Ruth Heftrig, Geschäftsführerin des Berufsverbandes Bildender Künstler Sachsen-Anhalt e.V.
Ruth Heftrig setzt sich für die Belange der Bildenden Künstler in Sachsen-Anhalt ein. Bildrechte: MDR/Daniel George

Kritik von Bildenden Künstlern Fehlende Transparenz bei Landeskunstsammlung: "Eine Verschwendung von Steuergeldern"

von Lars Frohmüller und Daniel George, MDR SACHSEN-ANHALT

19. November 2023, 17:10 Uhr

Das Land Sachsen-Anhalt hält die Liste aller Kunsteinkäufe unter Verschluss. Ruth Heftrig vom Berufsverband Bildender Künstler sieht das als Zeichen fehlender Wertschätzung der Künstlerinnen und Künstler. Sie verlangt mehr Transparenz im Umgang mit der Landeskunstsammlung.

Ruth Heftrig ist Geschäftsführerin des Berufsverbandes Bildender Künstler Sachsen-Anhalt. Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT spricht Heftrig über ...

... die nicht öffentliche Übersicht aller Kunstankäufe des Landes Sachsen-Anhalt:

"Es ist leider nicht möglich, dass man von außen Zugriff auf diese Sammlung hat und recherchieren kann, was sich darin befindet. Das ist aus meiner Sicht sehr bedauerlich."

... diesbezügliche Wertschätzung von Künstlerinnen und Künstlern:

"Eine große Wertschätzung sehe ich da nicht gegeben, wenn man die ganze Angelegenheit aus Sicht von Künstlerinnen und Künstlern betrachtet. Zunächst freut man sich als Künstlerin oder Künstler ja, wenn man vom Land Sachsen-Anhalt angefragt wird, ein Kunstwerk zu verkaufen. Das ist eine große Ehre und auch gut für das Portemonnaie.

Wenn man das dann aber ins eigene Portfolio schreiben will und damit nach außen treten möchte, sich freuen möchte darüber, dann ist es schwierig, eine Referenz auf der Seite des Landes zu finden. In dem Moment fühle ich mich als Künstlerin oder Künstler nicht sehr wertschätzend behandelt. Es ist natürlich eine Künstler-Förderung in einem gewissen Sinne. Aber es gibt keinerlei Öffentlichkeitsarbeit. Viele Werke verschwinden hinter den Mauern."

... Probleme für Künstlerinnen und Künstler, wenn der Ankauf vom Land nicht öffentlich gemacht wird:

"Als Künstlerin oder Künstler kannst du nur pauschal erwähnen, dass Werke von dir im Besitz des Landes sind. Aber darüber hinaus kann man kaum konkrete Informationen mitteilen, weil das von Seiten des Landes offensichtlich nicht gewünscht ist und es dort ja auch keine Referenz gibt, die man öffentlich belegen könnte. Das macht es für die Künstlerinnen und Künstler schwierig. Und man fragt sich dann: 'Wozu hat denn dieser Verkauf stattgefunden, wenn das Werk dann einfach im Depot landet und nichts mehr damit gemacht wird?'"

... die Transparenz anderer Bundesländer bezüglich ihrer Landeskunstsammlung:

"Es wäre ein großer Wunsch von uns, dass auch in Sachsen-Anhalt mehr Ausstellungen stattfinden, dass eine Sammlungsdokumentation verfügbar ist, die von außen einsehbar ist. Und auch, dass über die Ankäufe jeden Jahres Pressemitteilungen veröffentlicht werden, worin Abbildungen der Werke zu sehen sind. Damit es Dokumente gibt, auf die man sich beziehen kann. Die Werke müssen auch gesehen werden. Denn was bringt so ein Schatz, wenn der hinter verborgenen Mauern liegt und gehütet wird, aber nicht nach außen getragen wird?

Man könnte sich ja als Land Sachsen-Anhalt auch mit diesem Schatz schmücken. Da sind nämlich, vermute ich, ganz tolle Kunstwerke in dieser Sammlung. Man könnte Diskurse anregen mit diesen Kunstwerken. Das alles wird aber nicht gemacht. Und das ist letztendlich auch eine Verschwendung von Steuergeldern, wenn man es so sieht."

... verschenktes Potenzial durch die fehlende öffentliche Sammlungsdokumentation:

"Es wird ja von Politikerinnen und Politikern gerne auf die tolle Performance in der Kunstlandschaft Sachsen-Anhalts verwiesen. Dann frage ich mich, warum dann mit den Dingen, die da sind, nicht gearbeitet wird. Hier müssten viel mehr Mittel eingesetzt werden, um Einrichtungen wie die Dokumentationsstelle Kunst zu fördern, um einen größeren Personalstab zu haben, um Budget zu haben für Ausstellungen. Aber man muss es auch wollen und Konzepte dafür haben.

Auf keinen Fall ist es im Sinne der Künstlerinnen und Künstler, wenn die Informationen zurückgehalten werden. Es ist total wichtig, zeigen zu können, eine bedeutende Künstlerin oder ein bedeutender Künstler zu sein. Und dann will ich belegen können, welches Werk es war. Im Sinne des Datenschutzes kann ich das nicht nachvollziehen, warum das sensible Daten sein sollten."

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MDR (Daniel George)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. November 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

steka vor 25 Wochen

Das Landesverwaltungsamt verwaltet ebne die Kunstwerke, registriert und schließt weg. Hängt vielleich auch mit dem Gebäude zusammen, der ehemaligen Reichsbahndirektion. Da stand auch überall "Ur für den Dienstgebrauch" drauf oder "vertrauliche Verschlußsache", wurde sicher übernommen.

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