Ein Arztkittel hängt am Bügel, am Garderobenhaken, mit Stethoskop.
Wegen der Landarztquote und des Ärztemangels fordert der Hausärzteverband, dass Medizinstudienplätze in Sachsen-Anhalt an Einheimische vergeben werden. Bildrechte: IMAGO / Jochen Tack

Wegen Landarztquote Hausärzteverband: Studienplätze vor allem für Sachsen-Anhalter

17. Mai 2023, 04:57 Uhr

Der Ärztemangel in Sachsen-Anhalt ist groß – vor allem auf dem Land. Aus diesem Grund hat der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt gefordert, Medizinstudienplätze im Rahmen der Landarztquote vor allem an Bewerber aus Sachsen-Anhalt zu vergeben. Aktuell fehlen 250 Hausärzte auf dem Land. Die Linken fordern, bessere Anreize für Studienabsolventen zu setzen, damit diese in Sachsen-Anhalt bleiben.

Der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt hat gefordert, die Medizinstudienplätze im Rahmen der Landarztquote vor allem an Bewerber aus Sachsen-Anhalt zu vergeben. Dadurch sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass "der fertige Landarzt auch wirklich langfristig in der Region bleibt", heißt es. "Wer hier bereits verwurzelt ist, wird sich auch zukünftig für die Menschen in unserem Bundesland engagieren", sagte Hausärztechef Torsten Kudela.

Wer hier bereits verwurzelt ist, wird sich auch zukünftig für die Menschen in unserem Bundesland engagieren.

Torsten Kudela Hausärztechef

250 Hausarztstellen auf dem Land unbesetzt

Sachsen-Anhalt hatte vor drei Jahren die Landarztquote eingeführt, um dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sind derzeit rund 250 Hausarztstellen nicht besetzt.

Arzt sitzt an seinem Schreibtisch
Torsten Kudela vom Hausärzteverband Sachsen-Anhalt Bildrechte: MDR/SAH

Erfolgreiche Bewerber verpflichten sich, nach dem Studium und der Facharztausbildung mindestens zehn Jahre in unterversorgten Regionen in Sachsen-Anhalt tätig zu sein. In der aktuellen Ausschreibungsrunde haben sich nach Angaben der KV mehr als 100 Männer und Frauen beworben. Dies seien vier Mal so viele Bewerbungen wie Studienplätze.

Ärztemangel spitzt sich zu – in vier Landkreisen besonders

Der Ärztemangel in Sachsen-Anhalt wird dennoch immer größer. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Partei Die Linke an die Landesregierung hervor. Grund sind nach Angaben der Landesregierung fehlender Nachwuchs und das hohe Alter vieler Medizinerinnen und Mediziner.

Besonders betroffen sind die Landkreise Mansfeld-Südharz, Stendal, der Altmarkkreis Salzwedel und der Salzlandkreis. Den Angaben zufolge gibt es in Salzwedel die wenigsten Hausärztinnen und -ärzte. Der Versorgungsgrad beträgt hier demnach gerade einmal 66,9 Prozent. Außerdem gebe es hier keinen Hautarzt mehr.

Ein Sprechzimmer in einer Arztpraxis und Soldaten in Uniform, die in einer Reihe stehen. 33 min
Bildrechte: MDR/dpa/Imago

Linke: "Anreiz für Ärzte muss geschaffen werden, damit diese im Land bleiben"

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Nicole Anger, bezeichnet die Zahlen bei MDR SACHSEN-ANHALT als beunruhigend: "Wir haben momentan etwa 1.400 Hausärzte im Land Sachsen-Anhalt. Davon sind 250 Stellen vakant und diese vakanten Stellen werden sich in den nächsten zehn Jahren etwa verdreifachen."

Es gelte jetzt, die Hausarztquote zu erhöhen. Landeskinder müssten eher ins Studium gebracht und Anreize geschaffen werden, damit Menschen nach Sachsen-Anhalt kommen und hier praktizieren würden.

Mit Blick in die Zukunft ergeben sich den Zahlen zufolge unter anderem in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie, bei Augenärztinnen und -ärzten Engpässe. Grund sei, dass in diesen Bereichen in allen Landkreisen das Durchschnittsalter der Mediziner deutlich über 50 liegt.

Politische Debatte seit Jahren

Über Ideen, den Mangel an Ärztinnen und Ärzten zu lösen, wird in Sachsen-Anhalt seit Jahren diskutiert. Vorschläge gibt es aus allen politischen Lagern. Im Frühjahr 2018 etwa hatte die AfD verlangt, mehr Studierende, die mindestens zwei Jahre vor ihrer Bewerbung in Sachsen-Anhalt gelebt hatten, zum Medizinstudium an die Universitäten zu bringen. Seit in den vergangenen Monaten der Mangel an Kinderärzten immer wieder Thema war, hat die Debatte über den Ärztemangel neue Aktualität bekommen.

dpa, MDR (Ronald Neuschulz, Maximilian Fürstenberg)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 16. Mai 2023 | 13:00 Uhr

1 Kommentar

Ein Dorfjunge vor 49 Wochen

Anstatt mit rechtspopulistischen Forderungen um die Ecke zu kommen, bei denen nur eine bestimmte Klientel vor Freude hochhüpft, sollte der Hausärzteverband mal über die Ursachen des Mangels sinnieren.

Es fehlt eben wirklich an Anreizen um im Land zu bleiben. Vielleicht sollte den angehenden Ärztinnen und Ärzten eine kostenfreie Praxis auf dem Land in Aussicht gestellt werden, eine Wohnung oder ein kleines Häusschen. Weniger Bürokratie wäre sicherlich auch nicht verkehrt.
Es muss doch das Ziel sein dafür zu sorgen dass am Ende mehr Menschen bereit sind sich im ländlichen Raum in S-A niederzulassen und da ist es doch vollkommen nebensächlich ob sie bereits seit Jahrzehnten in S-A leben, ob sie aus B-W kommen oder vielleicht einen Migrationshintergrund besitzen. Hauptsache es sind Ärzte die es als ihre Aufgabe ansehen für die Menschen da zu sein, die medizinische Grundversorgung absichern möchten.

Aber man kann natürlich der AfD hinterherhecheln und sich wundern wenn nix besser wird.

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