"Westlöffel & Ostkaffe" Quedlinburg ehrt Künstler Moritz Götze zu seinem 60. Geburtstag mit Ausstellung
Hauptinhalt
26. Juli 2024, 10:48 Uhr
Moritz Götze ist vor allem für seine Emaille-Kunst bekannt, die an Fassaden in Leipzig, Erfurt und Dresden zu sehen ist. Heute wird der aus Halle stammende Künstler 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass feiert ihn seine Heimat Sachsen-Anhalt mit einer besonderen Ausstellung. Im Feininger Museum Quedlinburg werden Götzes Pop-Art-Karikaturen gezeigt. Die farbenfrohe Schau mit dem Titel "Westlöffel & Ostkaffe" erzählt aus dem Leben des Künstlers und was ihn aktuell umtreibt.
- Geprägt von seinem künstlerischen Elternhaus wollte Moritz Götze eigentlich Museumsdirektor werden.
- Die Ausstellung ist eine Werkschau, die sowohl das Leben des Künstlers zeigt als auch einen Blick in die Geschichte wirft.
- Die Emaille-Kunst, für die Moritz Götze vor allem bekannt ist, spielt in der Ausstellung in Quedlingburg eine eher untergeordnete Rolle.
Schon im Innenhof des Museums Lyonel Feininger in Quedlinburg ist ein Moritz-Götze-Werk zu sehen: "Zeit raubt Schönheit" – geschaffen aus Emaille, dem wichtigsten Material des Künstlers. Ein blonder Junge blickt mit großen, wachen Augen auf seinen Kosmos: auf Bücher, Blumen, Alte Meister, Laptop und auf Käfer, Bohrmaschine, Bilder, Klebeband, auf eine Teetasse. Auch ein Bild, gemalt vom Enkel Moritz Götzes, hat der Künstler auf der Emaille verewigt – als Inspiration seiner Arbeitswelt.
Ich wollte immer Museumsdirektor werden, dadurch habe ich so einen Hang zum Sammeln.
Künstler statt Museumsdirektor
Er habe eigentlich Museumsdirektor werden wollen, da er sich für Geschichte interessiere, sagt Moritz Götze. "Dadurch habe ich so einen Hang zum Sammeln." Moritz Götze wird heute 60 Jahre alt. Er wurde 1964 in Halle in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Museumsdirektor ist er nicht geworden – dafür einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler aus Sachsen-Anhalt.
Adina Christine Rösch, die Direktorin des Museums Lyonel Feininger, ist begeistert, Götze und seine Ausstellung nach Quedlinburg bekommen zu haben: "Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, es ist sehr kleinteilig – viele versteckte Objekte, verschiedene Botschaften – chiffriert, mal nicht chiffriert." Man könne sich wirklich lange an einem einzelnen Blatt oder Gemälde aufhalten.
Und so zeigt Rösch in den Räumen ihres Quedlinburger Museums die Kunst von Götze gleich 60 Mal. Darunter befindet sich zum Beispiel ein Bild, das er im Alter von zwölf Jahren malte. Auch kann man in der Schau seine ersten Drucke sehen, die Götzes Durchbruch als Künstler waren. Und man entdeckt, dass er seine frühen Grafiken zunächst mit viel olivgrün gestaltet hatte – erst später wurden klare Farben und prickelnde Pastelle sein Markenzeichen.
Geprägt von Pop-Art
Dass er vor allem die Primärfarben rot, blau gelb verwendet, führt der Künstler selbst auf seine Prägung aus Kindertagen zurück. "Wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass ich aus einem künstlerischen Pop-Art-Elternhaus komme, wo die Bilder meiner Eltern immer sehr farbig, sehr primärfarbig waren."
Seine Kunst ist nie depressiv, immer einladend und eher fröhlich, heiter, beschwingt – dem Leben zugewandt. Botschaften gibt es in den Bildern nicht, Geschichten schon. Doch jeder soll diese für sich interpretieren. Vorgeben möchte Götze nichts. Museumschefin Rösch hebt seine vielen verschiedenen Einflüsse hervor: "Man erkennt natürlich einzelne Elemente des Pop-Art, Comic-Elemente, viele verschiedene Vorbilder – gerade auch in den Historienbildern, die von Moritz Götze adaptiert wurden."
Die ganze Kunstgeschichte und Kulturgeschichte ist wie ein großer Steinbruch.
Werkschau aus Leben und Geschichte
"Westlöffel & Ostkaffe" steht als Überschrift über der Werkschau des Museums Lyonel Feininger. Der Titel ist einer Grafik aus den späten Achtzigern entlehnt. Und weil Geschichte für Götze besonders wichtig ist, darf diese in seinem Atelier nicht fehlen. Er umgibt sich mit zahlreichen historischen Gegenständen. Auch das zeigt die Ausstellung in Quedlinburg: An den Wänden hängen die Bilder, aber in der Mitte des Raumes steht eine riesige Glasvitrine mit des Künstlers Welt – Bücher, Blätter, Kaffeetasse, Utensilien und wertvolle Unikate auf 1,80 mal 1,80 Metern.
"So sieht das dann bei mir im Atelier aus", kommentiert Götze die Vitrine. Viele Sachen lägen ganz selbstverständlich herum und würden irgendwo hängen, "in museologischer Hinsicht sehr unkonventionell." Gegenstände könne er gar nicht genug um sich haben. Manch wertvolles Blatt werde dann auch mal mit Reißzwecken an die Wand gepinnt.
"Letztendlich ist die ganze Kunstgeschichte und Kulturgeschichte wie ein großer Steinbruch, aus dem ich meine Ideen schöpfe", so Götze. Das kippe er dann alles in eine Kiste und dann habe er sozusagen ein neues Bild fertig.
Moritz Götze ist bekannt für Emaille-Kunst
Seine riesigen Wandbilder aus Emaille, für die er mittlerweile bekannt ist, sieht man heute an Fassaden in Erfurt, Dresden, Leipzig, Berlin oder auch in seiner Heimatstadt Halle. Seit 20 Jahren gestaltet er die Schlosskirche St. Aegidien in Bernburg aus. Im Mai wird dort der nächste Abschnitt fertig. Vieles mache er gleichzeitig, so Götze – Emaille, Malerei, Grafik und Kunst am Bau, inklusive Wettbewerben.
Auch die Einladung zur Ausstellung in Quedlinburg hat er angenommen, wo sein Schaffen nun bis Ende August im Museum Lyonel Feininger zu sehen sein wird.Zu Götzes 60. Geburtstag ist außerdem eine Sommerparty im Hof geplant – direkt am neuen Emaille-Bild des Haues. Dort kann dann jeder für sich entscheiden, ob Zeit wirklich die Schönheit raubt.
Weitere Informationen zur Ausstellung
"Westlöffel & Ostkaffe"
vom 19. Mai bis 26. August 2024
im Museum Lyonel Feininger
Schloßberg 11, 06484 Quedlinburg
Öffnungszeiten:
Mi.–Mo. und Feiertage: 10–18 Uhr
Di.: geschlossen
Eintrittspreise:
9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Link zur Ausstellung
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 18. Mai 2024 | 12:15 Uhr