Chronologie Neue Wohnungen vs. Naturschutz – Streit um Stadtmarsch in Magdeburg

24. Januar 2020, 13:47 Uhr

Die Pläne für ein neues Wohnviertel am Stadtpark werden in Magdeburg seit Jahren kontrovers diskutiert. Naturschützer wehren sich gegen den möglichen Bau. Wie die Planungen bisher verlaufen sind – ein Überblick.

Die Wohnungsbauunternehmen Wobau und MWG planen ein neues Wohnviertel in bester Lage direkt an der Elbe. Geplant ist, dass es möglichst ohne Energie von außen auskommt und Magdeburg auf dem Gebiet zum Vorreiter macht. Das Gebiet soll außerdem autofrei und über eine neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke erreichbar sein.

Januar 2020 – Pläne werden weiter geprüft

Die Planungen für das neue Wohnviertel können weitergehen. Das hat der Stadtrat am Donnerstag beschlossen – und damit den Antrag der Fraktion Gartenpartei/Tierschutzallianz abgelehnt. Insgesamt 17 Räte stimmten für den Antrag, 34 waren dagegen. Außerdem gab es 5 Enthaltungen.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sprach im Anschluss bei MDR SACHSEN-ANHALT von einer guten und vernünftigen Entscheidung. Im Februar 2018 hatte der Stadtrat dafür gestimmt, eine mögliche Bebauung zu prüfen.

Das sendet ein Signal aus, dass wir als Stadt seriös sind und dass man einmal gemachte Entscheidungen nicht einfach beliebig aufhebt.

Oberbürgermeister Lutz Trümper

Die Bürgerinitiative will nicht aufgeben und bei einem Treffen beraten, wie sie weiter vorgeht.

Januar 2020 – Grundsatzentscheidung im Stadtrat

Der Stadtrat entscheidet am 23. Januar über einen Vorstoß von Gartenpartei/Tierschutzallianz. Die Fraktion hatte im September in einem Antrag gefordert, die Pläne auf Eis zu legen. Über den Antrag wurde inzwischen in drei Ausschüssen beraten.

Januar 2020 – Schüler stellen Visionen vor

Schülerinnen und Schüler des Internationalen Stiftungsgymnasiums stellen vor, was sie sich für den Magdeburger Stadtmarsch wünschen. MWG und Wobau hatten zu dem Schülerwettbewerb aufgerufen. Ergebnis: Die Kinder hätten vor allem gern viel Grün.

Merle und Yasmen (v.l.) mit ihrem Projekt.
Weitere Vorschläge der Kinder: vegane Restaurants, Gemeinschaftsgärten und Wasserstoffautos. Bildrechte: MDR/Daniel Tautz

Januar 2020 – Großer Andrang bei Diskussionsrunde

Das studentische Netzwerk In:takt veranstaltet eine öffentliche Diskussionsrunde zu den Bebauungsplänen. Die Resonanz ist so hoch, dass einige Magdeburger die Veranstaltung im Stehen verfolgen. Das Publikum hat so viele Fragen, dass eine eigentlich geplante Podiumsdiskussion ausgelassen wird.

November 2019 – Die Baupläne werden grüner

Aufgrund der anhaltenden Diskussionen zum Bau verändern und konkretisieren MWG und Wobau ihre Pläne. Sie lauten ab sofort "Grüner Stadtmarsch". Geplant sei nun ein Wohnquartier, das so gut wie ohne Energie von außen auskomme. Das Areal solle zudem autofrei sein.

September 2019 – Antrag auf Rücknahme der Pläne

Die Fraktion aus Gartenpartei und Tierschutzallianz beantragt, die Pläne für die Bebauung zu kippen. Die Begründung: Die geplante Stadtmarschbebauung sei sehr umstritten. Das Areal gehöre zum Stadtpark und solle als Grünfläche/Parkanlage ausgewiesen werden. Der Stadtpark habe eine wichtige stadtklimatische Bedeutung, müsse geschützt und aufgeforstet werden.

Juli 2019 – Bürgerinitiative macht mobil

Es gründet sich eine Bürgerinitiative gegen die Baupläne. Ihr Name: "Rettet den Stadtpark Rotehorn". Die Mitglieder fordern, dass vorhandenes Stadtgrün erhalten bleibt und in dem Areal keine Wohnungen gebaut werden.

Januar 2019 – Bäume werden illegal gerodet

Auf dem für den Bau vorgesehenen Gebiet werden Bäume abgeholzt – ohne Erlaubnis. Die MWG gibt zu, die Fällungen in Auftrag gegeben zu haben, ohne vorher bei der Stadt nachzufragen. Die Genossenschaft gibt an, mit der Aktion der Verkehrssicherungspflicht nachgekommen zu sein. Baurecht für eine Wohnanlage besteht zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Januar 2019 – Ideenwettbewerb zur Bebauung

Zwölf Architekten steuern Ideen bei, wie die Fläche am Kleinen Stadtmarsch bebaut werden könnte. MWG-Vorstand Thomas Fischbeck sagt, das neue Wohnviertel solle sich vom Rest der Stadt nicht abgrenzen. Nach Möglichkeit solle es eine weitere Fußgängerbrücke geben, die vom neuen Wohnviertel in die Innenstadt führe.

April 2018 – Online-Petition gegen den Bau

Gartenbesitzer der Kleingartenanlage "Am Domfelsen" haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Roland Zander von der Gartenpartei startet eine Online-Petition. Er setzt sich dafür ein, dass die Fläche am Kleinen Stadtmarsch nicht bebaut wird. Am Ende gibt es knapp 2.500 Unterstützer, davon etwa 2.000 aus Magdeburg.

Februar 2018 – Grünes Licht für mögliche Bebauung

Der Stadtrat stimmt grundsätzlich für die Möglichkeit, den Kleinen Stadtmarsch zu bebauen. In einem sogenannten Satzungsverfahren soll geprüft werden, ob ein Bau tatsächlich möglich ist und wie er aussehen kann. Vorgesehen ist ein Wohngebiet für genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbau mit hohem Grünanteil.

Das Wohngebiet soll sozial durchmischt sein, auch Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen sollen sich die Wohnungen leisten können. Zudem ist geplant, dass die Bürger frühzeitig in die Planungen einbezogen werden und dass es auf dem angrenzenden Messeplatz auch nach der Bebauung Veranstaltungen gibt.

Dezember 2017 – Wobau und MWG melden Interesse an

Die Wohnungsunternehmen Wobau und MWG wenden sich an die Stadt und stellen einen Antrag: Sie wollen, dass ein Plan erstellt wird, wie das Gelände erschlossen werden kann. Man habe sich entschlossen, bei der Entwicklung des Areals mitwirken zu wollen.

Quelle: MDR/kb

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Januar 2020 | 07:30 Uhr

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