Digitalisierung Wie Azubis als "Digiscouts" ihren Unternehmen helfen
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24. März 2024, 17:56 Uhr
Für die junge Generation ist eine Welt ohne Handy, Künstliche Intelligenz und Internet nicht mehr vorstellbar. Manch älterer Firmen-Chef ist da eher überfordert. Das Projekt "Digiscouts" ermuntert daher Unternehmen, ihre Azubis loszuschicken, um im Betrieb eigenverantwortlich Digitalisierungsprojekte umzusetzen.
- Das "Digiscouts"-Projekt arbeitet mit dem digitalen Wissensschatz der jungen Generation.
- Zehn altmärkische Unternehmen sind derzeit dabei.
- Digitalisierung führt zu weniger Stillstand und weniger Müll.
Bei Flachglas Nord-Ost in Osterburg entstehen rund 1.500 Sicherheitsglasscheiben pro Tag, wenn die Maschinen laufen. Manchmal fehlen Ersatzteile wie Riemen, Ritzel und Lagerschalen – und das ärgert die Azubis, denn dann steht die große Glasveredelungsmaschine in der Mitte der riesigen Fabrikhalle mal wieder still.
"Wenn die Maschine steht, verlieren wir Geld, können das Glas nicht rechtzeitig liefern. Um es in Zukunft schneller hinzubekommen, haben wir hier die Digitalisierung vorgenommen", erklärt der angehende Mechatroniker Laurenz Hundt.
Digitales Wissen der Azubis nutzen
Denn genau darum geht es: Das "Digiscouts-Projekt" arbeitet mit dem digitalen Wissensschatz der jungen Generation, indem Auszubildende in ihren Betrieben Digitalisierungspotentiale aufspüren, bearbeiten und eigenverantwortlich umsetzen.
Gemeinsam haben Laurenz Hundt und die anderen Auszubildenden zunächst die Bedarfe für digitale Angebote im Unternehmen erfasst.
Azubis entwickeln digitales Wartungsbuch
"Es waren viele Themen. Die Unternehmenswelt ändert sich, die Digitalisierung schreitet voran, man kann nicht alles mit einmal machen, aber ich denke, unsere Azubis haben das richtige Thema ausgesucht", sagt Flachglas-Geschäftsführerin Anja Krost, die das "Digiscouts"-Projekt ihrer Azubis inhaltlich und finanziell unterstützt. Denn Laurenz Hundt und die anderen Azubis entwickeln als "Digiscouts" ein digitales Wartungsbuch für den Toolshop für die wichtige Glasveredelungsmaschine.
"Digiscouts" Altmark
Zehn altmärkische Ausbildungsbetriebe machen mit beim landkreisübergreifenden "Digiscouts"-Projekt. Das Projekt arbeitet mit dem digitalen Wissensschatz der jungen Auszubildenen, die damit Innovation in ihre Betriebe bringen.
Der Altmarkkreis Salzwedel, der Landkreis Stendal und die Stadt Salzwedel unterstützen das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt. Das Projekt geht insgesamt über einen Zeitraum von sechs Monaten. Im Mai 2024 werden alle Ergebnisse präsentiert. Danach zieht der Projektträger, das RKW-Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt, dann weiter in die nächste Region – die Magdeburger Börde.
Affinität der Azubis zur Digitalisierung nutzen
"Digiscouts"-Projektkoordinator Sebastian Marschall betreut momentan zehn altmärkische Unternehmen mit 25 Auszubildenden und schaut regelmäßig auch in der Osterburger Glasfirma vorbei, um sich nach dem Vorankommen im Projekt zu erkundigen, den Azubis Tipps zu geben und im Projektmanagement zu coachen.
Es ist total wichtig, die Azubis mit einzubeziehen, denn sie haben eine Affinität zur Digitalisierung und damit ist es eine Chance für jeden Betrieb, die Digitalisierung so anzupacken.
"Es ist total wichtig, die Azubis mit einzubeziehen, denn sie haben eine Affinität zur Digitalisierung und damit ist es eine Chance für jeden Betrieb, die Digitalisierung so anzupacken", erklärt Projektmanager Sebastian Marschall vom RKW-Kompetenzzentrum. Schließlich gäbe es in Unternehmen noch immer Hürden und Berührungsängste mit dem Thema und in der Regel spränge durch das "Digiscouts"-Projekt immer eine tolle digitale Lösung für die Unternehmen heraus.
Marschall erkennt auch den Mehrwert des digitalen Wartungsbuches für den Ersatzteilschrank in Osterburg und lässt sich daher alle weiteren Schritte, die die Azubis planen, ganz genau erklären. Damit die Glasveredelungsmaschine kaum noch stillsteht, sollen Barcodes zum Einsatz kommen. Wenn ein Teil entnommen oder der Schrank damit bestückt wird, wird der passende Barcode mit einem Scanner zukünftig digital erfasst.
Sollte die Stückzahl der Ritzel, Riemen und Lagerschalen unter den Mindestwert zehn sinken, geht automatisch eine digitale Information ans Büro, damit sofort nachbestellt werden kann.
Weniger Müll, mehr digital
Möglichst digital zu sein, das ist den Azubis wirklich wichtig und zwar nicht nur, weil es weniger Stillstand bedeutet. So erklärt der angehende Maschinen- und Anlagenführer Quentin Stenzel: "Mir ist es wichtig, dass wir möglichst digital sind und dadurch weniger Müll produzieren."
Seine Mitstreiterin und angehende Industriekauffrau Chayenne Nassedat sagt: "Wir arbeiten hier im Unternehmen möglichst papierlos und an vielen Stellen schon sehr digital. Das finde ich gut." Davon darf es gerne mehr werden und so hilft das "Digiscouts"-Projekt den Azubis ganz nebenbei, ihre digitalen Kompetenzen sowie ihr digitales Wissen zu erweitern und Erfahrungen im Projektmanagement zu sammeln.
Mit ihrem Projekt "Digitaler Wartungsschrank" kommen Chayenne, Quentin und Laurenz gut voran. Zu wenige Ersatzteile im Schrank – dank Digitalisierung ist das in Kürze so gut wie ausgeschlossen.
MDR (Carina Emig, Max Schörm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. März 2024 | 19:00 Uhr
DanielSBK vor 27 Wochen
Wenn die Fertigungsmaschine still steht, dann braucht man einen "Schlosser" (=die Alten werden sich erinnern). Das sind meist Männer mit schmutzigen Händen aber nicht dumm und können einen analog ausgedruckten Maschinenplan lesen und die wissen auch, wie rum man einen Maulschlüssel anfasst .... dann läuft die Produktion und es kann Geld verdient werden. Ich kann das leider nicht bei diesen "Digiscouts" (klingt wie Pokemon) erkennen...
Deutscher_Patriot vor 27 Wochen
Das ist ja sehr gut, dass die jungen Leute sich so in ihr Unternehmen einbringen, mitdenken und zusehen, dass es läuft.
Das macht ja auch Hoffnung für Deutschland.
Man sollten den jungen Menschen mehr zutrauen.
steka vor 27 Wochen
Da bekomme ich richtig Angst bei dem Digitalisierungswahn. Der Ukrainekrieg, so tragisch wie der ist, Drohenangriffe können das Leben dort nicht lahmlegen. hier eicht es einen Strommast lahmzulegen, bei der Bahn einzelne gezielt ausgewählte Gebäunde zu zerstören und dann fährt in meheren Bundesländern nicht mehr auf der Schiene außer dort wo noch die
über 100 Jahre alte Technik existiert. Verwaltungen, Krankenhäuser und andere Einrichtugen wurden schon mehrmals gehackt und lahmgelegt. Wie paßt das mit unserer Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft zusammen ?