitgenössische Kunst trifft Salonmalerei und Kitsch aus der Sammlung Helmut Klewan, München Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Matthias Brenner hält eine Rede, hinter ihm ein Kunstwerk von Rudolf Schlichter
2016: Matthias Brenner spricht zur Ausstellungseröffnung von "Rudolf Schlichter: Eros und Apokalypse, Malerei und Grafik" Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Kulutrminister hält eine Rede, hinter ihm ein Gemälde von Jean Lurcat
2016: Rainer Robra, Kulturminister von Sachsen-Anhalt, spricht zur Eröffnung der Ausstellung und Hommage an Jean Lurçat (1892–1966): "Meister der französischen Moderne - Bildteppich, Malerei, Grafik" Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Menschenmenge bei einer Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle "Talstrasse"
2017: "Zum Tod von Otto Möhwald". Mit dieser Einzelausstellung würdigte die Kunsthalle “Talstrasse” den auf tragische Weise verstorbenen Halleschen Maler Otto Möhwald (1933-2016). Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Band spielt Jazz in der einer Ausstellung
Eine Band spielt Jazz in der Ausstellung "Georges Rouault – Die Realität des Lebens" (2017). Rouault wird häufig zum Kreis der Künstler um die École de Paris oder zu den Fauvisten gezählt. Auch wird er oft mit den drei großen französischen Sittenmalern Honoré Daumier, Félicien Rops und Henri de Toulouse-Lautrec verglichen. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Nachtaufnahme der Kunsthalle "Talstrasse" in Halle
Die gläserne Brücke zwischen altem und neuen Bau des Kunstvereins "Talstrasse" e. V. in Halle im Jahr 2023 in einer Nachtaufnahme Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Die Künstlerin Patricia Piccinini vor einem ihrer Werke mit Puppen
2024: Ausstellung "Fremde Berührung" mit Werken von Patricia Piccinini. Sie erforscht die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur sowie die sozialen und moralischen Auswirkungen von Forschung, Genetik und Biotechnologie auf Menschen, Tiere und unseren Planeten. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Flutkatastrophe im Juni 2013 in Halle, auch die Kunsthalle "Talstrasse" ist vom Hochwasser betroffen
Flutkatastrophe im Juni 2013 in Halle, auch die Kunsthalle "Talstrasse" ist vom Hochwasser betroffen Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
Drohnenaufnahme der Kunsthalle Talstrasse
Reizvoll gefächert steht der Neubau des Halleschen Architekten Uwe Franz am Kröllwitzer Saaleufer, in Kontrast zu der spätklassizistischen Villa, die viele Jahrzehnte allein die Nummer 23 in der Talstraße ausmachte. Über eine verglaste Brücke kann das Publikum zwischen beiden Gebäudeteilen wandeln. Bildrechte: Kunstverein Talstrasse
Richtfest der Kunsthalle "Talstrasse", 2014 in Halle
Am 24. April 2014 wurde der Erweiterungsbau Kunsthalle "Talstrasse" eröffnet. Hier ist das Richtfest zu sehen. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle
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Über eine großzügig verglaste Brücke kann das Publikum zwischen beiden Gebäudeteilen wandeln. Matthias Rataiczyk, Leiter des fast 400 Mitglieder fassenden Kunstvereins Talstraße, betont die Einzigartigkeit der Institution: "Wir sind ein freier Träger, ein Kunstverein, der hinter dieser Kunsthalle steht und mit viel, viel Aufwand vor zehn Jahren dieses neue Haus geschaffen hat, weil es einfach unter den alten Bedingungen nur noch schwer möglich war, das zu tun, was wir halt tun wollten: nämlich Ausstellungen präsentieren, die wahrgenommen werden."

Viel Raum für Kunst und Kultur aus Halle

Die Eröffnungsschau des Erweiterungsbaus feierte 2014 die Kultur vor Ort: mit der Ausstellung "Die Puppe der Moderne" – 60 Jahre hallesches Puppentheater. Und die Kultur von Halle zog in den letzten 10 Jahren immer wieder in die Kunsthalle "Talstrasse" ein: 2017 etwa mit einer Schau zu dem halleschen Maler Uwe Pfeifer, 2019 zu dem in der Stadt geborenen Fotografen Olaf Martens, 2018 zu Willi Sittes Meisterschülern oder zu Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks – sie war Keramikerin, er Bildhauer an Bauhaus und der Burg Giebichenstein.

Die Künstlerin Patricia Piccinini vor einem ihrer Werke mit Puppen
Die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle "Talstrasse" heißt "Fremde Berührung" mit Werken von Patricia Piccinini. Sie erforscht die sozialen Folgen von Forschung zu Genetik oder Biotechnologie auf Menschen, Tiere und unseren Planeten. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle

"Es waren bislang 35 größere Ausstellungen, die in dem Neubau stattgefunden haben, das ist ja nicht ganz unerheblich", stellt Rataiczyk fest. Schließlich habe man weit mehr als 100.000 Besucher in diesen 10 Jahren hier durchs Haus geführt. Auch die "gruselige Corona-Zeit" habe man gut überstanden. "Wir konnten jetzt wieder an die Besucherzahlen der Vergangenheit anknüpfen. Wir hatten im letzten Jahr knapp 13.000 Gäste, das ist für das Haus relativ ordentlich."

Kunsthalle "Talstraße": Unsichere Finanzierung trübt die Zukunft

Zur international anerkannten Kunstelite öffnete die Kunsthalle "Talstraße" immer wieder Fenster. Unvergessen hier die Schau "TraumWelten" mit fotografischen Positionen der letzten 70 Jahre. Die Ausstellung "Die schaffende Galatea" spiegelte 2019 anlässlich von 100 Jahren Frauenwahlrecht Frauen in der bildenden Kunst. Stimmungsvoll im Felsengarten inszeniert, wurde 2022 eine Ausstellung zu "Eisen- und Stahlplastik", 2023 gab es eine Picasso-Schau.

2023, Nachtaufnahme der Kunsthalle "Talstrasse" in Halle
Eine gläserne Brücke verbindet alte Villa und Neubau des Kunstvereins "Talstrasse" e. V. in Halle. Bildrechte: Kunsthalle Talstraße Halle

Mit hochkarätigen Ausstellungen hat sich die Kunsthalle "Talstrasse" in der mitteldeutschen Museumslandschaft etabliert. Doch die Finanzierung bereitet Matthias Rataiczyk Sorgen: Derzeit besitzt sein Kunstverein zeitlich begrenzte Förderverträge mit dem Land Sachsen-Anhalt sowie der Stadt Halle. "Unser Wunsch an die Politik wäre eine dauerhafte, planbare finanzielle Absicherung dieses Hauses für die nächsten 10 Jahre, das wäre traumhaft schön. Denn für die Arbeit bräuchte es finanzielle Mittel, die eben auch Personalkosten abdeckten und nicht nur projektbezogene Mittel etwa für Transport- oder Werbekosten. "Denn Personalkosten sind die Kosten, die reinschlagen, und genau diese Kosten werden meist von den Fördermitteln der öffentlichen Geldgeber nicht abgedeckt."

Klare Antworten aus der Politik fordert der Kunstverein "Talstraße" im zehnten Jahr des Bestehens seiner Kunsthalle – zur ihrer weiteren Finanzierung.

Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann)
Redaktionelle Bearbeitung: jb, ks

Ausstellungstipp Kunsthalle "Talstrasse"
Talstraße 23
06120 Halle (Saale)

Öffnungszeiten
Mi–Fr | 13–18 Uhr
Sa, So | 13–17 Uhr
Feiertage | 13–17 Uhr


Bis 03.06.2024
Patricia Piccinini. Fremde Berührung.

Die nächsten Veranstaltungen (Auswahl) Parallel zu den Ausstellungen finden regelmäßig Führungen, Lesungen, Konzerte, Podiumsgespräche und Feste statt, die das Programm der Kunsthalle ergänzen.

27.04.2024, 13 Uhr – 28.04. 2024, 17 Uhr
Kunstmarkt im Felsengarten
Festwochenende zum 10-jährigen Jubiläum

04.05.2024, 19–23 Uhr
Museumsnacht

16.05.2024, 17:30 Uhr
Feierabendführung durch die aktuelle Ausstellung

19.05.2024, 15:30 Uhr
Sonntagskonzert mit Simon Becker, Liedermacher aus Magdeburg

22.05.2024, 18 Uhr
Gemischtes Direktoren-Doppel
Im Gespräch mit den halleschen Museumsdirektor*innen

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. April 2024 | 15:15 Uhr

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