Illegale Schmierereien Immer mehr Graffiti in Magdeburg

04. August 2022, 12:01 Uhr

Die Zahl der illegalen Graffiti steigt in Magdeburg kontinuierlich an. Das erklärt die Stadt in einer Vorlage für die Ratssitzung im September. Einen erheblichen Anteil der Tags und Graffiti ist den Angaben zufolge auf Fußballfans zurückzuführen. Das FCM-Fanprojekt will legale Flächen bereitstellen.

Zwischen 2016 und 2020 sind in Magdeburg mehr als 4.000 illegale Graffiti angezeigt worden. Über diese Zahlen der Polizei informiert die Stadt in einer Vorlage für die nächste Ratssitzung Anfang September. Demnach ist 2020 die Zahl der illegalen Graffiti um 55 Prozent im Vergleich zu 2016 gestiegen. Auffällig sei, dass allein auf den Stadtteil Stadtfeld-Ost allein ein Drittel aller Anzeigen entfallen.

Die Aufklärungsquote ist vergleichsweise gering, hat sich im Laufe der Jahre aber verbessert. Lag sie 2016 noch bei sechs Prozent, wurden 2020 immerhin 14 Prozent aller Täter ermittelt. Im vergangenen Jahr wurden bei der Magdeburger Polizei mehr als 1.000 Graffiti angezeigt.

Stadt plant keine legalen Flächen

In der Vorlage werden auch unterschiedliche Maßnahmen gegen die Schmierereien genannt. Eine Möglichkeit wäre die Legalisierung. Mit bereitgestellten Flächen hat die Stadt in der Vergangenheit gute Erfahrungen gesammelt. Zuletzt wurde aber auch die Aerosol Arena aufgegeben. Aktuelle Projekte gibt es seitens der Stadtverwaltung in diesem Bereich nicht.

Allein das Fanprojekt des 1. FC Magdeburg bemüht sich derzeit um eine Vermittlerrolle zwischen Sprayern und Hausbesitzern. So sollen Künstler Fassaden legal gestalten können. Die Stadt fordert vom Verein aber noch weitere Anstrengungen. Konkret soll es um Prävention gehen. In der Vorlage heißt es wörtlich: "Eine weitere Zielgruppe sind sogenannte Fußballfans, die einen erheblichen Anteil an Tags und Graffiti innerhalb der Stadt anbringen. Es ist dringend erforderlich, dass sich auch der 1. FC Magdeburg selbst seiner Verantwortung stellt.

FCM-Fanprojekt will Flächen bereitstellen

Die Stadt fordert vom FCM, sich regelmäßig von den Schmierereien zu distanzieren und auf die "soziale Unwertigkeit des Beschmierens von Hausfassaden" hinzuweisen. Wie der Verein auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, ist auf einem Fanabend darauf hingewiesen worden. Das Fanprojekt plane eigene Projekte wie Veranstaltungen oder die Bereitstellung von legalen Flächen.

Die Prävention kann – wenn es nach der Stadt geht – noch in weiteren Formen stattfinden. Unter anderem bietet sie laut Vorlage Otto-Kampagnen für Sprayer aber auch für Hausbesitzer an. Letztere könnten Fassaden begrünen oder besser beleuchten. Bei der Prävention sollen aber auch Schulen, Vereine und Bildungseinrichtungen ins Auge gefasst werden, um Kinder und Jugendliche besser aufzuklären.

Graffiti mit dem Titel "Die wachsame Walerie" an zwei Plattenbauten
Graffiti als Kunst: In Magdeburg-Nord hat der Berliner Graffitikünstler Coky One im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft Otto von Guericke ein 300 Quadradmeter großes Bild an zwei Plattenbauten gesprüht. Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Bis zu drei Jahre Haft möglich

Dabei soll auch stets darauf hingewiesen werden, dass es sich bei dem Aufbringen illegaler Graffiti um Sachbeschädigung handelt. Der Strafrahmen dafür beginnt bei einer Geldstrafe. Täter können aber auch bis zu drei Jahre ins Gefängnis gehen. Schon der Versuch ist strafbar.

Die Vorlage stellt auch Maßnahmen anderer Kommunen vor. Pforzheim im Nordschwarzwald hat es demnach mit Hilfe eines Anti-Graffit-Mobils geschafft, eine der graffitifreiesten Städte Deutschlands zu werden. Plauen bindet die Täter in die Entfernung ihrer Schmierereien ein. Erfurt unterstützt die privaten Eigentümer bei der Entfernung finanziell. Und in Halle sucht ein Team der Freiraumgalerie regelmäßig nach freien Fläche für die Sprayer. Sieben findet das Team im Schnitt pro Jahr und könnte seine Aktivitäten auf Magdeburg ausweiten.

MDR (Max Hensch, Mario Köhne, Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. August 2022 | 08:30 Uhr

9 Kommentare

Mitteldeutsch am 05.08.2022


Daniel hat schon Recht. Solange die FCM Verantwortlichen sich Wegducken müssen Kosten für Spezialfirmen getragen werden. Ich bin ja dafür wenn Farbdosen dann mit leicht wasserlöslichen Bio-Inhalten die sich selbst abbauen und außerdem gesund sein dürfen. Lacke und Farben sind das nie und sollten nicht in Dosen angeboten werden.

Der Pegauer am 04.08.2022

Solange diese Schmierereien in gewissen Kreisen als Kunst gehuldigt werden, wird sich nicht viel ändern. Vielleicht sollte sich die EU mal mit diesem Thema befassen und die Produktion von Farb-Spraydosen rigoros verbieten. Bei anderen Dingen ist man ja auch nicht zimperlich. Und das beim Sprühen Gase freigesetzt werden, die zum Treibhauseffekt beitragen, stört wahrscheinlich die Umweltbewegten am allerwenigsten.
Also weiter schmieren!

Thommi Tulpe am 04.08.2022

Sollte der FCM-Graffiti-Fan demnächst eine Brockenhexe in sein "Kunstwerk" einbauen? Vielleicht haben Sie dann eher zumindest etwas Freude an dem Ganzen!?

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