Plattenbau in Wernigerode Dank Solaranlage: Mieter sollen weniger für Strom zahlen

13. September 2022, 10:40 Uhr

Eine Wohnungsgesellschaft in Wernigerode hat Solarpanele auf einem Wohnblock installiert, um Strom zu erzeugen, den die Mieterinnen und Mieter direkt nutzen können. Nach Angaben des Unternehmens wird der Strom für die Menschen so billiger. Etwa die Hälfte des Jahresverbrauchs kann direkt auf dem Dach produziert werden. Bisher fehlen allerdings Speicher, um die Sonnenenergie nachhaltiger zu nutzen.

Mann mit grauen haaren und roten Fleece-Pullover macht ein Selfie vor einem Fachwerkhaus mit MDR-Logo
Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Wohnblöcke mit Flachdächern werden zu Solarkraftwerken. Der erzeugte Strom soll den Mietern zugutekommen. Das ist, ganz vereinfacht gesagt, Inhalt eines Projekts, das jetzt in Wernigerode die städtische Wohnungsbaugesellschaft und die Stadtwerke gestartet haben.

Rund 350 Quadratmeter – so groß ist das Dach dieses typischen Wohnblocks aus DDR-Zeiten in der Dr.-Jacobs-Straße in Wernigerode. Das Haus gehört der kommunalen Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW). Das Dach dieses Wohnblocks glänzt nun schwarz in der Sonne. Dazwischen glänzen aluminiumfarbene Verkleidungen und schwarze Kabelabdeckungen. Auf diesem Dach wurde gerade eine Photovoltaikanlage installiert.

Solarstrom vom Dach selber nutzen

Der erzeugte Strom soll den Mietern in den 40 Wohnungen des Gebäudes zugutekommen. "Wir wollen keinen Gewinn damit machen", sagt GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann, "der Gewinn besteht darin, dass unsere Mieter verbilligten Strom bekommen sollen." Der Strom, der auf dem Dach des Wohnblocks erzeugt werde, könne im Haus verbraucht werden. Der Rest werde ins Netz eingespeist. Alle, die in dem Haus wohnen, sollen davon profitieren.

Etwa 70.000 Kilowattstunden pro Jahr sollen mit der Anlage auf dem Dach erzeugt werden. Das wäre theoretisch rund die Hälfte dessen, was die Mieter in dem Wohnblock pro Jahr verbrauchen. Projektpartner der städtischen Wohnungsbaugesellschaft sind die Stadtwerke Wernigerode GmbH. Das städtische Unternehmen wird nun einen Spezialtarif für dieses eine Gebäude entwickeln. In die Kalkulation einfließen werden die Kosten für den selbst erzeugten Strom, den Kosten für zugekauften Strom und den Einnahmen, die entstehen, wenn der selbst erzeugte Strom ins Netz eingespeist wird.

Stromspeicher fehlen

Auf jeden Fall habe der Mieter einen günstigeren Strompreis, verspricht Stadtwerke-Chef Steffen Meinecke. Zehn Prozent unter dem Grundversorgungspreis liege der ohnehin laut Gesetz. Dann käme noch die Rechnung mit dem selbst erzeugten Strom hinzu, so Meinecke. Der könnte erst einmal im Gebäude selbst verbraucht werden. Der Rest werde ins öffentliche Netz eingespeist.

Meinecke rechnet damit, dass etwa ein Drittel des auf dem Dach erzeugten Stroms im Gebäude selbst verbraucht wird. Ein Grund dafür, dass es nicht mehr sein wird, liegt im Fehlen von Stromspeichern. Diese seien im Moment einfach zu teuer für einen wirtschaftlichen Betrieb, so Meinecke. Speicher wären wichtig, weil die höchsten Werte von Stromerzeugung und Stromverbrauch zu verschiedenen Zeiten anfallen.

Nun müssen nur noch die Mieter mitziehen, indem sie einen Stromliefer-Vertrag abschließen. Mehr als die Hälfte müssen mitmachen, wenn das Projekt funktionieren soll. In den Chefetagen der beiden Gesellschaften ist man jedoch sehr zuversichtlich.

Gesellschaft will Solarstrom für alle Plattenbauten in der Stadt

Die kommunale Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) besitzt ziemlich viele solcher Wohnblöcke mit Flachdächern. GWW-Chef Zeigermann hat angekündigt, nach und nach alle Plattenbauten seiner Gesellschaft mit Photovoltaikanlagen ausrüsten zu wollen.

Der nächste Wohnblock soll bereits im Frühjahr in Angriff genommen werden. Er steht gleich neben dem, der gerade umgerüstet wurde. Die Stadtwerke wären dann auch mit dabei. Christian Zeigermann: "Wir besitzen die Dächer, und wir verstehen das Know-how für die Häuser. Die Stadtwerke verstehen das Thema Energie und Stromerzeugung. Beides wollen wir zusammenbringen."

MDR (Carsten Reuß, Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. September 2022 | 21:45 Uhr

14 Kommentare

ElBuffo am 13.09.2022

Die Gefahr besteht in der Tat, je weniger CO2 in die Landschaft gepustet wird. Man könnte natürlich auch schrägere auf die Wiese stellen. Aber da meckern bestimmt auch welche. Selbst wenn es nicht schneit.

THOMAS H am 13.09.2022

So schön wie die Sache klingt, ergeben sich für mich mehrere Fragen:
Wer hat die Kosten für die Solaranlagen übernommen oder sind es Modernisierungskosten, die auf die Mieterschaft umgelegt werden?
Wenn es Modernisierungskosten sind, wie hoch ist dann der Gewinn für die Mieter durch die Einsparungen beim Strompreis oder wird es gar keinen geben und die Mieterschaft zahlt durch die Modernisierungskosten noch drauf?
Ist es ein zusätzlicher Stromliefervertrag, welchen die Mieter abschließen sollen oder wie wird mit den bestehenden Verträgen (bei solch einem Mehrfamilienhaus, haben bestimmt nicht alle Mieter den gleichen Stromanbieter) verfahren?
Dies sollte m. M. auch öffentlich gemacht werden, so daß zu ersehen ist, ob sich solche Investitionen auch wirklich für die Mieter lohnen.

AlexLeipzig am 13.09.2022

Einfach super. Genauso ist es doch auch gedacht. Und das hätte mit entsprechender staatlicher Förderung schon längst im großen Stil passieren können und müssen. Leider haben die vorherigen Regierungen entsprechende Förderungen und Anreize völlig verpennt. Es sollte ein mahnendes Beispiel sein!

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